«Biomorph» ist die Science-Fiction-Horrorversion von «Kirby»
In «Biomorph» verwandelst du dich in deine Gegner, um die Welt zu erkunden. Klingt nach «Kirby», aber eben nur fast. Dem Twist in der Metroidvania-Formel mangelt es allerdings in einem Punkt.
Der zweite Titel von Lucid Dream Studio versetzt mich zurück in einen Cartoon der frühen 2000er Jahre. Der Stil von «Biomorph» erinnert mich an «Invader Zim» oder «The Powerpuff Girls» – einfach in düster. Das ist geil. Auch sonst überzeugt mich das Spiel beinahe vollkommen.
Kirby meets Metroidvania
Zu Beginn erwache ich als Charakter Harlo in einer heruntergekommenen, ausserirdischen Anlage. Meine beiden Arme sind die sprechenden Waffen Eny und Zeki. Wir wissen nicht genau, wer wir sind und was wir hier tun. Also machen wir uns auf, die Anlage zu erkunden.
Am Anfang kann ich nur springen und ausweichen. Während der Eröffnungssequenz lerne ich den Nahkampfangriff mit Eny und entdecke «Mementos». Bei letzteren handelt es sich um Upgrades, die ich ausrüsten kann und die diverse Effekte haben. Dann lerne ich die Hauptmechanik des Spiels kennen: das Morphen.
Nachdem ich einen Gegner in seine Einzelteile zerlegt habe, kann ich mich in ihn verwandeln und ihn kontrollieren. Ähnlich wie bei den «Kirby»-Plattformern. Morphe ich häufig genug in einen Gegnertypen, erhalte ich die Fähigkeit zum Morphen permanent. Wiederhole ich den Vorgang erneut, verbessere ich die Fähigkeiten oder erhalte neue.
Diese brauche ich auch. Typisch für das Metroidvania-Genre sind gewisse Bereiche nur mit spezifischen Fähigkeiten erreichbar. An viele davon gelange ich mit den Skills der Gegner, in die ich morphen kann. Später im Spiel muss ich die Gegnerfähigkeiten dann auch kombinieren. Einziger Negativpunkt an diesem Gameplay-Element ist jedoch, was die «Kirby»-Spiele so toll macht: Die Morphs sind vor allem fürs Erkunden relevant. In «Kirby» brauche ich die gegnerischen Formen fürs Erkunden UND Kämpfen. Hier greife ich bei den Kämpfen lieber auf Harlos normale Form zurück. In dieser macht das Beseitigen von Gegnern Laune. Die Bosse dürften aber etwas schwieriger sein, denn ihr Moveset ist klein und leicht durchschaubar.
Wunderbare Präsentation
Wie sich nach der Einführung herausstellt, dreht sich die Geschichte um eine Alieninvasion und deren Einfluss auf eine Stadt in der Nähe. Die Story ist nichts Bahnbrechendes, aber dennoch okay. Die quirligen, liebevoll animierten Charaktere haben grossen Einfluss darauf. Suchst du aber nach Storytelling auf dem Niveau von «Hollow Knight» oder «Ender Lilies: Quietus of the Knights» bist du fehl am Platz. Immerhin: Zahlreiche Zwischensequenzen, die für ein kleines Studio super animiert sind, versüssen die Spielerfahrung.
Neben der Hauptmission kann ich zahlreiche Nebenmissionen machen. Diese haben unter anderem Einfluss auf die Stadt Blightmoor, die als Hub fungiert. Bei gewissen Missionen kann ich Baupläne finden und auf Basis derer neue Gebäude errichten. So habe ich Zugang zu neuen Shops, die mir neue Upgrades ermöglichen. Dass sich die Stadt auch optisch verändert, ist ein zusätzlicher Ansporn, die Missionen zu absolvieren.
Auf den ersten Blick wirkt die Welt von «Biomorph» eintönig. Dies ist vor allem dem dunklen Farbschema geschuldet. Tatsächlich sind die verschiedenen Bereiche äusserst abwechslungsreich. An gewissen Stellen zoomt die Kamera heraus und mir wird erst so die Grösse der Spielwelt bewusst.
Im Vergleich zur Grösse der Welt ist der Soundtrack klein. Zwar gefällt mir dieser sowie das Sounddesign, aber es dürften mehr Tracks sein.
Quality of Life Features wie eine Minimap, die anzeigt, ob ein Bereich noch Geheimnisse verbirgt, und das Schnellreisen machen das Genre-typische Backtracking angenehm. Mir fehlt jedoch eine Option, um schnell zum letzten Speicherpunkt zurückkehren zu können.
Absolut empfehlenswert
«Biomorph» ist ein tolles Metroidvania, das mich vom ersten Moment an mit seiner tollen Präsentation packt. Das Gameplay-Element mit dem Morphen in Gegner ist gut ins Spiel integriert und sorgt für frischen Wind im Metroidvania-Genre.
Schade ist, dass sich die Morphs nicht wirklich zum Kämpfen eignen. Ich greife dafür lieber auf die normale Form zurück. Auch der eher tiefe Schwierigkeitsgrad dürfte höher sein. Das sind aber meine einzigen grösseren Kritikpunkte.
Stehst du auf Metroidvanias, kann ich dir «Biomorph» wärmstens empfehlen – zumal das Spiel mit um die 20 Franken / Euro verhältnismässig günstig ist.
«Biomorph» ist seit dem 5. April 2024 auf Steam verfügbar.
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.