Bis über beide Ohren verliebt in den neuen Kekzhörer
Tonie- und Tigerbox haben Konkurrenz erhalten: Der neue Kekz-Kopfhörer mischt die Soundparty im Kinderzimmer auf. Meine Tochter hat ihn geprüft – erst widerwillig, dann begeistert.
Jetzt darf sie mal testen. Zwei Wochen lang prüft meine Tochter den neuen kabellosen Kopfhörer für Kinder ab drei Jahren, der seit November auf dem Markt ist, auf Herz und Nieren. Kekzhörer heisst er. Die Idee: Kinder stecken einen runden Audiochip – einen sogenannten «Kekz» – an die Aussenseite der Ohrmuschel und können so eine Geschichte oder Musik hören.
Ihr eigener Alltag habe sie dazu inspiriert, sagen die beiden Gründer des Münchner Start-ups, zwei Familienväter, auf ihrer Website. «Wir wollten eine Lösung für unsere Kinder, die es ihnen ermöglicht, ihre Lieblingsinhalte völlig selbstbestimmt zu steuern – und das so handy- und internetfrei wie möglich.»
Noch weiss meine fünfjährige Testerin nichts von ihrem Glück. Ich habe ihr eine Überraschung versprochen, wenn sie zurück aus dem Kindergarten ist. Dann soll der zweiwöchige Praxistest nämlich starten. Ich selbst amte als Assistentin, beobachte, notiere und stelle Fragen.
Vorbereitung ist (nicht) alles
Ich bin schlau, denke ich mir, und bereite schon alles vor. Wenn Madame Ungeduldig nur zwei Minuten auf die Inbetriebnahme des Kopfhörers warten muss, wird sie schon keine Lust mehr darauf haben.
War gar nicht so schlau, stelle ich dann fest. Innert kürzester Zeit habe ich das Prinzip der neuen Kinder-Sound-Zentrale verstanden und der On-Ear-Kopfhörer ist bereit für die Kinderohren. Jetzt bin ich diejenige, die ungeduldig wartet – auf die Cheftesterin.
Das Kekz-System ist wahnsinnig simpel und wird mit drei Punkten auf der Verpackung erklärt:
- Audiochip einsetzen/herausnehmen, um die Wiedergabe zu starten/stoppen.
- Nächster Titel = 1x auf die Ohrmuschel drücken, letzter Titel = 2x drücken
- Um den Chip zu tauschen, einfach oben auf den Kekz drücken.
Das ist alles. Im Paket befindet sich zwar noch eine etwas ausführlichere Anleitung, die ich aber ausser Acht lasse.
Wenig Schnickschnack, viel Hörerlebnis
Im Prinzip funktioniert der Kekzhörer ähnlich wie die Toniebox, die wir schon zu Hause haben. Statt kleine Figuren auf die Box, kommen nun aber Audiochips auf die rechte Hörmuschel. Praktisch: Das Hörspiel startet nicht einfach, sobald der Kopfhörer eingeschaltet ist, sondern erst, wenn er auch wirklich genutzt wird, also auf dem Kopf sitzt.
Bei der Toniebox habe ich die maximale Lautstärke in der dazugehörigen App eingestellt, beim Kekzhörer fällt das weg: Die Lautstärke ist auf kinderohrengerechte 85 Dezibel begrenzt und mit einem kleinen Schalter in drei Stufen (65, 75 und 85 Dezibel) regelbar. Ich wähle die goldene Mitte.
Das Starter-Set wird mit einem Einführungs-Chip und einem USB-C-Ladekabel geliefert. Ein Netzteil fehlt, ist aber auch nicht nötig: Du kannst jeden beliebigen 5V-Stecker nutzen. Der Hersteller verspricht eine Akkulaufzeit von 15 Stunden. Er schickt mir zudem eine grosse Ladung an Hörspielen und -büchern zum Testen mit. Von «Conni» über «Barbie» bis «Räuber Hotzenplotz» und «Sandmännchen» ist einiges dabei – meine Tochter wird begeistert sein. Denke ich.
Das Kind begeht Arbeitsverweigerung
Falsch gedacht. Ihr Freude, als ich ihr die «Überraschung» präsentiere, verwandelt sich innerhalb einer Millisekunde in Wut, als sie erfährt, dass sie den Kopfhörer testen, aber nicht behalten darf. «Das ist keine richtige Überraschung, das mache ich nicht!», stellt meine Tochter klar, läuft davon und schenkt ihre Aufmerksamkeit demonstrativ ihrer Toniebox.
Tags darauf starte ich den zweiten Anlauf, diesmal mit Erfolg. Widerstandslos willigt sie in ihren neuen Job ein und freut sich. Ich erkläre ihr kurz, wie sie die magnetischen Kekze einsetzt und zwischen den Titeln wechseln kann, den Rest findet sie intuitiv heraus. Und sie nimmt ihre Arbeit fortan sehr ernst.
Der Kopfhörer klebt am Kopf
Für den restlichen Tag nimmt sie den roten Kekzhörer nicht mehr von ihrem Haupt. Am Abend schläft sie sogar mit ihm ein: Wenige Minuten nach dem Zähneputzen finde ich sie schlummernd in ihrem Bett, nehme ihr den Hörer ab und ziehe ihn mir selbst über.
Die Soundqualität verblüfft mich, der «3D-Wunderklang», wie es der Hersteller nennt, ist beeindruckend. Ich höre den Sound mal vorne, mal hinten, mal links, rechts, oben und unten. Ebenso die Tatsache, dass der Hörer auch auf meinem Erwachsenenkopf gut und bequem sitzt, überrascht mich. Der grössenverstellbare Bügel ist oben gepolstert. Aber wie kann ich nun die drei Lautstärkestufen einstellen? Leider kann ich den kleinen Regler oberhalb der linken Hörmuschel nur verstellen, wenn ich den Hörer vom Kopf nehme.
Am Morgen darauf höre ich meine Tochter gut gelaunt in ihrem Zimmer «Bibi und Tina» trällern. Sie, die sonst nur mit Müh und Not aus dem Bett zu bekommen ist, ist schon wach, bevor ich sie wecke. Und hat sich also sofort wieder den Kopfhörer aufgesetzt. Anfängerglück, denke ich mir. Bin aber zugegebenermassen verblüfft. Bleibt abzuwarten, ob das Testobjekt in einer Woche immer noch so spannend ist.
Vor- und Nachteile zur Tonie- und Tigerbox
Wie erwartet lässt die Anfangseuphorie nach einigen Tagen nach. Inzwischen gibt es wieder kopfhörerfreie Stunden zu Hause. Aber (noch) keine kopfhörerfreien Tage: Spätestens am Abend vor dem Schlafen legt sich meine Tochter mit einem Kekz auf dem Ohr hin. Ein Vorteil zu Tonie- und Tigerbox: Der Rest der Familie muss die Geschichte nicht mithören. Auch deshalb ist der Kekzhörer für unterwegs, zum Beispiel im Auto, gut geeignet. Natürlich liessen sich für Tonie- und Tigerbox zusätzlich Kopfhörer anschaffen, die Box musst du aber trotzdem mitschleppen.
Ein Nachteil der Kekzhörer: Sie sind an die Audiochips gekoppelt. Andere Musik oder Hörbücher abzuspielen, ist nicht möglich. Da sind die Tonies mit ihren individuell bespielbaren Kreativ-Figuren weiter. Und für die Tigerbox gibt es die Tigertickets, quasi ein Abo für das gesamte Streaming-Angebot mit etwa 10 000 Titeln innerhalb eines gewissen Zeitraums.
Preislich sind die Hörer günstiger: Das Starter-Bundle kostet 75.60 Franken, die Toniebox 87.90, die Tigerbox 101 Franken. Beim Zubehör – den Hörspielen – liegen die Kekze im Mittelfeld: Einen Chip gibt’s für 13.90 Franken, eine Toniefigur für rund 17 Franken. Der Preis einer Tigercard mit einer Geschichte variiert zwischen 10.50 Franken und 24 Franken.
Fazit: «Mega cool»
Die Chefin kann sich nicht entscheiden, ob sie nun ihre Toniebox oder den ausgeliehenen Kekzhörer besser findet. «Am liebsten hätte ich beides», sagt sie mit Hundeblick. Den Kopfhörer bewertet sie als «mega cool», die Geschichten, die sie testen durfte, ebenso. Gerne hätte sie aber zusätzlich einen «Kreativ-Chip», um ihre eigene Musik – den Kinderanimations-Radau aus den letzten Italien-Ferien oder den «Eiskönigin»-Soundtrack – hören zu können.
Die Assistentin fasst die Erfahrungen der zwei Testwochen in Plus- und Minuspunkte zusammen:
Plus
- Einfache Bedienung für Kinder
- Sitzt bequem auf dem Kopf
- Kein Kabel, kein Zusatzgerät und deshalb super für unterwegs
- Kein Internet oder Bluetooth nötig
- Gute Soundqualität
- Lange Akkulaufzeit: 15 Stunden sind angegeben und reichen locker
Minus
- (Noch) keine selbst bespielbaren Audiochips
- Der dreistufige Lautstärkeregler ist nur mit abgenommenem Hörer verstellbar
Vielleicht schafft es der Kekzhörer heuer sogar noch unter unseren Weihnachtsbaum. Dann als «richtige Überraschung», wie meine Fünfjährige sagen dürfte.
Anna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.