Clever Tonies: Das taugen die neuen Wissens-Figuren für die Toniebox
Unsere Tonie-Familie hat Zuwachs bekommen: Die neuen Clever Tonies sollen Kinder nicht nur unterhalten, sondern auch ihren Wissensdurst stillen. Gelingt das? Und kommen sie an ihre grossen Geschwister ran? Meine Töchter und ich haben reingehört.
Seit vielen Jahren hat die Tonie-Familie einen festen Platz in den Kinderzimmern meiner beiden Töchter. Beziehungsweise davor: Die Box und die Hörspiel-Figuren wohnen auf einem Wandregal zwischen den Kinderzimmertüren.
Aktuell sind einige Familienmitglieder aber im Dienstalter-Sabbatical, zumindest bei der grossen Tochter. Sie ist acht Jahre alt und «Benjamin Blümchen», «Bibi Blocksberg» und «Die Eiskönigin» haben ihre Arbeit schon so oft für sie verrichtet, dass sie ihren Reiz verloren haben. Mit dem langweiligen «Bobo Siebenschläfer» oder der uncoolen «Conni» will sie schon gar nichts mehr zu tun haben. Vielleicht bringen die neuen Wissens-Tonies frischen Wind ins Regal.
Seit Ende Februar sind die Clever Tonies auf dem Markt und seit wenigen Tagen im Galaxus-Shop verfügbar. Das Besondere: Statt bloss mit einer Kindergeschichte oder Kinderliedern zu unterhalten, sollen sie auch noch Wissen vermitteln. Eine Art «Die Sendung mit der Maus» in Tonie-Form also.
Der erste Eindruck: lieblos, dafür günstiger
Da drin sollen gleich vier Tonies stecken?! Das frage ich mich, als ich das erste Clever-Tonie-Set – die «Tierisch!»-Reihe – in meinen Händen halte. Die Verpackung ist überraschend klein und dünn. Mit den gewohnten Tonies haben die neuen Wissens-Tonies optisch denn auch wenig gemein, stelle ich fest. Während die Klassiker nämlich individuell gestaltete, handbemalte Figürchen sind, kommen die neuen lieblos und in spartanischem Design daher.
Alle Clever-Tonies sehen fast gleich aus: wie eine Mikro-Ausführung der Toniebox, allerdings in Flachversion. Auf jedem der 4,5 Zentimeter breiten, 5 Zentimeter hohen und 1,5 Zentimeter tiefen Würfel mit zwei Öhrchen pappt ein gedrucktes Motiv zur jeweiligen Episode. Jedes einzelne scheint verpixelt. Immerhin: Das Gehäuse der Clever Tonies besteht aus bis zu 50 Prozent bio-zirkulärem Material. Das bedeutet, dass bei der Produktion die Hälfte des Materials aus wiederverwerteten Rohstoffen gewonnen wird. Einen Schönheitspreis gewinnen die Clever Tonies trotzdem nicht. Das müssen sie aber auch nicht.
Die vier Figuren stecken in einer Kartonschablone, hinzu kommt ein kleiner Flyer mit ein paar wenigen Sicherheitshinweisen. Mehr gibt’s in der Verpackung, die ganz ohne Plastik auskommt, nicht.
So viel Bescheidenheit kommt dem Preis etwas zugute. Ein Vierer-Set mit je 30 Minuten Audioinhalt kostet um die 35 Franken, einen einzelnen Clever Tonie bekommst du für rund 13 Franken. Zum Vergleich: Für einen klassischen Einzel-Tonie zahlst du in der Regel zwischen 16 und 20 Franken. Kein günstiger Hörgenuss. Immerhin weiss ich aus Erfahrung, dass die Kinder ein- und dieselbe Geschichten gut und gerne mehrere Male abspielen.
Ab auf die Box!
Die Handhabung der neuen Tonies ist wie gewohnt unkompliziert: Du stellst eine Figur auf die Box, die mit dem heimischen WLAN verbunden ist, und drückst wenige Sekunden auf eins der Öhrchen. Sobald das LED auf der Oberseite grün leuchtet, startet die Geschichte.
Eine wichtige Eigenschaft bleibt bei der Clever-Reihe: Die Figuren haften magnetisch und bleiben so stabil auf der Box stehen. Den unverhofften Kipptest meiner jüngeren Tochter beim Boxentransport über zwei Hausetagen übersteht der Clever Tonie problemlos und ohne Hörspiel-Unterbruch.
Inhaltlich überzeugt die Episode über die schnellsten und langsamsten Tiere meine Jüngere aber nicht: Die Fünfjährige hat nach wenigen Minuten keine Lust mehr und geht einer anderen Beschäftigung nach. Das Ziel, «Vorschul- und Schulkinder ab 5+ Jahren» – so das Zielpublikum laut Tonies-Website – schlau zu machen, scheint dann doch etwas übermotiviert. Auf der Verpackung selbst entdecke ich später noch ein «6+». Das kommt schon eher hin.
Ganz anders geht es nämlich meiner Achtjährigen: Neugierig hört sie sich die kompletten 30 Minuten derselben Folge an und versorgt mich anschliessend begeistert mit ihrem neuen Wissen. «Hast du gewusst, dass ein Faultier nur einmal in der Woche gross muss?» Nein, das wusste ich tatsächlich nicht. «Vielleicht ist es selbst zu faul, um sein grosses Geschäft zu verrichten?»
Auf Mission im Pazifischen Ozean
Ganz offensichtlich kann auch ich noch einiges von den neuen Tonies lernen. Ich höre mir ebenfalls eine Episode an und werde mit spannenden bis skurrilen Informationen nahezu bombardiert. Allerdings auf eine sehr verständliche und spielerische Art und Weise.
Durch die Story führt Quinn, die mit ihrem magischen Gefährt – dem Lodistar 360 – tierische Rekordhalter sucht: die grössten, schwersten und schnellsten zum Beispiel. Wir tauchen ab in den Pazifischen Ozean und erkunden die Unterwasserwelt bei Monterey Bay in Kalifornien. Unsere Mission: den König des Ozeans zu finden, den Blauwal. Bald werden wir fündig und folgen einer Gruppe von Blauwalen, einer sogenannten Schule. Und wir staunen im Sekundentakt: etwa darüber, wie unglaublich laut die Tiere sind oder wie unglaublich viel sie täglich essen – 40 Millionen Kleinkrebse pro Tag.
Während wir an Bord der Lodistar zur Küste Indonesiens und zu Octopus Olivia weiterziehen, versorgt uns Quinn mit einem Ratespiel. Das ist hilfreich, um die vielen Infos zu verarbeiten. Auch am Ende des Hörspiels wird die ganze Reise noch einmal rekapituliert. So oder so ist es toll, wie sich der rote Faden mit Quinn und Lodistar durch alle «Tierisch!»-Geschichten zieht.
Das ist bei den anderen Clever-Tonies, die wir während unserer Testtage anhören, ähnlich. Um die Wissensthemen herum entspinnt sich jeweils eine kindgerechte Story. Noch ist die Auswahl jedoch relativ dürftig: Vier Sets (à vier Figuren) und sechs Einzel-Tonies sind im Moment erhältlich. Der Hersteller verspricht aber, das Angebot schon bald zu erweitern.
Und was meint meine grosse Tochter abschliessend? Sie ist begeistert und saugt die Infos auf wie ein Schwamm. Allerdings müsse sie «unbedingt noch einmal in alle Folgen reinhören, um alles zu verstehen». Die Bedenken, dass das Vergnügen nach einem Hör-Durchlauf schon vorbei ist, scheinen damit unbegründet. Gut möglich, dass sie «Bibi Blocksberg», «Bobo Siebenschläfer» und Co. schon bald endgültig in Frühpension schickt.
Fazit
Tolles Edutainment für wissensdurstige Kinder
Pro
- Abwechslungsreiche Wissens-Storys für Kinder ab ca. sechs Jahren
- Günstiger als klassische Tonie-Figuren
- Unkomplizierte Handhabung: Figur auf die Box und los geht’s
Contra
- Lieblose Optik
- Zurzeit noch kleine Auswahl: vier Vierer-Sets, sechs Einzel-Tonies
Anna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.