Blutige Tassen-Fails: Warum ich den Menstruationscup trotzdem nutze
Menstruierende Menschen haben’s nicht leicht. Neben der Periode selbst ließ mich auch schon die Menstruationstasse diverse Schoßgebete zum Himmel schicken. Warum sie dennoch in der Regel zum Einsatz kommt, erfährst du hier.
ACHTUNG: In diesem Text werden blutige Tatsachen erörtert. Wer das nicht verträgt, sollte lieber nicht weiterlesen.
Drogerieregal, Ecke «Damenhygiene». Vielleicht kennst du das: Die Qual der Wahl, wenn es darum geht, welches Produkt du vollbluten darfst. Vor zwei Jahren, als das Thema Nachhaltigkeit in meinem Leben relevanter wurde und das schlechte Gewissen nagte, bin ich vom Tampon auf die Menstruationstasse oder den Cup umgestiegen. Und ich muss gestehen – diese Metamorphose war nicht immer von Erfolg gekrönt. Bei rund 24 Zyklen damit habe ich schon den einen oder anderen blutigen Unfall erlebt. Hier kommt mein persönliches Best-of der Menscup-Miseren. Und der Grund, warum sich eine Tasse trotzdem lohnt.
Top 3 der blutigen Unfälle
Zugegeben, einige Fails kann ich auch unter eigener Dämlichkeit verbuchen: Einmal etwa ist mir die glitschige Tasse nach dem Herausziehen einfach aus der Hand gerutscht, wobei sich der Inhalt über den Boden und an der gegenüberliegenden Wand verteilte. An einem anderen Tag ist sie mir schlichtweg ins Klo gefallen. Die Folgen: eine längere Wischaktion und ein kaltes Handbad, das mich meiner Toilette näher brachte als gewünscht.
Der nächste Unfall forderte sogar ein unschuldiges Opfer – und zwar in Form eines Dates: Während ich im Badezimmer war, hatte sich der junge Mann eigenständig und unbeaufsichtigt einen Tee in meiner Küche zubereitet. Und der weiße Becher, den er dafür nutzte, hatte eine bestimmte Funktion. Ich verwendete ihn einzig und allein, um nach Gebrauch meine Menstruationstasse darin mit heißem Wasser abzukochen. Gerade als ich in die Küche zurückkehrte, setzte der Ahnungslose zum ersten Schluck an. Auch ich musste schlucken. Überlegte ganz kurz, ob ich ihm wie in einer dramatischen Vergiftungsszene den Tee aus der Hand schlagen soll. Getan habe ich es aber nicht. Und auch nichts gesagt. Denn offen gestanden war es mir zu peinlich, ihn über den Kein-Trinkbecher aufzuklären. Mein schlechtes Gewissen tröstete ich mit dem Gedanken, dass er natürlich sauber gespült war.
Tja, und bei meinem letzten Menstruationstassen-Malheur ist mir während des Rausziehens schlichtweg der dafür vorgesehene Pfropfen abgerissen – für mich die unnötige Krönung meiner vorangegangenen Misere.
Ich saß ziemlich fassungslos da: den Griff in der Hand, die Tasse (weiterhin) in der Vagina. Die darauffolgende Rettungsaktion an Ort und Stelle verlief, wie zu erwarten, blutig. Als ich mein Badezimmer verlassen konnte, habe ich mich wie die Ärzte in «Grey’s Anatomy» gefühlt, wenn sie nach einem schwierigen Eingriff aus dem OP rauschen: wütend und vollkommen entnervt. In solchen Momenten gönne ich mir dann erst mal einen Tampon. Sozusagen als Verschnaufpause. Denn ja, sie sind eben einfacher in der Handhabung.
Tassensturz: Statistiken zu Cup & Co.
Aber obwohl die Tasse mehr Unfallpotenzial als Tampons oder Binden bietet, kehre ich immer wieder brav zu ihr zurück. Zwischen 75.000 und 125.000 Tonnen jährlicher Menstruationsmüll in der Schweiz, Österreich und Deutschland sprechen für sich. Aktuell ist immer noch der Tampon das meistgenutzte Periodenprodukt. 2021 nutzten laut einer Umfrage des Hamburger Marktforschungsinstituts Splendid Research über 75 Prozent der 15- bis 49-jährigen Frauen diesen Wegwerfartikel für ihre Monatshygiene. Dabei schneidet der wiederverwendbare Cup in der Ökobilanz wesentlich besser ab.
Und auch aus gesundheitlichen Gründen ist er empfehlenswerter als Tampons, wie Studien zeigen. Denn die blutsaugenden Wattebolzen verleiben sich auch dein wertvolles Scheidensekret inklusive nützlicher Laktobazillen ein – das, was dich eigentlich vor Krankheiten schützen soll. Somit trocknen Tampons die Schleimhäute aus. Und dass sie so dicht und für mehrere Stunden bei diesen liegen, wird zur Gefahr, wenn in den Produkten schädliche oder gar krebserregende Inhaltsstoffe enthalten sind.
Anders die Menstruationstasse, die nicht saugt, sondern auffängt. Hier ist das Infektionsrisiko deutlich geringer. Sofern du mit der richtigen Hygiene vorgehst, etwa indem du vor und nach dem Einsetzen gründlich Hände wäschst und dein Tässchen regelmäßig desinfizierst. Der letzte Öko-Test zeigte außerdem, dass die meisten Cups keine bedenklichen Inhaltsstoffe aufweisen und sorglos eingesetzt werden können.
Von den 20 untersuchten Menstruationstassen schnitten 16 mit «sehr gut» ab. Testsieger war unter anderem der stylishe Papperlacup von Einhorn aus medizinischem Silikon. Der Preis-Leistungs-Sieger und für mich selbst sehr interessant ist die Selenacare Premium – denn ihr Griff wurde als einziger mit sehr hoher Reißfestigkeit bewertet. Ganz ohne Pfropfen wiederum kommt das ergonomische Modell Fun Cup aus. Es wird komplett eingeführt, ist besonders anpassungsfähig und eignet sich gut als Sporttässchen.
Aus Fehlern lernen
Abgesehen von den ganzen Pros für die Menstruationstasse spielt natürlich auch die persönliche Einstellung eine Rolle. Die lautet bei mir: nicht aufgeben. Der (menstruierende) Mensch ist ja durchaus lernfähig. So ist mir auch nie wieder der Cup weggeflutscht oder ins Klo gefallen. Auch der Kein-Trinkbecher ist mittlerweile als solcher gekennzeichnet.
Und was die zu Bruch gegangene Tasse angeht: Nun ja, ärgerlich, dass sich Pfropfen und Behälter auseinandergelebt haben. Aber dann besorge ich mir eben nach zwei Jahren mal einen neuen Menstruationscup. Preislich ist der ohnehin nicht mit 24 Monaten Tamponkosten zu vergleichen.
Titelbild: Maike JensenKatzenlady und Kaffeeliebhaberin aus Kiel, die das Hamburger Redaktionsteam unterstützt. Immer auf der Suche nach «News und Trends» in den Bereichen Sport und Health Care, DIY & Basteln, Interior, Deko, Geschirr, Sex & Erotik.