CMF Phone 1 im Test: Endlich wieder Freude an einem neuen Smartphone
Produkttest

CMF Phone 1 im Test: Endlich wieder Freude an einem neuen Smartphone

Jan Johannsen
11.7.2024

Nothing hat mit dem CMF Phone 1 ein günstiges Smartphone vorgestellt, das sich mit Zubehör zum Anschrauben und einer Rückseite zum Wechseln von der Konkurrenz abhebt.

Das CMF Phone 1 zu testen, hat richtig Spaß gemacht. Das liegt vor allem an den frischen Ideen, die Nothing als Hersteller mitbringt. Es gibt zahlreiche Smartphones, die eine bessere Ausstattung haben, aber die kosten eben auch mehr. Als Gesamtpaket überzeugt das CMF Phone 1 und bietet Zubehör sowie farbliche Anpassungsmöglichkeiten, die in seiner Preisklasse nicht üblich sind. Allerdings ist der Hersteller mit der Verfügbarkeit zurückhaltend und bietet es fast nur über die eigene Webseite an.

Ab Werk hat das CMF Phone 1 eine schwarze Rückseite.
Ab Werk hat das CMF Phone 1 eine schwarze Rückseite.
Quelle: Jan Johannsen

Einen großen Haken gibt es: Nothing hat das CMF Phone 1 vor allem für den indischen Markt entwickelt. Deswegen fehlt ihm ein NFC-Chip, der bei uns für mobiles Bezahlen an Kartenlesegeräten notwendig ist. Die dortigen Bezahl-Apps arbeiten vor allem mit QR-Codes, Kartenlesegeräte sind nicht üblich. Das ist ein Grund, warum Nothing, dass Phone 1 in Europa nur in überschaubaren Stückzahlen vorrätig hat.

Rückseite zum Wechseln und Zubehör zum Anschrauben

Nothing hat sich für das CMF Phone 1 zwei Besonderheiten einfallen lassen, die das Smartphone von anderen Geräten abheben. An einem Schraubgewinde lässt sich Zubehör befestigen. Und falls dir die Farbe der Rückseite nicht mehr gefällt, musst du nur vier Schrauben lösen, um sie auszutauschen.

CMF bietet Wechselcover in drei Farben an, denen jeweils farblich passend SIM-Kartenfach, Schrauben und Abdeckung für den Zubehöranschluss beiliegen.
CMF bietet Wechselcover in drei Farben an, denen jeweils farblich passend SIM-Kartenfach, Schrauben und Abdeckung für den Zubehöranschluss beiliegen.
Quelle: Jan Johannsen

Für den Wechsel liegt den 35 Euro/Franken teuren Wechselcovern ein kleiner Schraubendreher bei. Dieser ist allerdings sehr kurz und hat kein ideales Drehmoment. Er reicht aber aus, um die Schrauben zu lösen oder wieder zu befestigen. Dabei verkratzt jedoch die Lackierung der Schrauben leicht. Das SIM-Kartenfach und die Abdeckung des Zubehöranschlusses muss ich ebenfalls entfernen. Anschließend kann ich beherzt in die Öffnung des SIM-Kartenschachts greifen und die Rückseite abnehmen. Die IP52-Zertifizierung des Smartphones besteht auch ohne die Rückseite. Allerdings steht die Zahl nur für den Schutz vor Staub und Tropfwasser.

Die Batterie ist nicht zum Wechseln gedacht.
Die Batterie ist nicht zum Wechseln gedacht.
Quelle: Jan Johannsen

Das Schraubgewinde für Zubehör finde ich eine interessante Idee: Die Abdeckung geht bei Nicht-Nutzung als Designelement durch und stört nicht. Sie lässt sich ohne Werkzeug herausdrehen. Zum aktuellen Zubehör zähltein aufklappbarer Standfuß, ein Lanyard und eine Halterung für (Kredit-)Karten. Letztere hält magnetisch auf einer Platte, die du mit weiteren Schrauben befestigen musst. Kostenpunkt pro Zubehör: 25 Euro.

Zum Start gibt es drei Zubehöre zu Auswahl: Standfuß, Lanyard und Kartenfach.
Zum Start gibt es drei Zubehöre zu Auswahl: Standfuß, Lanyard und Kartenfach.
Quelle: Jan Johannsen

Gute Kamera mit Schwächen bei Dunkelheit

Bei der Kamera-Ausstattung spart Nothing vor allem bei der Anzahl der Kameras. Das CMF Phone 1 verfügt nur über eine 50-Megapixel-Hauptkamera mit dem IMX882-Bildsensor von Sony. Die zweite Linse liefert nur zusätzliche Informationen zur Tiefenschärfe bei Porträtaufnahmen. Die Frontkamera bietet eine Auflösung von 16 Megapixeln.

Die zweite Kamera macht keine Fotos, sondern liefert nur Daten für Porträtaufnahmen.
Die zweite Kamera macht keine Fotos, sondern liefert nur Daten für Porträtaufnahmen.
Quelle: Jan Johannsen

KI passt auf Wunsch Farben an

Nothing bietet beim CMF Phone 1 zwei Aufnahmemodi an: Der «Natur-Modus» soll natürlich Farbtöne anzeigen. Beim «Lebendigen Modus» (Vivid Mode) passt eine KI die Helligkeit und die Sättigung an, um dunkle Details besser sichtbar zu machen und Farben knalliger erscheinen zu lassen. Hier der Vergleich:

Mir gefallen die kräftigeren Farben des Vivid Mode besser. Im direkten Vergleich wirkt der natürliche Modus blasser. Der Unterschied ist aber nicht bei jedem Motiv so deutlich, wie folgendes Beispiel mit mehr Kontrast zwischen Schatten und Sonne zeigt.

Porträts für kleine Bildschirme

Die zweite Kamera des CMF Phone 1 dient nur dazu, zusätzliche Informationen für Porträtaufnahmen zu liefern. Trotzdem schafft die Software es nicht, mich sauber vom Hintergrund zu trennen. Und dabei habe ich noch nicht einmal Haare, sondern eine Glatze, die einfacher zu erkennen sein sollte. Die Stärke der Unschärfe lässt sich vor der Aufnahme wenigstens anpassen. Immerhin fallen die Mängel bei Betrachtung auf dem Smartphone-Display kaum auf.

Bei Porträtaufnahmen kannst du die Stärke der Unschärfe wählen.
Bei Porträtaufnahmen kannst du die Stärke der Unschärfe wählen.
Quelle: Jan Johannsen

Brauchbarer Digitalzoom

Umgerechnet ins Kleinbildformat bietet die Hauptkamera des Phone 1 eine Brennweite von 26 Millimetern. Die Kamera-App bietet einen zweifachen Zoom an, der die Brennweite auf 52 Millimeter verdoppelt. Die Vergrößerung ist zwar nur digital, aber vom Ergebnis her gut nutzbar. Weitere Vergrößerung – 260 Millimeter sind maximal möglich – gehen mit starken Qualitätsverlusten einher.

Zum Vergleich: Der Bildausschnitt ohne Zoom.
Zum Vergleich: Der Bildausschnitt ohne Zoom.
Quelle: Jan Johannsen
Der zweifache digitale Zoom bei der Arbeit.
Der zweifache digitale Zoom bei der Arbeit.
Quelle: Jan Johannsen

Nachtmodus mit kleinen Verbesserungen

Bei Dunkelheit springt der Nachtmodus automatisch an. Anschliessend kann ich ihn manuell an- oder abwählen. Ob er aber überhaupt zur Verfügung steht, entscheidet die Software. Ich kann ihn nicht, wie in den meisten Kamera-Apps, selber aktivieren.

In der Praxis sorgt der Nachtmodus für eine etwas schärfere Aufnahme mit mehr Details und weniger ausgefransten Lichtern. In dunklen Bereichen sind aber weiterhin Artefakte und wenig Details zu erkennen. Für bessere Ergebnisse müsstest du zu einem teureren Smartphone greifen.

Die Atmosphäre der Nacht fängt das CMF Phone 1 gut ein.
Die Atmosphäre der Nacht fängt das CMF Phone 1 gut ein.
Quelle: Jan Johannsen

Selfies mit etwas mehr Gelb

Die Frontkamera liefert bei Tageslicht schön anzusehende Selfies mit hoher Detailgenauigkeit. Farblich mischt die Kamera-App etwas Gelb zusätzlich ins Bild. Bei Dunkelheit nimmt die Bildqualität der Selfies stark ab.

Selfies sehen nur bei genug Licht gut aus.
Selfies sehen nur bei genug Licht gut aus.
Quelle: Jan Johannsen

Sehr gute bis mittelmässige Ausstattung

Beim Bildschirm des CMF Phone 1 musst du auf nichts verzichten. Nothing verbaut ein 6,67 Zoll großes SuperAMOLED-Display. Die Auflösung von 2400 × 1080 Pixeln sorgt für eine Pixeldichte von 395 ppi oder anders gesagt: ein knackscharfes Bild. Die Bildwiederholrate reicht von 30 bis 120 Hertz. Die Farbwiedergabe ist kräftig und natürlich. Mit einer typischen Helligkeit von 500 bis 700 Nits ist der Bildschirm auch im Sonnenschein gut zu erkennen.

Das CMF Phone 1 hat ein schönes Display.
Das CMF Phone 1 hat ein schönes Display.
Quelle: Jan Johannsen

Nothing nutzt im CMF Phone 1 den Mediatek Dimensity 7300 und stellt ihm acht Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite. Falls nötig, ergänzt ein Booster diesen um acht weitere Gigabyte, die temporär vom internen Speicher abgezwackt werden. Der 128 oder 256 Gigabyte große Speicherplatz lässt sich mit einer microSD-Karte erweitern.

Nothing verzichtet beim CMF Phone 1 allerdings auf eine extra Kühlung. Das spart Geld, reduziert aber auch die Leistungsfähigkeit. Das Smartphone hat trotzdem genug Power für den Alltag.

Im Vergleich mit den etwas teureren Nothing Phone (2a) – mit dem nominell etwas schlechteren Dimensity 7200 Pro – und Samsung Galaxy A35 schneidet es etwas schlechter ab.

Der Dimensity 7300 sorgt zudem dafür, dass das CMF Phone 1 Bluetooth 5.3 und Wi-Fi 6 an Bord hat und sich in 5G-Netz einwählen kann.

Der Akku des Phone 1 hat mit 5000 mAh eine für Smartphones typische Kapazität. Er lädt mit bis zu 33 Watt und damit etwas weniger schnell als das Phone (2a) von Nothing. Ewig dauern die Ladezeiten trotzdem nicht. Eine komplett leere Batterie ist nach 30 Minuten etwa zur Hälfte geladen. Da Akkus langsamer laden, je voller sie sind, dauert ein kompletter Ladevorgang etwa 1,5 Stunden.

USB-C-Anschluss neben dem Kartenfach für SIM- und Speicherkarte – und wenn man Wechselrückseiten hat, kann man farblich kreativ werden.
USB-C-Anschluss neben dem Kartenfach für SIM- und Speicherkarte – und wenn man Wechselrückseiten hat, kann man farblich kreativ werden.
Quelle: Jan Johannsen

Im Gegenzug erreicht das Phone 1 im Batterietest von PC Mark sehr gute 11:24 Stunden bei maximaler Displayhelligkeit. Der Test simuliert verschiedene Aktivitäten, bis der Akku sich von 100 auf 20 Prozent geleert hat. Damit schneidet das CMF-Smartphone etwa 30 Minuten besser ab als das Nothing Phone (2a), bleibt aber gegenüber Samsungs Galaxy A35 weiter zurück.

Nahezu pures Android

Ab Werk läuft Android 14 auf dem CMF Phone 1. Der Hersteller überzieht Googles Betriebssystem mit seiner Benutzeroberfläche Nothing OS 2.6. Die unterscheidet sich vor allem optisch wie durch die monochromen App-Logos von der Standardversion des Betriebssystems. Gefällt es dir nicht, kannst du weiterhin die klassischen bunten App-Symbole aktivieren.

Nothing OS bietet eine monochrome Designoption.
Nothing OS bietet eine monochrome Designoption.
Quelle: Jan Johannsen

Von den typischen Google-Apps abgesehen, ist nur Nothing X zusätzlich installiert. Das ist die App, um die Kopfhörer des Herstellers zu koppeln und ihre Einstellungen anzupassen. Bei der Wetter- und der Kamera-App handelt es sich ebenfalls um Eigenentwicklungen von Nothing.

Die Updatezeiträume fallen beim CMF Phone 1 jeweils ein Jahr kürzer aus als beim etwas teureren Phone (2a) von Nothing. Das bedeutet: Es gibt nur zwei große Android-Updates und drei Jahre lang Sicherheitsaktualisierungen.

Fazit

Wenn das günstige Smartphone nicht nur mit seinem Preis-Leistung-Verhältnis überzeugt

Wenn es nach mir geht, darf Nothing das CMF Phone 1 in der Neuauflage mit einem NFC-Chip versehen und es flächendeckend in Europa anbieten. Meine Kollegen und Kolleginnen aus der Category versuchen es in unser Sortiment zu bekommen, versprechen aber nichts. Für seine unverbindliche Preisempfehlung von 239 Euro für die 128-Gigabyte-Version (269 Euro für die mit 256 Gigabyte) gefällt es mir jetzt schon sehr gut. Allerdings lassen mich vor allem die kurzen Updatezeiträume – zusätzlich zur schlechten Verfügbarkeit – weiterhin eher auf das Nothing Phone (2a) oder das Galaxy A35 schielen, wenn ich ein Smartphone in diesem Preisbereich suche.

Optisch geht das CMF Phone 1 seinen eigenen Weg und klebt nicht an den anderen Geräten von Nothing. Die Wechselcover und der Anschluss für Zubehör sind schöne Ideen, die es von anderen Geräten abheben. Bei dem günstigen Smartphone musst du dich mit einer Kamera zufriedengeben, die aber sehr ordentliche Fotos liefert. Erst bei Dunkelheit werden Nachteile gegenüber teureren Smartphones sichtbar.

Pro

  • lange Akkulaufzeit
  • Anschluss für Zubehör
  • Rückseite wechselbar

Contra

  • kein NFC (und damit kein mobiles Bezahlen)
  • kurzer Updatezeitraum
  • Kamera bei Dunkelheit
Titelbild: Jan Johannsen

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Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus. 


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