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Darf Wissenschaft lustig sein? Ja, sollte sie sogar!

Anna Sandner
22.4.2025

Wissenschaft trifft Humor: Mit ein bisschen Witz wirken Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gleich viel sympathischer und ihre Botschaften kommen besser an, zeigt eine neue Studie. So lassen sich selbst komplexe Themen leichter erklären – und nebenbei hilft’s auch noch gegen Fake News.

«Lachen ist die beste Medizin», sagt Eckart von Hirschhausen, einer der wohl bekanntesten Protagonisten auf der Bühne der Wissenschaftskommunikation. Was er sich traut, ist nicht unumstritten: Wissensvermittlung mit Humor. Denn groß ist die Sorge in der Welt der Forschenden, an Glaubwürdigkeit einzubüßen, sobald es lustig wird. Aber: Der Spruch vom Lachen als beste Medizin gilt nicht nur für die Gesundheit, sondern auch für die Wissenschaft, das zeigt nun eine neue Studie.

Darin haben sich Alexandra Frank von der University of Georgia und Team der Frage angenommen, ob und wie Wissenschaftskommunikation von Humor profitiert, um die Botschaften sympathischer und glaubwürdiger zu machen. Sie fanden heraus: Humor in der Wissenschaftskommunikation ist nicht nur erlaubt, sondern kann darüber hinaus auch äußerst wirkungsvoll sein.

Satire, sprechende Maschinen und Co: Was wirkt am besten?

Untersucht wurde, wie drei verschiedene Humorarten in der Wissenschaftskommunikation wirken: Satire, Anthropomorphismus (also etwa ein sprechender Roboter) und eine Kombination aus beidem. Die Forschenden haben über 2000 Personen in einem Online-Experiment mit Tweets einer fiktiven Wissenschaftsperson konfrontiert – mal nüchtern, mal satirisch, mal verspielt, mal beides.

Gemessen wurden drei Dinge: 1. Wie lustig fanden die Leute den Tweet? 2. Wie sympathisch fanden sie die postende Person? 3. Wie glaubwürdig fanden sie die Information?

Das Ergebnis: Die Kombination aus Satire und Anthropomorphismus (die Vermenschlichung unbelebter Dinge) kam am besten an. Dass die Tweets mit Humor als lustiger empfunden wurden, führte zu mehr Sympathie und einem höheren Vertrauen in die Inhalte. Humor hatte also eine positive Wirkung auf die Wahrnehmung von Person und Botschaft – ganz ohne die befürchteten Seriösitäts-Einbußen.

Chancen und Grenzen von Wissenschaft mit Witz

Satire – also übertriebene, ironische Darstellungen – kann besonders wirkungsvoll sein, wenn sie Missstände oder Probleme auf den Punkt bringt. Und auch humorvoll vermenschlichte Darstellungen – wie eine sprechende KI – sorgen für Nähe. Humor öffnet Türen: Er senkt Hemmschwellen, weckt Neugier und macht schwierige Themen leichter verdaulich.

Aber: Nicht jeder Witz zündet gleich gut. Zu scharfer, aggressiver Humor kann abschrecken oder sogar nach hinten losgehen. In der Studie wird betont: Ein spielerischer, leicht verständlicher Humor funktioniert am besten – gerade in Zeiten von Fake News und Informationsüberflutung. Besonders dort, wo klassische Kommunikation nicht mehr reicht, kann Humor neue Wege öffnen.

Bekannte Köpfe machen’s vor – von Mai Thi bis Hirschhausen

Dass Wissenschaft nicht trocken sein muss, zeigt zum Beispiel Mai Thi Nguyen-Kim. Die promovierte Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin bringt auf YouTube mit ihrem Kanal maithinkX Themen wie Klimawandel, Impfen oder KI unter die Leute – mit klarer Sprache, Selbstironie und Wortwitz. Lachen und Lernen geht bei ihr Hand in Hand.

Auch Eckart von Hirschhausen, Arzt, Comedian und Autor, mixt Medizin mit Pointen. Ob im Fernsehen oder in seinen Büchern: Er schafft es, selbst das menschliche Immunsystem zur Comedy-Vorlage zu machen.

Und dann wäre da noch Harald Lesch, der Astrophysiker mit dem trockenen Humor. Mit einem Augenzwinkern bringt er das Universum auf Wohnzimmergröße und erklärt schwarze Löcher oder Quantenmechanik so, dass man nicht völlig den Verstand verliert – oder wenigstens gut unterhalten wird.

Ihr gemeinsames Rezept: Humor bringt Erkenntnis auf Augenhöhe. So werden kluge Inhalte greifbar und kommen auch bei einem breiteren Publikum an.

Lachen dringend erwünscht

Klug eingesetzter Humor kann Wissenschaft demnach nicht nur sympathischer machen, sondern auch glaubwürdiger. Die neue Studie zeigt: Wer lacht, hört besser zu – und erinnert sich besser. Gerade in einer Welt, in der Wissen oft in Konkurrenz mit Halbwahrheiten steht, ist das eine Chance, die genutzt werden sollte.

Na, hast du jetzt Lust auf humorvolle Wissensvermittlung bekommen? Dann wirst du hier fündig:

Die Leber wächst mit ihren Aufgaben (Deutsch, Eckart von Hirschhausen, 2008)
Belletristik

Die Leber wächst mit ihren Aufgaben

Deutsch, Eckart von Hirschhausen, 2008

Komisch, alles chemisch! (Deutsch, Mai Thi Nguyen-Kim, claire Lenkova, 2024)
Fachbücher
EUR13,–

Komisch, alles chemisch!

Deutsch, Mai Thi Nguyen-Kim, claire Lenkova, 2024

Titelbild: Markus Wissmann/Shutterstock

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Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.

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