
Ratgeber
Olivenöl nicht zum Braten verwenden: Mythos oder wahr?
von Anna Sandner
Rapsöl ist bitter und nur ein billiges Abfallprodukt? Von wegen! Was wirklich in dem verkannten Speiseöl steckt und welche Mythen darüber noch falsch sind.
In den letzten Jahrzehnten hat es eine erstaunliche Entwicklung durchlaufen. Einst als Speiseöl mit starkem Eigengeschmack verschmäht, gilt Rapsöl heute als vielseitiger Küchenhelfer und gesundes Öl. Trotzdem halten sich einige Mythen darüber, denen wir hier auf den Grund gehen.
Die Erfolgsgeschichte begann in den 1970er-Jahren in Kanada. Wissenschaftler suchten nach Wegen, die Qualität und Verwendbarkeit von Rapsöl zu verbessern, denn bis dahin wurde das bittere Öl lieber gemieden. Der Grund für seine geringe Beliebtheit lag zudem im hohen Gehalt an sogenannter Erucasäure, die in großen Mengen gesundheitsschädlich sein kann.
Durch gezielte Züchtung entstanden Rapssorten mit deutlich weniger Erucasäure. Diese neuen Sorten wurden «Canola» genannt – ein Kunstwort aus «Canadian Oil, Low Acid». Damit ein Öl als «Canola»-Öl gilt, darf der Erucasäuregehalt heute maximal zwei Prozent betragen. In den vergangenen Jahren hat auch die Gentechnik die Rapszüchtung verändert. In den USA sind viele Rapssorten gentechnisch so angepasst, dass sie gegen bestimmte Herbizide resistent sind. Das erleichtert den Anbau, doch der Einsatz von Gentechnik bleibt umstritten.
Rund um Rapsöl kursieren viele Missverständnisse. Zeit, einige davon aufzuklären:
Rapsöl kann mit seiner ausgewogenen Fettsäurezusammensetzung punkten. Es enthält etwa 61 Prozent einfach ungesättigte Fettsäuren, vor allem Ölsäure, die den LDL-Cholesterinspiegel senken und so Herzkrankheiten vorbeugen kann. Besonders wertvoll ist der Anteil an Omega-3-Fettsäuren, insbesondere Alpha-Linolensäure (ALA). Mit rund 11 Prozent ALA gehört Rapsöl in diesem Punkt sogar zu den Spitzenreitern unter den Speiseölen. ALA wird im Körper zu anderen wichtigen Fettsäuren (EPA und DHA) umgewandelt, die Herz und Gehirn unterstützen.
Auch das Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren ist mit 2:1 besonders gut. Viele moderne Ernährungsweisen enthalten zu viel Omega-6- im Verhältnis zu Omega-3. Das kann Entzündungen im Körper fördern. Ein niedrigeres Verhältnis, wie es in Rapsöl vorkommt, kann helfen, dieses Ungleichgewicht auszugleichen. Die entzündungshemmende Wirkung kann bei chronischen Erkrankungen wie Gelenkentzündungen helfen.
Zudem liefert Rapsöl Vitamin E, ein Antioxidans, das Zellen vor oxidativem Stress schützt und chronischen Krankheiten vorbeugen kann. Ein Esslöffel Rapsöl deckt etwa 16 Prozent des empfohlenen Tagesbedarfs an Vitamin E – mehr als in Olivenöl.
Vom einstigen Außenseiter hat sich Rapsöl dank der Reduzierung des Erucasäuregehalts, seinem ausgewogenen Fettsäureprofil und dem hohen Rauchpunkt zu einem gesunden und vielseitigen Speiseöl entwickelt.
Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.