Delta-Emulator: So zockst du alte Nintendo-Spiele auf dem iPhone
6.5.2024
Seit Kurzem gibt es mit Delta einen Nintendo-Emulator für iPhones. Endlich kann auch ich nachempfinden, was Android-User längst kennen: Retro-Games auf dem Handy zocken. Es ist fantastisch.
Am 17. April 2024 ist zum ersten Mal offiziell ein Emulator im iOS-App-Store erschienen. Ein Novum. Bisher war dafür ein Jailbreak notwendig. Damit ist nun Schluss. Ich habe den Delta-Emulator ausprobiert und bin begeistert.
Der App Store öffnet die Tore
Wieso kommt der Delta-Emulator ausgerechnet jetzt in den App Store? Apple hat auf Druck verschiedener Regulations-Behörden die Richtlinien für den eigenen App Store angepasst. Damit sind nun Emulatoren im App Store erlaubt. Dabei handelt es sich um Programme, welche das Verhalten eines anderen Programms oder Gerätes nachmachen. In diesem Fall emuliert Delta unterschiedliche Nintendo-Systeme.
Es handelt sich konkret um die folgenden Konsolen und Handhelds:
- Nintendo Entertainment System (NES)
- Super Nintendo Entertainment System (SNES)
- Nintendo 64 (N64)
- Game Boy / Game Boy Color (GBC)
- Game Boy Advance (GBA)
- Nintendo DS (DS)
Wie kriege ich meine Spiele in Delta und ist das legal?
In der Schweiz lade ich den Emulator einfach über den App Store herunter – wenn du in einem EU-Land wie Deutschland lebst, musst du den kostenlosen Delta-Emulator über den alternativen App Store AltStore herunterladen.
Emulatoren sind nicht illegal. Trotzdem waren sie bis vor kurzem in Apples App Store verboten. Damit ist nun Schluss. Sie sind aber nur unter bestimmten Umständen erlaubt. Emulatoren dürfen keine Spiele anbieten. Die Rechte daran liegen immer noch bei Nintendo und Co.
Wenn du den Emulator runterlädst, ist er darum leer. Du musst die Spiele selbst besorgen und auf dein Handy kopieren. Das geht zum Beispiel mit einem Cartridge Dumper wie dem Retrode oder dem Open Source Cartridge Reader, bei dem du die Spiele-Dateien aus dem Modul lesen kannst. Alternativ kannst du das auch mit gemoddeten Konsolen oder Handhelds wie beispielsweise dem 3DS machen. Dafür benötigst du jedoch ebenfalls die originalen Spielmodule. Danach transferierst du die Roms per Dropbox, Finder, iTunes etc. auf dein iPhone.
Zuerst probiere ich das Game «Pokémon Rote Edition» aus. Für Touch Controls ist das Game ideal, weil es keine schnellen Reaktionen erfordert. «Pokémon Rote Edition» spielt sich wunderbar und sieht auf dem hochauflösenden iPhone-Display wunderschön aus. Da können die 160 × 144 Pixel des Game Boy nicht mithalten. Dank der praktischen Speicherfunktion kann ich mein Handy jederzeit zur Seite legen.
Komplexe Steuerung eignet sich nicht für das Touch Display
Weniger überzeugen mich Spiele, die eine präzise Steuerung erfordern. «Super Mario World» ist mit dem virtuellen Steuerkreuz durchaus spielbar. Dennoch eignet sich das Jump’n’Run-Spiel weniger gut für den Emulator als das gemächliche «Pokémon».
Ich gehe noch einen Schritt weiter und probiere das dreidimensionale «Super Mario 64» aus. Es überrascht mich, dass die Kamerasteuerung mit dem virtuellen N64-Controller weniger Probleme macht als erwartet. Zudem war die selbst auf dem Original sehr gewöhnungsbedürftig. Tatsächlich navigiere ich mich einigermassen elegant durch das Schloss von Prinzessin Peach und betrete das erste Level: Bob-Ombs Bombenberg. Auch dort klettere ich problemlos den Berg von König Bob-Omb hoch. Oben angekommen, zeigt mir der Kampf jedoch die Grenzen der Handysteuerung.
Ich schaffe es einfach nicht, rechtzeitig hinter König Bob-Omb zu kommen und verfehle deswegen meine Angriffe. Einige Versuche später finde ich einen Workaround: Ich tippe den virtuellen Joystick in kurzen Abständen an, statt mit dem Daumen drüberzuwischen, wie ich das in anderen Spielen machen würde. Das gibt mir genug Präzision, um meinen Gegner zu besiegen. Diese Art der Steuerung ist aber gewöhnungsbedürftig.
Weitere Gimmicks durch Controller, AirPlay und Co.
Zum Glück musst du dich nicht mit der Handysteuerung abfinden. Delta bietet eine einfache Lösung: Du kannst unterschiedliche Bluetooth-Controller mit deinem iPhone verbinden und die Tasten nach deinen Wünschen belegen. Deswegen habe ich direkt meinen originalen N64-Controller für Nintendo Switch Online mit meinem Handy verbunden und «Super Mario 64» wie auf der Konsole gezockt.
Du kannst noch einen Schritt weitergehen. Wenn du dein iPhone über AirPlay mit deinem Fernseher verbindest, kannst du die Spiele aus dem Emulator auf dem Fernseher spielen. Wie geil ist das denn?
Leider nicht so geil, wie ich gehofft habe. Die Bildqualität von «Super Mario 64» verschlechtert sich bei mir über AirPlay deutlich. Die Grafik sieht im Vergleich zur Version von Nintendo Switch Online verwaschen aus. Die Steuerung ist zudem extrem verzögert – so sehr, dass «Super Mario 64» für mich unspielbar ist.
Der Delta-Emulator bringt weitere Funktionen. Du kannst zum Beispiel das User-Interface mit Skins optisch individualisieren. Auch eine Vorspulfunktion ist enthalten. Die ganze Liste kannst du dir auf der offiziellen Delta-Seite ansehen.
Sechs Nintendo-Konsolen in der Hosentasche
Ich freue mich sehr über die jüngste Änderung im Reglement von Apples App Store. Endlich muss ich nicht mehr ständig meine verstaubte Hardware hervorkramen, wenn ich ein älteres Spiel zocken möchte. Ich weiss nicht, wie deine Gamer-Höhle aussieht, aber ich kann nicht zehn Konsolen gleichzeitig an meinen Fernseher anschliessen.
Delta bietet einen einfachen Weg, um Nintendo-Klassiker unkompliziert zu spielen. Leider eignen sich nicht alle Games für die Touchbedienung. Sobald ich präzise steuern muss oder schnelle Reaktionen gefordert werden, bin ich aufgeschmissen. Da ich aber einfach einen Controller anschliessen kann, lässt sich das Problem umgehen.
Ich kann den Delta-Emulator allen empfehlen, die gerne zwischendurch eine Runde «Super Mario Land» oder «Goldeneye» spielen wollen. Das physische Erlebnis, eine Kassette einzustecken, bekommst du damit zwar nicht. Für eine kurze Nostalgie-Dosis zwischendurch reicht es aber allemal.
Cassie Mammone
Freie Autorin
Meinen ersten Text über Videospiele habe ich mit acht Jahren geschrieben. Seitdem konnte ich nicht mehr damit aufhören. Die Zeit dazwischen verbringe ich mit meiner Liebe für 2D-Husbandos, Monster, meinen Krawallkatzen und Sport.