

Der Blick zurück: Dominik kürt seine Smartphones des Jahres

Journalistisch gehört es zur Tradition, dass zwischen Weihnachten und Neujahr auf das vergangene Jahr zurückgeblickt wird. Daher will ich jetzt die Smartphones des Jahres küren.
Im vergangenen Jahr sind pro Hersteller mindestens eine Generation Smartphones erschienen. Manche besser als andere, manche interessanter als andere. Zum Jahresabschluss will ich die Gelegenheit wahrnehmen und meine Favoriten des Jahres 2017 noch einmal schnell ins Rampenlicht zerren.
Meine Perspektive hier ist klar: Ich habe die Phones ausgesucht, die im vergangenen Jahr die spannendsten Stories gegeben haben. Die Phones, die etwas bewegt haben, etwas gewagt oder etwas neu erfunden.
Samsung Galaxy S8+

Das Samsung Galaxy S8 und sein grösserer Bruder, das S8+, hat wohl den grössten Bildschirm auf die Fläche des Phone bezogen. Mit 84 Prozent Bildschirm schafft es das aktuelle Flaggschiff aus dem Hause Samsung kompakt und leicht zu sein, trotzdem aber mit heftig guten Specs und einem wirklich schönen Screen zu beeindrucken.
Das Samsung Galaxy S8 in London als erste zu sehen, war schon etwas ganz Spezielles. Zwar waren Video Producer Stephanie Tresch und ich nur einen Tag in der Englischen Hauptstadt, aber immerhin: Wir gehörten zu den ersten, die das S8 in den Händen gehalten haben. Denn bei der Präsentation ist klar geworden, dass Samsung aufweicht. War vor wenigen Jahren noch alles proprietär und gegen aussen abgeriegelt – also das genaue Gegenteil der Philosophie Androids –, schlägt der südkoreanische Konzern eine neue Richtung ein und öffnet die Türen für offene Programmschnittstellen dritter Hersteller.
Einziger Wermutstropfen: Samsung besteht auf den Bixby-Button. Der Hardware-Knopf an der Seite kann zwar ausgeschaltet, aber nicht frei konfiguriert werden. Das wäre zwar möglich, aber Samsung hat alles unternommen, damit User nicht mit dem Knopf arbeiten können.
Doro 8040
Von der Leistung her kann das Doro 8040 niemals mit den grossen Flaggschiffen mithalten, doch der schwedische Hersteller will auch kein Phone für alle und jeden herstellen. Seine Zielgruppe, auch wenn das Marketingmaterial sie nie beim Namen nennt, sind Senioren. Grosse Knöpfe, grosse Schrift und ein Operating System, das dem Gedanken «Ich will... » folgt machen das Doro 8040 zu einem Phone, das jeder seinem Mami oder Grosspapi wünscht.
Ich liebe das Doro 8040 vor allem darum, weil es für mich als Familientechsupporter viele Werkzeuge bringt, die mir Arbeit und Ärger ersparen. Dank dem Webportal, mit dem du im Phone direkt Einstellungen verändern kannst, und dem vorinstallierten Fernsteuerungstool TeamViewer macht das den Tech Support für weniger versierte Familienmitglieder zum kurzen Prozess.
Jeder, der schon mal einen Puls von 180 gehabt hat, weil die Mutter einfach nicht versteht, was «klicken» bedeutet oder weil das Wort offenbar Raum für Interpretationen lässt, wird verstehen, warum der Weg Doros ein guter Weg ist.
Essential Ph-1
Mit grossen Vorschusslorbeeren ist das Essential PH-1 im Frühherbst auf den Markt gekommen. Und hat enttäuscht. Vor allem die Kamera ist Müll. Dennoch: Mit top Specs und einigen neuen Ideen kann das PH-1 – übrigens ein Wortwitz: PH-1, Ph-One, Phone – locker mit den grossen mithalten.
Mich beeindruckt das Phone immer noch. Jedes Mal, wenn ich es in die Hand nehme, freue ich mich. Die Titanränder und die Keramikrückseite wie auch die klaren Ecken machen das Phone zu etwas, das nie langweilig wird. Ich fasse es einfach gerne an. Zudem ist offensichtlich, dass Essential den einzigen Fehler darin begangen hat, den Launch so früh zu machen. Doch regelmässige Systemupdates und Patches machen weiter Hoffnung.
Mein Rat an Essential: Öffnet das ganze Phone. Keine proprietären Anwandlungen mehr, denn wer mit Stock Android daherkommt, kann ein gutes Entwickler-Phone haben.
Die Kamera, die von der Hardware her eigentlich bessere Bilder schiessen sollte, ist aber nach wie vor schwach. Und schade, dass die modularen Erweiterungen sang- und klanglos verschwunden sind.
Sony XPeria XZ1 Compact
Auf der kleineren Seite der Bildschirmwelt ist das Sony XPeria XZ1 Compact. Das Kompakte mit dem unkompakten Namen – ehrlich, versuch das mal auszusprechen – kommt mit einem noch nie dagewesenen Feature: Einem 3D-Scanner. Spätestens das zeigt, dass Phones und deren Kameras weit mehr können als nur so ein paar Schnappschüsse. Es zeugt von Leistung und zeigt, dass Sony sich nicht mit den immergleichen Features zufrieden gibt.
Zugegeben, das Teil sieht aus wie ein Ziegelstein und hat unmodisch fette Ränder. Aber ich mag die Tatsache, dass es Hersteller da draussen gibt, die denken, dass der Alltagsbenutzer noch nicht genug Features hat und diese auch implementieren. Selbst wenn noch nicht ganz klar ist, wofür ein 3D-Scanner im Alltag zu gebrauchen ist. Klar, Künstler und Designer freuen sich ob dem Scanner, aber ich als Power User von Phones tu mich schwer, einen Nutzungszweck zu finden. Aber ich mag das Statement, das der Scanner macht.
Blackberry KeyOne
Blackberry hat mit dem KeyOne am Mobile World Congress in Barcelona überrascht. Denn nicht nur sind die Specs in der Oberklasse angesiedelt – andere jüngere Blackberry Phones haben da manchmal Abstriche gemacht – sondern das Design ist mutiger als das von jedem anderen Hersteller. Harte Kanten, klare Ränder und ein wirklich ungewöhnliches Bildschirmformat machen das KeyOne zu einem echten Hingucker.
Das Blackberry KeyOne hat aber ein Feature, das die Herzen von Oldschool-Fans höher schlagen lässt: Eine Tastatur. Mit dem KeyOne hat Blackberry Mut bewiesen und der hat sich gelohnt. Aus der nicht totzukriegenden Marke am Rande des Bewusstseinshorizontes der Smartphone-Szene ist praktisch über Nacht ein ernstzunehmender Konkurrent geworden. Denn nicht nur hat das KeyOne eine Tastatur, sondern die funktioniert auch blendend gut.
Daher: Gut gemacht, Blackberry. Ich freue mich auf das KeyTwo.
Apple iPhone X
Apple ist in den vergangenen Jahren etwas fad geworden. Die neuen iPhones haben nur wie inkrementelle Upgrades gewirkt, aber der Riese aus Cupertino hat nichts vorgelegt. Vorbei schienen die Zeiten, in denen ein bescheiden wirkender Steve Jobs mit den Worten «One more thing» die Techszene über Nacht auf den Kopf gestellt hat.
Doch im Frühherbst hat Apple-CEO Tim Cook an einer Keynote die berühmten Worte gesprochen: «One more thing».
Das iPhone X ist radikal neu und stellt zumindest die Apple-Ecke der Technologiewelt auf den Kopf.
Klar, Unkenrufe aus dem Android-Lager bescheiden dem iPhone X – das X steht übrigens für die römische Zahl zehn – gar nichts Neues, was auch stimmen mag. Aber im Kontext der Smartphones aus dem Hause Apple ist das iPhone X eine Revolution. Mit dem knopflosen iPhone hat Apple bewiesen, dass sie doch noch Mut haben, etwas neues zu wagen. Daher: Ganz klarer Fall von Phone des Jahres.
Honor View 10
Okay, das ist etwas Betrug, denn das View 10 oder v10 kommt eigentlich erst im Januar auf den hiesigen Markt. Ich hatte das Teil aber bereits in den Fingern und kann sagen: Doch, das kann was.
Vor allem aber stellt sich Honor verdammt stark auf und beweist, dass ein Top-Phone keine tausend Stutz kosten muss. Wie die Tochterfirma Huaweis das gegenüber dem Mutterkonzern rechtfertigen will, hat sie doch das Flaggschiff der Mutter kopiert und binnen zwei Monaten zum halben Preis veröffentlicht, sei mal dahingestellt.
Honor bleibt angriffslustig, zeigt Zähne und lächelt dabei. Denn mehr Phone wirst du für weniger Geld nur in ganz wenigen Fällen bekommen.
Und jetzt bist du dran. Welche Smartphones hast du dieses Jahr ins Herz geschlossen? Welches Natel hast du in der Hosentasche? Lass es mich unten in den Kommentaren wissen.


Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.