Der Durex-Adventskalender ist ein Stimmungskiller
Nein. Einfach nein. Den Durex-Adventskalender wünsche ich mir weder selbst, noch würde ich ihn an jemanden verschenken. Denn er ist gleich auf mehreren Ebenen lieblos und falsch.
Das lange, rechteckige, aber ziemlich schmale Paket sieht vielversprechend aus. Da könnte was Ordentliches drin stecken. Aber schon beim Auspacken werde ich enttäuscht. Denn das Paket selbst ist der Adventskalender. Zwar entsteht so kein unnötiges Verpackungsmaterial – das gebe ich zu – aber aussehen tut’s halt trotzdem nicht gut. Innen ist der Karton einfach in glänzendem Durexblau bemalt und mit ein paar Schneeflocken, einem Weihnachtsbaum und der Anleitung in weiss aufgepeppt. Das ist höchstens semi-sinnlich.
Unoriginelle Gestaltung
Nicht nur die Aufmachung des Drumherums sieht eher billig aus, sondern auch das meiste des Inhalts. Der «Do it yourself»-Kalender für zwei enthält eintönig bedruckte Papiersäckchen mit Schneeflocken-Prints und durexblaue Zahlensticker von 1 bis 24, um die zehn physischen Geschenke und die vierzehn (!) «Gutscheine» zu verpacken. Die hätte selbst ich ohne grosse Malkünste schöner gestalten können.
Nicht nur die Aufmachung dieser Kärtchen ist unkreativ, sondern auch das, was drauf steht: «Neue Stellung deiner Wahl» oder «Sexy Dusche» zum Beispiel. Das revolutioniert dein Sexleben bestimmt. Ausserdem wäre es vielleicht nicht schlecht, ein bisschen Inspiration in Form verschiedener Sexstellungen mitzugeben – und zwar schön umschrieben auf der Karte. Mithilfe eines QR-Codes gelangst du zwar auf die Website und erfährst so mehr zu Stellungen oder, dass du auch unter der Dusche verhüten sollst, erotisch ist dieses Gegoogle aber nicht.
Lieber die richtige Grösse als Orangengeschmack
Und dann sind da noch die materiellen Geschenke. Über deren Qualität will ich mir kein Urteil anmassen, dafür über deren Auswahl und mitschwingende Botschaft. Drei verschiedene Kondompackungen, vier Gleit- und Erlebnisgele und drei Sextoys. Wobei es nur zwei verschiedene Gattungen von Spielzeugen sind, nämlich ein Mini-Vibrator und zwei Penisringe. Da sind die Ideen auch schnell ausgegangen. Kondome sind ja per se etwas Gescheites, aber halt vor allem, wenn du sie in der richtigen Grösse überziehst und sie sich tatsächlich wie eine zweite Haut anfühlen. Das sollte der Kondomhersteller eigentlich wissen.
Im Kalender befinden sich eine Packung «Gefühlsecht» in Standardgrösse (52 Millimeter breit) und einmal «Performa» und «Vernasch’ mich» in gross, was bei ersterem 56 Millimeter und bei letzterem 53 Millimeter bedeutet. Hä? Dafür sind die «Vernasch’ mich»-Kondome farbig und mit Fruchtgeschmack – was eher nach einer Mischung aus Haribo-Goldbären und Plastik riecht – und die «Performa» versprechen länger andauernden Sex. Und zwar durch den Wirkstoff Benzocain, das den Penis leicht betäubt. Guter Sex kommt dann zustande, wenn sich alle Involvierten wohlfühlen und nicht durch ein Lokalanästhetikum.
Neben drei normalen Gleitgelen, die sicher nützlich sind, liegt in der Kartonschachtel noch das Intense Orgasmic Gel. Das «intensiviert die Befriedigung der Frau», zumindest laut Verpackung. Ein paar Tropfen des stimulierenden Gels auf der Klitoris sollen jedem weiblichen Orgasmus den Extrakick verleihen. Ist wahrscheinlich sehr nett gemeint, aber wie wär’s einfach mal mit fragen, was der Frau gefällt, bevor zu Gel gegriffen wird, das nicht in Kontakt mit den Augen, offenen Hautstellen oder Wunden geraten darf? Was sich gut anfühlt, wissen die meisten Frauen vom Masturbieren ziemlich genau.
Nur beim Preis punktet der Adventskalender
Immerhin wurde der Kalender bereits von 84.90 auf 59 Franken heruntergesetzt. Schon mit den Kondomen, dem Orgasmusgel und einem Gleitgel hast du den Preis raus. Wenn du dir eh all das Zeug kaufen willst, dann lohnt sich der Adventskalender definitiv. Alle anderen peppen ihr Sexleben mit ein paar anzüglichen Nachrichten und Zeit füreinander wahrscheinlich mehr auf. Für nächstes Jahr wünsche ich mir einen Adventskalender in verschiedenen Grössen, damit für jeden die passenden Kondome drin sind und ein paar Erkenntnisse zur weiblichen Sexualität à la OMGyes anstatt Chemie auf meiner Klitoris.
Meinen Horizont erweitern: So einfach lässt sich mein Leben zusammenfassen. Ich liebe es, neue Menschen, Gedanken und Lebenswelten kennenzulernen,. Journalistische Abenteuer lauern überall; ob beim Reisen, Lesen, Kochen, Filme schauen oder Heimwerken.