Der Lambo unter den Gaming-Routern: Netgear XR500 Review
Der Netgear XR500 ist für mich ein Gaming-Router wie aus dem Bilderbuch. Er sieht nicht nur schnittig aus, sondern hat auch eine beachtliche Grösse. Seine Form erinnert stark an einen Lamborghini. Daher stelle ich mir die Frage, ob er auch so abgeht wie der Supersportler?
In der Verpackung ist nebst dem Router nicht viel enthalten; ein LAN-Kabel, Antennen, Software-CD, Handbücher sowie ein Netzteil. Mehr braucht es aber auch nicht. Es ist genügend da, um gleich loszulegen.
Der Router ist schnell verkabelt und aufgestellt. Beim ersten Booten kann ich mich dank voreingestellter SSID, Passwort und Username einloggen. Die Infos dazu entnehme ich dem Sticker auf der Unterseite des Routers. Direkt nach dem Verbinden poppt ein Browser-Fenster auf, um die Initial-Installation vorzunehmen – bequemer geht’s kaum. Der Installations-Wizard ist simpel und hilft, sämtliche wichtigen Grundeinstellungen vorzunehmen. Wer seinen Schlitten noch etwas mehr tunen möchte, kann das danach im Portal des Routers. Viel mehr als Funk-Kanäle anpassen und Routing- sowie Firewall-Regeln erstellen kann ich trotzdem nicht, dazu ist die Software zu restriktiv gehalten.
Wer nicht über den Computer konfigurieren will, kann auch alles via Smartphone-App machen.
Das leistet der Gaming-Router
Ein spezielles Feature des XR500 ist, dass die beiden Frequenzbänder 5 und 2.4 Ghz unter ein und derselben SSID zur Verfügung gestellt werden. Das funktioniert ganz gut und bringt Vorteile, zumal physikalisch gesehen die niedrigere Frequenz immer eine weitere Reichweite hat. Ein mühsamer WLAN-Wechsel bleibt mir so erspart. Ich kann dieses Feature bei Bedarf aber auch deaktivieren. Etwas doof, aber in meinem Fall nicht störend: Mein Repeater kann (aufgrund seines Alters) leider nicht mithalten und leitet das Signal nur auf einem Frequenzband weiter.
Direkt am Router habe ich ein Synology-NAS, eine Hue Bridge, einen Fernseher und die Fernsehbox angeschlossen. Dabei funktioniert alles wie gewünscht problemlos. Nur gut, habe ich nicht noch zusätzliche Gerätschaften, denn mehr als vier RJ45-Buchsen werden nicht geboten.
Ich wohne zurzeit in einer 4.5-Zimmer-Wohnung auf 110 m². Das Wohnzimmer mit Router ist relativ zentral. Erstaunlicherweise wird das Netzwerksignal in sämtlichen vier Wänden bestens verteilt. Sogar das 5 Ghz-Frequenzband gelangt bis ins hinterste Zimmer. Und das, obschon es dabei eine Distanz von zehn Metern durch drei Betonwände überwinden muss. In der hintersten Ecke der Wohnung erhalte ich von den ursprünglich gebotenen 200 Mbit/s noch immer gute 100 bis 140 Mbit/s. Eine beachtliche Leistung, finde ich.
Toll ist auch, dass der Router bei grösserer Belastung durch mehrere Benutzer dank MU-MIMO genügend Bandbreite zur Verfügung stellt. Wer viele Geräte sein Eigen nennt oder seinen Verdienst mit Airbnb-Gästen aufpoliert, wird das nicht missen wollen.
Zusatzwerte beim Gamen
Da es sich um einen Router für Gamer handelt, drängt sich die Frage auf, worin sich das Teil von üblichen Routern unterscheidet.
Was ihn so besonders macht, ist das spezielle Router-Betriebssystem «DumaOS». Damit wird es möglich, den Router auf simple Art zu managen. Du kannst damit beispielsweise Traffic von Smartphones und dem Office-Notebook limitieren, um dem Gaming-PC den grössten Teil der Bandbreite zukommen zu lassen. Mit dem sogenannten Bandwith Allocator können auch gleich Game-Packages priorisiert werden, um allfällige Lags auszumerzen.
Zur Entscheidungsfindung helfen praktische Dashboards, welche über alles Mögliche informieren. Von Ping-Werten, über Paket-Verluste, bis hin zu Bandbreiten-Auslastungen und vielem mehr. Das Schöne daran ist, dass sich diese Dashboards nach meinem Gusto konfigurieren lassen.
Geo-Filter für Konsolenspieler:
Möchte ich in Onlinegames mit einer bestimmten Region der Welt nicht verbunden werden, kann in DumaOS auch der Suchradius für Lobbies einschränkt werden. PC-Gamer können (aufgrund dedizierter Server) von diesem coolen Feature leider nicht profitieren, was schade ist.
Was bringt der flotte Bolide an Mehrwert?
Der XR500 ist wirklich schnell, deckt dank seinen Antennen einen überaus grossen Bereich ab und lässt sich mit Smartphone oder PC einfach konfigurieren. Der verbaute Dual-Core-Prozessor mit 1.70 GHz leistet dabei beste Arbeit, auch wenn er für einen Router etwas überdimensioniert scheint. Damit läuft der XR500 wirklich wie eine Rennmaschine, doch im Endeffekt geht es hier um Millisekunden, welche gewonnen werden. Diese fallen im alltäglichen Gebrauch kaum auf.
Mit einer Bandbreite von 200 Mbit/s bin ich zu Hause absolut bedient. Es läuft alles, ohne dass ich Gebrauch von Features wie der Traffic-Priorisierung oder dem Bandwith Allocator machen muss. Bei grösseren Haushalten oder weniger schnellem Internetzugang könnten sich diese allerdings bezahlt machen.
Von der physischen Konnektivität bin ich etwas entäuscht, da der Router lediglich vier Ethernet-Ports bietet. Für den Preis hätte ich mehr erwartet. Telefonanschlüsse sind übrigens keine vorhanden. Aber da Gamer sowieso keine Verwendung dafür haben, ist das nicht weiter schlimm.
Lohnt es sich, den Router zu kaufen?
Ich sage mal so; der Router leistet super Arbeit. Er war in seiner Funktion bisher stets verlässlich und super schnell. Insbesondere für Kontrollfreaks und Freunde des Netzwerktunings mag er ein Traum sein, denn die Einstellungsmöglichkeiten und Dashboard-Ansichten lassen kaum Wünsche offen. Sollte der Router in drei Jahren noch laufen (was schwer anzunehmen ist), werde ich mit den ausgegebenen rund 300 Franken zufrieden sein.
Dennoch: Für die meisten Anwender tut es auch ein günstigerer Router. Doch hast du einmal eine Sportmaschine ausprobiert, möchtest du nicht mehr zurück.
Kurz gesagt; ich mag Technologie und bin gerne mitten im Geschehen. Wo wäre ich besser aufgehoben als bei digitec?