Der visionäre Regisseur David Lynch ist tot
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Der visionäre Regisseur David Lynch ist tot

Luca Fontana
17.1.2025

David Lynch, einer der bedeutendsten und einflussreichsten Regisseure unserer Zeit, ist tot. Mit seinem unverkennbaren Stil und seiner surrealen Bildsprache prägte er das Kino und die Popkultur wie kaum ein anderer.

David Lynch, der letzte grosse Mystiker des Kinos, ist nur wenige Tage vor seinem 79. Geburtstag verstorben. Das bestätigte seine Familie am Donnerstagabend via Facebook. «There’s a big hole in the world now that he’s no longer with us», heisst es im Post. «But, as he would say, ‹Keep your eye on the donut and not on the hole›.»

Lynch war einer jener seltenen Filmemacher, deren Name zu einem Synonym für eine eigene Stilrichtung wurde: «Lynchianisch». Es beschreibt Welten, die zwischen Traum und Albtraum schweben – Orte, an denen das Unheimliche hinter der trügerisch perfekten Oberfläche lauert. Mit Filmen wie «Eraserhead», «Blue Velvet» oder «Mulholland Drive» schuf er Werke, die gleichermassen faszinieren und verstören. Sie forderten das Publikum heraus und lösten Begeisterung aus, die oft erst nach dem Abspann ganz greifbar wurde.

Jetzt ist er nicht mehr. Die Familie bestätigt, dass Lynch friedlich in seinem Zuhause in Kalifornien starb. Die genaue Todesursache wurde nicht bekannt gegeben.

Vom Maler zum Kultregisseur

David Lynch wurde am 20. Januar 1946 in Missoula, Montana, geboren. Ursprünglich strebte er eine Karriere als Maler an. Doch ein unerklärliches Windrauschen veränderte alles: Während er eines Tages malte, glaubte er, sein Bild in Bewegung geraten zu sehen. Dieser Moment prägte ihn so nachhaltig, dass er sich fortan dem Film widmete. Bereits sein Erstlingswerk «Eraserhead» von 1977 avancierte zum Kultfilm und legte den Grundstein für eine aussergewöhnliche Karriere.

Ein einschneidendes Kapitel seiner Laufbahn war die Verfilmung von Frank Herberts «Dune» im Jahr 1984. Obwohl der Film zunächst von Kritikern zerrissen und an den Kinokassen ignoriert wurde, gilt er heute als eines seiner meistunterschätzten Werke. Lynch selbst sprach oft über die schwierigen Produktionsbedingungen und den fehlenden kreativen Spielraum, die ihn prägten. Diese Erfahrung führte dazu, dass er sich fortan ausschliesslich unabhängigen Projekten widmete, um seine künstlerische Freiheit zu wahren.

Besonders seine Serie «Twin Peaks» revolutionierte Anfang der 1990er-Jahre das Fernsehen. Mit ihrer einzigartigen Mischung aus Mystery, Melodrama und surrealem Horror öffnete sie neue Türen für das Geschichtenerzählen und beeinflusste eine ganze Generation von Kreativen. Doch Lynch war mehr als ein Filmemacher: Er war auch Maler, Musiker und Autor. Diese Vielseitigkeit spiegelte sich in seiner Arbeit wider und machte ihn zu einem der grössten Visionäre der modernen Kunstwelt. 2019 wurde er mit einem Ehren-Oscar für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Mit seinem Tod verliert die Welt einen Erzähler, der die Grenzen des Mediums Film immer wieder neu definierte und das Schräge feierte. Sein Vermächtnis lebt jedoch weiter – in seinen Werken und in den Herzen jener, die sich von seinen Geschichten inspirieren lassen.

Titelbild: Wikimedia Commons

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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