Deutschland folgt auf Italien: Mobilfunkmasten aus Holz breiten sich aus
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Deutschland folgt auf Italien: Mobilfunkmasten aus Holz breiten sich aus

Kim Muntinga
2.6.2023

«Ich und mein Holz.» Das dachte sich wohl auch der Funkmastbetreiber Vantage Towers und hat den ersten nachhaltigen Mobilfunkmast im rheinland-pfälzischen Bechtolsheim errichtet.

Eigentlich sollte es kein Problem sein, überall mit dem Smartphone Empfang zu haben. Ob du nun in den Bergen der Schweiz oder auf dem platten Land in Holland oder irgendwo im Nirgendwo in Estland bist. Überall? Nein, in Deutschland erlebe nicht nur ich immer noch an zu vielen Stellen, dass ich auf mein Handy schaue und mir denke: Argh, schon wieder kein Netz. Um den Netzausbau weiter voranzubringen und vor allem um diesen nachhaltiger zu gestalten, hat Vantage Towers jetzt den ersten Schritt eines im Oktober 2022 angekündigten zweistufigen Pilotprojektes umgesetzt.

Das Unternehmen ist mit rund 19.400 Sendeanlagen einer der führenden Funkmastbetreiber Deutschlands und hat insgesamt 82.000 Funkmasten in zehn Ländern Europas. In Zusammenarbeit mit dem finnischen Start-up Ecotelligent hat es den ersten Ecopol-Funkmast aus Holz im rheinland-pfälzischen Bechtolsheim, südlich von Mainz, errichtet. Ein zweiter Funkmast dieser Art soll voraussichtlich im dritten Quartal 2023 in Leiwen, östlich von Trier, stehen, so das Unternehmen. Weitere Standorte – auch in anderen Bundesländern – seien in Planung.

Die einzelnen Holzmodule ...
Die einzelnen Holzmodule ...
Quelle: Vodafone
... werden beim Bau zusammengesetzt.
... werden beim Bau zusammengesetzt.
Quelle: Vodafone

Dank der Bauweise aus Holz sollen die Ecopol-Sendemasten laut Hersteller bis zu 50 Prozent weniger CO₂ als vergleichbare Funkmasten aus Beton oder Stahl verursachen. Sie bestehen aus zehn Meter langen Modulen, die auf einem Betonsockel stehen. Die Hohlkonstruktion schützt Kabel, Anschlusskästen und andere Geräte durch die Turmwand vor Witterungseinflüssen und Vandalismus. Eine wetterbeständige Schutzschicht soll das Holz wiederum vor Umwelteinflüssen bewahren. Die Telekommunikationstürme sollen eine voraussichtliche Lebensdauer von 30 Jahren haben. Die Beschichtung könne in jeder Farbe gewählt werden, um sich noch besser in die bestehende Landschaft einzufügen. Dieses Design steigere die Akzeptanz für Mobilfunkinfrastruktur in der Bevölkerung, wirbt der Hersteller.

Der Holzmast hat selbst Kritiker zum Umdenken bewogen. Ich freue mich, dass wir im Dialog mit Vantage Towers diese Lösung für die Mobilfunkversorgung in Bechtolsheim gefunden haben. Vielleicht werden wir so auch zum Vorbild, wie der Mobilfunkausbau im ländlichen Raum gelingen kann.
Dieter Mann, Ortsbürgermeister von Bechtolsheim

Dabei gab es sehr lange Streit um den Bau des Mobilfunkmastes in dem kleinen Dorf, wie man einem Bericht des Südwestrundfunks entnehmen kann. Die jetzige kleinere Holzbauweise sei letztlich ein Kompromiss, dem der Gemeinderat zugestimmt und somit den Weg für den Bau freigemacht hat. Ein Bürgerbegehren gegen den Funkmast war zuvor aus formalen Gründen gescheitert.

Im Sommer 2021 wurde der erste hölzerne Telekommunikationsturm Italiens in der Nähe von Mailand an der belebten A51 gebaut.
Im Sommer 2021 wurde der erste hölzerne Telekommunikationsturm Italiens in der Nähe von Mailand an der belebten A51 gebaut.
Quelle: Ecotelligent Oy

Ecotelligent ließ bereits zuvor in der Nähe von Mailand im Sommer 2021 einen Funksendemast aus Holz in Zusammenarbeit mit der Inwit, Italiens größtem Funkturmbetreiber, errichten. Gyöngyi Mátray, Geschäftsführer von Ecotelligent, will nach eigenen Angaben mit der Holzbauweise eine verantwortungsvolle und nachhaltigere Alternative für den Bau von digitaler Infrastruktur bieten und so zur Reduktion der CO₂-Emissionen beim geplanten europaweiten 5G-Ausbau beitragen. Gegenüber dem Online-Magazin für die finnische Forstwirtschaft forest.fi sagte er, dass ein Kunde für einen Turm in Holzkonstruktion preislich etwa das Gleiche wie für einen herkömmlichen Sendemasten zahle.

Was sagen die Schweizer?

«Aktuell haben wir keine Holzmasten für Mobilfunkanlagen im Einsatz», erklärte das größte Schweizer Telekommunikationsunternehmen Swisscom gegenüber Galaxus. «Der Wartungsaufwand ist bei Holz größer und die Beständigkeit des Materials gegenüber den heutigen Masten geringer. Im Sinne der Nachhaltigkeit prüfen wir dies aber.» Salt Mobile antwortete wiederum auf Anfrage, dass der Einsatz von Holzfunkmasten derzeit auch nicht in Erwägung gezogen werde.

Titelfoto: Vantage Towers

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