«Diablo IV» angespielt: 6 Sachen, die mir in der Beta aufgefallen sind
Die Höllenpforten von «Diablo IV» stehen offen – für kurze Zeit. Ich bin hinabgestiegen und habe mich durch Horden dämonischer Schergen geschnetzelt. Folgendes ist mir dabei aufgefallen.
Da ist es wieder. Dieses vertraute Gefühl. Diese Mischung aus Bedrücktheit und Euphorie. Ich stehe mitten in einer gottverlassenen Gegend auf den Überresten eines erledigten Monsters. Mit einem Geräusch, das ich schon Millionen Mal gehört habe, sprudelt Beute aus ihm heraus. Das ist «Diablo». Genauer gesagt «Diablo IV». Der vierte Teil der Action-Rollenspiel-Reihe erscheint zwar offiziell erst am 6. Juni, am letzten Wochenende lief aber ein Beta-Test.
In der Beta konnten alle, die das Spiel vorbestellt haben, drei von fünf Klassen bereits antesten: Barbar/Barbarin, Zauberer/Zauberin und Jäger/Jägerin. Die Levelobergrenze lag bei 25. Am kommenden Wochenende findet eine offene Beta statt, an welcher auch Druide/Druidin und Totenbeschwörer/Totenbeschwörerin verfügbar sein werden.
Stimmung sofort wieder da
Die Turbulenzen und Skandale rund um Activision Blizzard sind in «Diablo IV» nicht zu spüren. Das, obwohl die Entwicklung stellenweise stillstand. Die durchzogene Resonanz auf «Overwatch 2» dämpfte die Erwartungen ebenfalls. Die Bedenken waren unbegründet – «Diablo IV» macht einen sehr positiven Eindruck. Als langjähriger Fan der Serie fühle ich mich sofort Zuhause. Es fängt an mit einem stimmungsvollen Intro – gute Story-Videos waren schon immer ein Aushängeschild von Blizzard.
Danach folgt eine kurze Sequenz in der Spiel-Engine. Etwas, das es so in «Diablo» noch nicht gab. Das gefällt mir gut. Es zieht mich näher ins Geschehen rein. Die männlichen Sprecher liefern sich fast schon einen Wettkampf, wer die tiefere, brummigere Stimme hat. Meine Ohren vibrieren angenehm unter den Kopfhörern und ich nicke anerkennend.
Visuell ist «Diablo IV» wesentlich düsterer als der Vorgänger. Dieser wurde oft als zu bunt kritisiert. Teil vier gleicht wieder mehr dem Original aus dem Jahr 1996. Die Welt fühlt sich bedrohlich und hoffnungslos an. Die bisher gezeigten Schauplätze sind detailreich inszeniert. Da gibt es verschneite Hügellandschaften mit neugierigen Rehen, unheimliche Wälder mit knorrigen Baummonstern und natürlich jede Menge Dungeons voller blutiger Folterkammern und feurigen Abgründen. Die Kamera ist etwas näher am Geschehen dran. So schätze ich auch den neuen Hörner-Helm meines Barbars viel mehr. Die Perspektive macht das Geschehen noch packender.
Der Soundtrack ist mindestens so düster wie die Grafik. Die unheimliche Kulisse aus Geigen, Klavier und dumpfem Grollen sorgt für angenehmes Schaudern.
Das hat Umpf
Apropos Sound: Der überzeugt auch bei der Action. Wenn mein Barbar mit seinem Zweihänder Zombieschädel zertrümmert oder mit einem Satz in die Gegner ein kleines Erdbeben auslöst, dann rumst es aus den Lautsprechern. Wenn mein Magier mit einem Feuerstrahl eine ganze Gruppe höllischer Kreaturen verbrutzelt, spüre ich durch das Zischen und Knistern fast die Hitze vor dem Monitor. Nahkampfangriffe wie auch Magie fühlen sich wuchtig an, dabei sind meine Helden in der Beta erst am Anfang ihrer Karriere.
Skillsystem inspiriert von «Path of Exile»
Da in der Beta bei Level 25 Schluss ist, kann ich das Skill-System nicht abschliessend beurteilen. Es wirkt aber inspiriert von «Path of Exile». Der Genre-Konkurrent aus dem Hause Grinding Gear Games ist berühmt für sein komplexes Skillsystem. «Diablo IV» schafft die Runen aus «Diablo 3» ab und setzt wieder auf einen klassischen Talentbaum. Dieser verästelt sich in aktive und passive Talente.
Hinzu kommt ein Upgrade-System für die Ausrüstung. Dabei kann ich Aspekte, die ich zuvor freigeschaltet habe, auf meine Waffen, Ringe etc. anwenden. Allfällige bestehende legendäre Eigenschaften werden dann überschrieben. Solche kann ich auch von bestehender Ausrüstung extrahieren und sie auf einen anderen Gegenstand anwenden. Da es zumindest zum Launch keine Ausrüstungs-Sets geben soll, scheinen spezielle Gegenstände den Spielstil nicht mehr so stark zu beeinflussen wie früher.
Ab Level 50 kommt das Paragon-System hinzu, das ähnlich wie in «Diablo 3» eine komplett neue Skill-Ebene obendrauf packt. Wie das genau funktionieren wird, lässt sich derzeit aber noch nicht sagen. Bekannt ist aber schon, dass das System eine Levelobergrenze haben wird.
MMO statt Singleplayer
Eine weitere Änderung ist, dass «Diablo IV» keinen Singleplayer-Modus mehr besitzt. Wie schon Teil drei benötigt auch Teil vier eine konstante Internetverbindung. Neu ist, dass du in eine gemeinsame Welt mit anderen Spielerinnen und Spielern geworfen wirst. «Diablo IV» geht damit ein wenig in die Richtung eines MMO (Massively Multiplayer Online). Wie auch in anderen MMOs sind Dungeons, Keller und dergleichen aber instanziert. Dort bin ich, respektive meine Gruppe, immer ungestört.
In der aktuellen Beta fühlt sich die Welt trotzdem düster und verlassen an. Ich bin nur ab und zu auf andere Charaktere gestossen. Solange es auf meinen Streifzügen nicht zur Herdenbildung kommt, stört mich der Multiplayer-Aspekt nicht. Schliesslich ergeben sich dadurch neue spassige Beschäftigungen wie die Weltbosse für acht Spielerinnen und Spieler. Und selbst bei kleineren Minibosses bin ich immer dankbar für unerwartete Hilfe.
Ein Controller-Spiel?
«Diablo» spielt man mit Maus und Tastatur, das ist doch klar – hätte ich früher auch behauptet. Nachdem ich viel Gutes über die Controller-Steuerung in der Konsolen-Version von «Diablo 3» gehört habe, habe ich spontan meinen Playstation-Controller an den PC angeschlossen. Und ich muss sagen: Den lege ich nicht mehr weg.
Mit Controller spielt sich «Diablo» deutlich direkter als wenn ich mit der Maus meinen Helden durch die Verliese navigieren muss. Und weil «Diablo IV» dann doch kein echtes MMO wie «World of Warcraft» ist, kann ich auch die Handvoll Skills problemlos mit dem Controller bewältigen. Die Navigation der Menüs und besonders des Inventars funktioniert ebenfalls einwandfrei. Klar, bin ich dabei einen Zacken langsamer als mit der Maus, dafür habe ich in hektischen Kämpfen die bessere Übersicht. Natürlich macht auch die klassische Maus-Tastatur-Steuerung nach wie vor Spass.
Sehr poliert
Positives kann ich auch über die Qualität der Beta sagen. Ausser bei einer etwas längeren Warteschlange am Freitagabend konnte ich immer direkt loslegen. Auch Bugs bin ich keinen begegnet. Das Spiel läuft sogar auf dem Steam Deck mit fast allen Details bei 60 Bildern pro Sekunde. Zwar ist es mir damit ein paar Mal abgestürzt, aber die Version ist auch nicht offiziell.
«Diablo IV» fühlt sich schon jetzt wie ein finales Produkt und sehr durchdacht an. Abgeschlossene Dungeons kann ich mit zwei Klicks verlassen, die Karte ist übersichtlich und die Menüs sind verständlich. Auch der Co-op-Modus hat einwandfrei funktioniert. Levelunterschiede zwischen Charakteren sind kein Problem und kompatible Quests werden automatisch geteilt.
Erstes Fazit: Macht süchtig
Der Dopaminschub lässt in «Diablo IV» nicht lange auf sich warten. Schon nach wenigen Minuten stapeln sich die Monster-Leichen und das Inventar platzt aus allen Nähten. Es ist aber nicht nur der Sammeltrieb, der mich motiviert. Auch die Welt lädt zum Entdecken ein. Überall gibt es geheimnisvolle Ruinen, eingestürzte Minen oder okkulte Dungeons zu erkunden. Das einzige, was ich an der Beta zu bemängeln habe, ist, dass es nur eine Beta ist. Ich will das vollständige Spiel.
Ob Blizzard auch ein motivierendes Endgame hinbekommt, wird sich noch zeigen müssen. Der Auftakt ist schon mal gelungen. «Diablo IV» scheint ein höllischer Spass zu werden.
«Diablo IV» erscheint am 6. Juni. Die Beta ist offen für alle vom 24. bis 26. März für PC, Playstation und Xbox.
Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.