Die OLED-Gaming-Monitore rollen an
Diverse Hersteller präsentieren an der CES 2023 neue Gaming-Bildschirme mit OLED-Displays. Dabei schlagen sie zwei verschiedene Richtungen ein.
LG, Samsung, Acer und Asus haben kurz vor der CES 2023 ihre neuen Gaming-Monitore vorgestellt. Dabei zeichnet sich vor allem ein Trend ab: Immer mehr davon kommen mit OLED-Display. Die Bildschirme sehen auf den ersten Blick alle ähnlich aus, gehören aber in zwei verschiedene Lager: konventionelles OLED und QD-OLED von Samsung. Beide Technologien haben Vor- und Nachteile.
OLED: Helligkeit vs. Burn-In
Das gewöhnliche OLED ist bereits seit Langem auf dem Markt, kommt allerdings eher in Fernsehern zum Einsatz. Bildschirme damit gibt es bisher noch wenige, und das hat einen guten Grund: Die flächendeckende Helligkeit ist deutlich geringer als bei anderen Displays. Ausserdem ist OLED bei statischen Inhalten anfällig für Burn-In-Effekte. Bei TVs ist das kein grosses Problem, denn das Bild bewegt sich im normalen Gebrauch meistens. Zudem reduzieren Präventionsmassnahmen wie Pixel Shift oder automatische Helligkeitsbegrenzer die Gefahr von Geisterbildern.
Nutzt du ein Display als Monitor, fehlt den OLEDs bisheriger Generationen bei durchgehend hellem Bildinhalt je nach Arbeitsplatz die nötige Leuchtkraft. Ausserdem sind statische Menüleisten eher die Regel als die Ausnahme, was zu Burn-In führen kann. Gegenmassnahmen wie dynamische Helligkeitsanpassungen nerven, wenn du am Bildschirm nicht nur Gamen willst (mehr dazu demnächst in meinem Test des LG OLED Flex). Um der fehlenden Leuchtkraft Herr zu werden, versucht LG in seinen neuen TVs noch etwas mehr Helligkeit aus den Dioden herauszupressen. Das führt aber zu Hitze, welche wiederum Burn-In begünstigt. Bei den Monitoren bleibt die bildfüllende Helligkeit deshalb auch bei den neuen Modellen unter 200 Nits. Das ist nicht besonders hell, bei Tageslicht wären erst 300 Nits ein guter Wert.
Den Nachteilen steht die hervorragende Bildqualität von OLED-Displays gegenüber. Weil jedes Pixel individuell beleuchtet ist, kann es auch einzeln ausgeschaltet werden. Dann ist es schwarz – und zwar richtig schwarz. OLED-Monitore haben deshalb einen extrem hohen Kontrast. Die Reaktionszeiten sind zudem kurz, weshalb das Bild auch bei schnellen Bewegungen scharf bleibt.
LG: UltraGear 27GR95QE und 45GR95QE
LG zeigt an der CES zwei OLED-Monitore. Einen flachen in 27 und einen gekrümmten in 45 Zoll. Beide haben eine 1440p-Auflösung in der Vertikalen, 240 Hz Refresh Rate und eine Reaktionszeit von 0,03 ms (Grau zu Grau). Sie unterstützen Variable Refresh Rate (VRR) und haben einen Auto Low Latency Mode (ALLM). Die Helligkeit gibt LG mit 200 Nits an, in einem Drei-Prozent-Fenster mit 800 Nits. Anschlüsse gibt es einen DisplayPort 1.4 und zwei HDMI 2.1.
Der 27-Zöller hat das klassische 16:9-Format. Die Auflösung liegt bei 2560 × 1440 Pixel, das bedeutet eine Pixeldichte von 111 ppi. Beim 45-Zöller sind es ein 21:9-Format, 3440 × 1440 Pixel und eine Pixeldichte von 84 ppi. Das Panel ist mit 800R sehr stark gekrümmt.
Der 27GR95QE kostet in den USA 999 Dollar, der 45GR95QE liegt bei 1699 Dollar.
Acer: Predator X27U und X45
Die exakt gleichen LG-Displays stecken in den zwei neuen Bildschirmen von Acer: dem Predator X27U und dem Predator X45. Interessanterweise gibt Acer eine andere Helligkeit an als LG – 150 Nits bei vollem Bild und 1000 Nits Spitze. Zudem haben die Predator einen KVM-Switch verbaut, inklusive USB-C-Port mit 90 Watt Ladeleistung. Das haben die LGs nicht. Dafür knausert Acer bei den Anschlüssen und spendiert den Bildschirmen nur HDMI 2.0, der 1440p lediglich bei 144 Hz übertragen kann. Wer die vollen 240 Hz will, muss zwingend den DisplayPort 1.4 nehmen.
Der Predator X27U kostet mit 1099 Dollar einen Hunderter mehr als das LG-Äquivalent. Der X45 ist hingegen gleich teuer mit 1699 Dollar.
Asus: ROG Swift PG27AQDM
Nur einen OLED-Screen zeigt Asus. Auch der ROG Swift OLED PG27AQDM nutzt ein Panel von LG und hat dementsprechend ähnliche Spezifikationen: 1440p, 240 Hz, 0,03 ms Reaktionszeit.
In zwei Punkten hebt sich Asus jedoch ab: Das Design ist auffälliger, auf der Rückseite prangt das ROG-Logo in RGB. Der Bildschirm ist zudem dicker als die Brüder von LG und Acer – weil Asus einen Heatsink und Lüftungsschlitze verbaut. Das soll Burn-In entgegenwirken. Womöglich muss wegen der Kühlung auch der automatische Helligkeitsbegrenzer weniger stark eingreifen. Andernfalls wäre der Monitor zumindest langlebiger.
Den Preis für den ROG Swift PG27AQDM hat Asus noch nicht genannt.
QD-OLED: Bessere Bildqualität vs. Farbsäume
Samsung geht einen anderen Weg als LG. Letztes Jahr hat der Hersteller die ersten TVs mit QD-OLED auf den Markt gebracht, jetzt folgen Bildschirme mit der gleichen Technologie. Wie sie genau funktioniert, hat Kollege Luca Fontana in diesem Artikel erklärt. Wichtig für Bildschirme: QD-OLED ist heller und weniger anfällig für Burn-In. Auch die Farben sind noch besser, vor allem Gelbtöne. Ansonsten bieten die Displays die gleichen Vorteile wie das klassische OLED: perfekte Schwarzwerte und schnelle Reaktionszeiten.
Alles eitel Sonnenschein also? Nein. Wegen der dreieckigen Subpixel-Anordnung kommt es bei QD-OLED-Monitoren zu einem neuen Problem: An kontrastreichen Kanten entstehen Farbsäume in Grün und Magenta. Dies, weil die Betriebssysteme von Computern noch nicht richtig mit dem neuen Subpixelmuster umgehen können. Gerade bei Text können die Farbsäume störend wirken. Es ist möglich, dass künftige Windows- und Mac-Versionen das Problem beheben, bis dahin könnten aber noch Jahre ins Land ziehen. In der Zwischenzeit gibt es ein paar unbefriedigende Workarounds:
In Anwendungen wie Games fallen die Farbsäume kaum auf und die Vorteile von QD-OLED scheinen zu überwiegen. Der Dell Alienware AW3423DW mit einem solchen Panel von Samsung ist schon eine Weile auf dem Markt. Er gilt derzeit als Non-Plus-Ultra der Gaming-Monitore. Ich bin deshalb gespannt auf Samsungs eigene Versionen.
Samsung: Odyssey OLED G8 und G9
Sowohl beim Odyssey OLED G8 als auch beim OLED G9 handelt es sich um Bildschirme mit der Quantum-Dot-Technologie – interessanterweise protzt Samsung bei seinen Monitoren nicht einmal mit der Bezeichnung «QD-OLED», sondern belässt es einfach bei «OLED».
Der OLED G8 wurde schon vor einiger Zeit vorgestellt, er ist sogar schon ab Lager verfügbar. In ihm steckt das gleiche Panel wie im Alienware AW3423DW: 34 Zoll im 21:9 Format, 3440 × 1440 Pixel, 1800R-Krümmung, 175 Hz Refresh Rate, 0,1 ms Reaktionszeit. Die vollflächige Helligkeit liegt bei 250 Nits, was höher ist als bei klassischen OLEDs.
Der OLED G9 setzt links und rechts noch etwas Fläche an. Er ist 49 Zoll gross mit einem Seitenverhältnis von 32:9. Die Auflösung beträgt 5120 × 1440 Pixel, die Refresh Rate sogar 240 Hz. Krümmung, Reaktionszeit und Helligkeit sind identisch zum G8. Weitere Details wie Anschlüsse bleibt Samsung bisher schuldig. Wenn es dieselben sind wie beim G8, wären es ein Mini DisplayPort, ein Micro HDMI und ein USB-C. Letzterer kann angeschlossene Geräte mit bis zu 65 Watt laden.
Der OLED G8 kostet bei uns im Moment 1400 Franken, der Preis des G9 ist noch nicht bekannt.
Titelbild: AsusAls Kind verbrachte ich zu viel Zeit vor selbstgebauten PCs. Viele Jahre und ein Journalismus-Studium später bin ich wieder gleich weit. Ich schreibe über Apple, Fotografie, Monitore und Geschichten an der Schnittstelle zwischen Technik und Wirtschaft.