Netatmo Komplettset
Die Wetterstation von Netatmo im Test
Einfache Thermometer waren gestern, smarte Wetterstationen sind das neue Must-have. Der Branchenprimus Netatmo ist bekannt für seine Produkte im Klimabereich. Ich habe ausprobiert, was ich damit alles messen und tun kann.
Fast jeder Haushalt hat irgendwo ein Thermometer im Einsatz. Die meisten wohl, um die Aussentemperatur ablesen zu können. Einige nutzen es auch, um zu wissen, wie warm es in den eigenen vier Wänden ist. Ich persönlich gehe noch einen Schritt weiter und habe in jedem Raum – ausser den Nasszellen – einen Temperaturmesser. Vor allem, um die Luftfeuchtigkeit zu messen, da ich in einem Neubau wohne und die Restfeuchtigkeit dort in den ersten beiden Jahren ein Problem sein kann. Der Rest ist eigentlich zweitrangig. Da ich nach dem Umzug mein altes Smarthome abbauen und mich am jetzigen Wohnort komplett neu einrichten möchte, starte ich mit der Wahl der Wetterstation. Darauf aufbauend, kommen dann die Wandthermostate, automatischen Rollläden und alles Weitere. Da ich sowohl die Innen- wie auch Aussenwerte, inklusive Wind und Regen, möglichst genau messen möchte, habe ich mich nach intensiver Recherche für Netatmo entschieden. Seit rund sieben Wochen ist die Basisstation mit zusätzlichem Innen- und Aussenmodul sowie Regen- und Windsensor bei mir im (Test-)Einsatz. Zeit, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen.
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Unboxing
Alle Module kommen in einer separaten Schachtel. Ausser die Basisstation, dort ist gleich auch noch ein Aussenmodul mit verpackt. Ansonsten sind die Inhalte der Boxen der einzelnen Sensoren identisch: das Produkt selbst, allfälliges Montagezubehör wie Schrauben oder Klebestreifen, Batterien oder Kabel und ein Quick Start Guide. Diese Mini-Bedienungsanleitung hätte man sich auch sparen können, denn nach wenigen Schritten verweist das Manual auf die App. Dort wird dann alles nochmals ausführlich und bebildert erklärt. Das gefällt mir gut, denn doppelt gemoppelt hält oft besser. Was für mich unverständlich ist und zum Inhalt der Box gehören sollte: Sowohl beim Wind- wie auch beim Regenmesser fehlen die Halterungen für die Montage. Ich kann die Dinger zwar auf einem Tisch aufstellen, nur nützt mir das nichts, wenn ich einen gedeckten oder abgeschirmten Balkon habe. Hier muss Netatmo ganz dringend über die Bücher. Den Preis etwas nach oben korrigieren und die Halterung dafür inkludieren – so einfach geht das.
Inbetriebnahme
Die Installation ist sehr einfach und verlief problemlos. Ich stecke das eine Ende des mitgelieferten Kabels für die Haupteinheit in die Steckdose und das andere ins Modul selbst. Sofort beginnt die Basis, blau zu blinken. Das sagt mir auch die App, die sogleich versucht, sich mit der Bridge – so nennt Netatmo die Haupteinheit – zu verbinden. Nach einigen Sekunden hat das geklappt und ich sehe in meiner App … nichts. Die Station brauche einen Moment, um erste Daten ausspielen zu können, steht dort. Nach wiederum einigen Sekunden sehe ich dann aber bereits die ersten Werte. «Perfekt, wie das klappt», denke ich mir und mache mich sogleich ans Aussenmodul. Dort wird die Schwierigkeit sein, das Ding am Geländer zu befestigen, glaube ich. Doch dank der mitgelieferten Halterung geht das ganz einfach und hält auch überraschend fest. Die Batterien sind ebenfalls dabei, wodurch Netatmo bei mir weitere Pluspunkte einheimst.
Die Basisstation stelle ich mir ins Wohnzimmer, da ich mich hauptsächlich dort aufhalte und der Übergang zur Küche sowie zum Essbereich fliessend ist. So habe ich gleich drei Räume mit einem Sensor abgedeckt. Das zusätzliche Innenmodul stelle ich ins Schlafzimmer, weil mich die dortige Temperatur und Luftfeuchtigkeit eher interessieren als dieselben Werte im Büro. Den Wind- und den Regensensor habe ich – da mir die Halterungen zum Beginn des Testes fehlten – vorübergehend auf dem Balkontisch aufgestellt. Dadurch erhielt ich zwar vorerst ungenaue Daten, konnte aber immerhin prüfen, ob die Dinger funktionieren. Später dann, mit dem Eintreffen der fehlenden zwei Halterungen, montiere ich die Sensoren aussen am Geländer. Da dies im Vergleich zur Hauswand etwas zurückversetzt ist, muss eine Verlängerung her. Für den ersten – gescheiterten – Versuch hat ein Hammer herhalten müssen, beim zweiten Mal dann ein Küchenrollenständer. Ich bin noch nicht restlos zufrieden und suche nach einer noch besseren Lösung. Tipps sind an dieser Stelle willkommen – ab in die Kommentarspalte damit.
Funktionen
Da ich nun alle Module dort habe, wo sie sein sollen, kann es mit dem zweiten Teil des Reviews losgehen: Was messen diese Dinger denn alles so, was kann ich daraus schliessen und was kann ich mit den Daten anstellen? Aber alles der Reihe nach. Die App zeigt mir auf dem Hauptbildschirm alles, was ich wissen will. Die derzeitige Aussentemperatur sowie die dazugehörigen Tagestiefst- und -höchstwerte, den Luftdruck, den Taupunkt – bei Klick auf denselben die gefühlte Aussentemperatur – und die Luftfeuchtigkeit. Des Weiteren sehe ich die Wettervorhersage der nächsten fünf Tage. Swipe ich nach links, sehe ich die momentane, die kumulierte sowie die prognostizierte Niederschlagsmenge. Ein weiteres Nach-links-Wischen stellt die Stärke und die Richtung des Windes dar, inklusive Böen und das Tagesmaximum. Im unteren Bereich werden die Innentemperatur des Hauptmoduls, der CO₂-Wert in ppm, die Lautstärke in dB und die Luftfeuchtigkeit angezeigt. Mit einem Swipe nach links sehe ich dieselben Werte, diesmal aber diejenigen des zusätzlichen Innenmoduls. Ein erneutes Wischen nach links zeigt mir den Standort meines Aussenmoduls auf der Netatmo-Community-Karte an. Dort sehe ich diverse Aussenmodule von anderen Netatmo-Usern – auch Wind- oder Regenmesserdaten sind dort ersichtlich, falls vorhanden.
Was mir besonders gefällt, sind die eingefärbten Punkte direkt neben den Temperaturangaben. Sie sagen mir, wann ich in welchem Raum lüften sollte. Sie funktionieren wie Verkehrsampeln: Bei Grün ist alles okay, im roten Bereich müssen dringend die Fenster geöffnet und frische Luft reingelassen werden. Insbesondere der Sensor im Schlafzimmer lässt jeweils in der Früh ein dunkeloranges bis hellrotes Warnsignal aufleuchten. Bei leichtem Antippen oben am Sensor geben die Module die Farbe auch direkt über das integrierte LED-Licht aus. Da Netatmo auch diverse smarte Produkte für andere Bereiche, wie beispielsweise die Heizungssteuerung, bietet, könnte ich die Wetterstation ins Smarthome integrieren. Ich würde dann zum Beispiel eine Automation erstellen, die dafür sorgt, dass sich die Heizung immer dann automatisch einschaltet, sobald die Aussentemperatur unter zehn Grad Celsius sinkt. Hätte ich eine smarte Rollladensteuerung installiert, könnte ich sie so programmieren, dass sie die Storen herunterfährt, sobald die Aussentemperatur auf über 25 Grad Celsius steigt.
Pros
Was mir sofort ins Auge sticht, ist das Design. Die Module wirken sehr schlicht und sehen aus wie kleine Säulen. Es könnten sogar extraterrestrische Deko-Objekte sein. Einige User beschweren sich über die Batterielaufzeit bei den zusätzlichen Innen- und Aussenmodulen. Meine Produkte sind jetzt über zwei Monate im Einsatz und die Batterieanzeige ist noch immer voll. Auch bezüglich Reichweite hatte ich bisher nur drei Aussetzer: Einmal ist die Verbindung zum Aussensensor und zweimal die zum Regenmesser abgebrochen. Doch schon nach wenigen Minuten waren sie wieder online. Das zusätzliche Innenmodul beispielsweise ist ungefähr 25 Meter von der Basisstation entfernt und eine Türe, eine Wand sowie die Küche stehen der hindernisfreien Übertragung im Wege. Trotzdem sehe ich zwei von fünf Balken bei der Signalstärke. Vergleiche ich die gemessenen Aussentemperaturen mit Daten von MeteoSchweiz, hat meine Netatmo-Wetterstation maximale Abweichungen von 0,1 Grad Celsius. Dasselbe beim Innenmodul, das ich mit dem Bosch UniversalTemp vergleiche. Die App ist übersichtlich, läuft flüssig und ich hatte keinerlei Probleme damit. Dasselbe gilt für die Inbetriebnahme der einzelnen Module. Ein cooles Feature für Statistik-Freaks ist auch die Tatsache, dass alle gemessenen Werte heruntergeladen werden können, beispielsweise als Excel-Datei.
Cons
Ein Punkt, der bei smarten Geräten immer wieder zu Diskussionen führt, sind die Batterien. Entweder laufen die Produkte mit Batterien, was ab und an ein Austauschen verlangt. Je batteriesparender die einzelnen Module sind, desto seltener geschieht das. Oder die zusätzlichen Sensoren sind an einem Kabel. Dann entfällt der Batteriewechsel, dafür bin ich beim Platzieren weniger flexibel. Sollten die Batterien bei Netatmo die versprochenen zwei Jahre halten, kann ich damit leben. Denn der Wechsel geschieht relativ einfach: Modul – abgesehen von den Regen- und Windmessern ohne Werkzeug – aufschrauben, alte Batterien raus, neue Batterien rein, fertig. Die Reichweite könnte in der Tat noch etwas besser sein, obschon ich erst drei Ausfälle zu beklagen hatte. Dennoch sollte es auf so kurzen Distanzen möglich sein, mehr als zwei bis drei von fünf Balken zu erreichen. Der Wind- und der Regenmesser sind beispielsweise nur ungefähr fünf Meter vom Hauptmodul entfernt und nur durch eine Scheibe getrennt. Da erwarte ich eindeutig mehr. Einer der Hauptkritikpunkte ist der Preis: Fast 400 Franken (Stand: 29.07.2021) ist sehr viel Geld für ein Hauptmodul, ein Innen- und ein Aussenmodul sowie einen Regen- und einen Windmesser. Die beiden Halterungen für letztere nicht mit eingerechnet. Das ist auch gleich der zweite negative Punkt: Für so viel Geld müssen bei den Wind- und Regenmessmodulen einfach je eine Halterung inklusive sein.
Fazit
Die Wetterstation von Netatmo ist – inklusive Zubehör – spielend einfach aufgesetzt und im Nu einsatzbereit. Die einzelnen Module wirken solide verarbeitet und kommen im schlichten Design daher. Die Innenmodule fügen sich in ihrem unauffälligen silbernen Look in beinahe jede Wohnungseinrichtung ein. Die schwarz-weissen Aussenmodule halten einiges an Regen und Wind aus, denn auch nach den Unwettern der letzten Wochen sind sie noch immer an Ort und Stelle und funktionieren einwandfrei. An der App gibt es nichts auszusetzen, genauso wenig wie an den gemessenen Werten. Auch die zusätzlichen Features, die über diejenigen eines einfachen Thermometers hinausgehen, können sich sehen lassen. Insbesondere im Homeoffice bin ich froh, wenn mich Netatmo mittels Push-Nachricht vor schlechter Luftqualität in Innenräumen warnt und auffordert, zu lüften. Auch die Wind- und Regenmesser warnen mich vor viel Niederschlag oder starken Luftstössen. Als Ersatz für ein gewöhnliches Thermometer ist Netatmo schlichtweg zu teuer. Willst du hingegen eine Wetterstation, die mehr als nur Temperatur und Luftfeuchtigkeit anzeigt, dann ist Netatmo eine Alternative, jedoch ebenfalls eine kostspielige. Und: Du brauchst ein Smartphone, Tablet oder PC, um die Werte ablesen zu können, da keines der Module ein Display hat. Legst du Wert auf exakte Wetterdaten, möchtest von überall auf der Welt darauf zugreifen, sie in Histogrammen erfassen respektive herunterladen können und willst dir diese zusätzlich für dein Smarthome zunutze machen, dann führt kein Weg an Netatmo vorbei.
Wenn ich nicht gerade haufenweise Süsses futtere, triffst du mich in irgendeiner Turnhalle an: Ich spiele und coache leidenschaftlich gerne Unihockey. An Regentagen schraube ich an meinen selbst zusammengestellten PCs, Robotern oder sonstigem Elektro-Spielzeug, wobei die Musik mein stetiger Begleiter ist. Ohne hüglige Cyclocross-Touren und intensive Langlauf-Sessions könnte ich nur schwer leben.