Einstieg ins Smarthome, Teil 4: Netatmo
Ratgeber

Einstieg ins Smarthome, Teil 4: Netatmo

Mit Smarthome-Produkten automatisierst du deinen Alltag. Um den Durchblick im Anbieter-Dschungel nicht zu verlieren, stelle ich dir die gängigsten Systeme vor. Auf die smarte Heizungssteuerung von tado° folgen die Klimaexperten von Netatmo.

Innen- und Aussenräume zu überwachen, hat längst nichts mehr mit Paranoia zu tun, sondern gehört zu einem gut ausgerüsteten Smarthome dazu. Dass es sich dabei nicht immer um fixe Kameras handelt, zeigt Amazons neuestes Gadget. Smarte Melder für Rauch, Wasser oder Gase warnen die Bewohner im Ernstfall. Eine Wetterstation darf in einem smarten Zuhause ebenfalls nicht fehlen. So musst du dich nicht auf einen meteorologischen Dienst aus dem Internet verlassen, sondern kannst auf exakte lokale Aussenwerte zählen. Deine übrigen Smarthome-Produkte arbeiten mit diesen zusätzlichen Angaben noch präziser. Des Weiteren sorgen smarte Thermostaten dafür, dass du beim Heizen sparen, deine Heizung bei längerer Abwesenheit herunterfahren und auch aus der Ferne steuern kannst. Die Optimallösung: Alle Produkte vom selben Hersteller nutzen, um Kompatibilitätsprobleme zu vermeiden. Netatmo bietet dir ein breites Sortiment an Produkten, die die erwähnten Bereiche abdecken. Nach Homematic IP, Philips Hue und tado° zeige ich dir im vierten Teil meiner Smarthome-Einführungs-Serie, womit die Geräte von Netatmo dein Zuhause smarter gestalten.

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    Einstieg ins Smarthome, Teil 3: tado°

    von Raphael Knecht

Von Wetterstationen, Gefahrenmeldern und Netzwerkkameras

Netatmo hat sich insbesondere beim Innen- und Aussenklima einen Namen gemacht. Die Wetterstationen des französischen Herstellers erfreuen sich grosser Beliebtheit. Dies ist auch bei Smarthome-Nutzern der Fall, da die Innen- und Aussensensoren sehr genaue und Daten liefern, die andere ins Smarthome integrierte Produkte verwenden können. Es existieren auch ein Regen- und Windmesser, die sich nahtlos ins Netatmo-Wettersystem einfügen lassen. So können smarte Rollläden, Heiz- oder Kühlsystem und andere wetterabhängige Produkte schnell und präzise auf sich ändernde Witterungsverhältnisse reagieren. Die Steuerzentrale, bei Netatmo auch Master genannt, empfängt die Daten der Aussen- und weiterer Innenmodule. Diese haben weniger Funktionen als die Basiseinheit, da sie primär als zusätzliche Messstellen dienen sollen. Alle gemessenen Werte können in der App ausgelesen und in einem Histogramm dargestellt werden – ein Vorteil, den viele andere System nicht haben. So können Temperatur, Niederschlag, Wind und andere Informationen im Verlauf betrachtet werden, was insbesondere für Statistik- und Klima-Aficionados von grosser Bedeutung ist.

Die Netatmo-Wetterstation mit Aussen-, Regen- und Windmesser. Bildquelle: Techtest
Die Netatmo-Wetterstation mit Aussen-, Regen- und Windmesser. Bildquelle: Techtest

Doch Netatmo kann mehr als nur Klima und Wetter. Auch beim Warnen vor Gefahren trumpfen die Franzosen auf. Nebst Rauchmeldern findest du Fenster- und Türsensoren im Angebot. Diese melden dir auf deinem Smartphone, sobald sich jemand durch ein Fenster oder eine Türe unbefugt Zutritt zu deinem Zuhause verschaffen will. Innen- und Aussenkameras bietet Netatmo ebenfalls an, um deine Habseligkeiten zusätzlich per Videoüberwachung zu schützen – hoffentlich ab sofort lückenlos. Wahlweise mit integrierter Alarmsirene und smartem Flutlicht. Eine passende Standalone-Alarmsirene, die sich problemlos ins Smarthome-Universum integrieren lässt, findest du ebenso im Netatmo-Portfolio. Die intelligente Türklingel inklusive Kamera ermöglicht es dir zudem, mit dem Postboten zu kommunizieren oder einen Altbau mit einem smarten Gegensprechsystem aufzurüsten. Schliesslich runden Thermostaten das Netatmo-Smarthome-Sortiment ab. Sie sind wahlweise für Radiatoren oder Bodenheizungen erhältlich.

Die Netatmo-Apps sind logisch aufgebaut und leicht verständlich. Bildquelle: home pioneers
Die Netatmo-Apps sind logisch aufgebaut und leicht verständlich. Bildquelle: home pioneers

Was du dafür benötigst

Bei der Wetterstation ist eine WLAN-Verbindung für die Basis notwendig. Weitere Innen- und Aussensensoren kommunizieren per Funk miteinander und mit der Zentrale. Da es sich um ein Netatmo-eigenes Protokoll handelt, sind die Sensoren nur mit der eigenen Basis kompatibel. Du steuerst das Ganze über die App, die sowohl für Android als auch für iOS erhältlich ist. Du kannst das Set mit einem Regen- und einem Windsensor erweitern, um noch mehr Daten zu sammeln. Auch diese Sensoren funken direkt an die Basisstation und benötigen keine WLAN-Verbindung. Die Indoor-Kamera verfügt ausserdem über einen RJ45-Ethernet-Anschluss. Sowohl die Innen- wie auch die Aussenkameras brauchen ein WiFi-Signal. Die Videos werden entweder lokal auf einer im Gerät eingelegten microSD-Karte oder per FTP auf einem Server gespeichert. Während die Aussenkamera zwischen einer Person, einem Tier oder einem Auto unterscheiden kann, erkennt die Innenkamera sogar Gesichter.

Die smarte Innensirene ist als Zubehör zur Indoor-Kamera erhältlich. Das bis zu 100 Dezibel laute Alarmsignal kommuniziert via Bluetooth mit der Kamera. Auf deinem Smartphone wählst du, bei welchem Gesicht die Sirene losgeht und wann sie stumm bleibt. So können sich deine Kinder, Freunde oder Verwandten frei bewegen, während unerwünschter Besuch gehörig eins auf die Ohren kriegt. Auch für die Tür- und Fenstersensoren ist eine Innenkamera von Netatmo notwendig. Zusammen mit der Sirene bildet das Trio eine waschechte Alarmanlage. Waschecht auch deshalb, weil die Sensoren für Fenster und Türen wasserdicht sind. Einstellbare Auslöseverzögerungen machen hier selbst cleveren Einbrechern einen Strich durch die Rechnung. Die Sensoren kommunizieren per Bluetooth oder WLAN mit der Kamera. Als passende Ergänzung zur Alarmanlage kannst du auch noch Netatmos Rauchmelder installieren. Sie brauchen keine Indoor-Kamera als Basis, sondern kommunizieren direkt mit dem Smartphone. Dafür brauchen sie Batterien und ein WiFi-Signal. Sie warnen dich direkt via 85-dB-Sirene und auf dem Handy. Die meisten Netatmo-Produkte sind übrigens mit Apples Homekit, Siri und IFTTT kompatibel und können daher in andere Smarthomes integriert werden.

Schnell aufgesetzt und schönes Design, aber teuer

Ein grosser Vorteil von Netatmo ist die einfache Installation. Im Nu sind die Produkte betriebsbereit. Ausserdem liefern die Wetterstationen sehr genaue Daten, weshalb Netatmo bei Smarthome-Nutzern beliebt ist. Alle Geräte sind untereinander kompatibel. Was ebenfalls für Netatmo spricht, ist die Tatsache, dass du dank WLAN-Verbindung keinen weiteren Steckplatz am Router verlierst.

Die Netatmo-Produkte können sich sehen lassen. Sie wirken hochwertig und das Design ist edel. Selbst die Alarmsirene geht – mit etwas Fantasie – als Wandschmuck oder Speaker durch. Überdies sind die Wand- und Radiatorenthermostate eine willkommene optische Abwechslung zu den langweiligen Produkten grosser Brands wie beispielsweise Homematic IP. Die Netatmo-Apps sind übersichtlich gestaltet, logisch aufgebaut und funktionieren unterbrechungsfrei. Es gibt sie für Security, Weather, Energy und Home Coach – sowohl für Android als auch für iOS. Die All-in-One-App hingegen existiert (noch) nicht.

Die Wandsirene ist unscheinbar und wirkt wie ein Lautsprecher. Bildquelle: TechHive
Die Wandsirene ist unscheinbar und wirkt wie ein Lautsprecher. Bildquelle: TechHive

Als Nachteile sehe ich, dass ich für die Alarmsirene, Fenster- und Türsensoren eine Indoor-Kamera als Basisstation brauche. Das hätte auch anders gelöst werden können. Ausserdem sind die Preise relativ hoch. Selbst wenn die Produkte einiges an Funktionen bieten, sind knapp 100 Franken für eine smarte Sirene, einen Rauchmelder oder drei Tür- respektive Fenstersensoren am oberen Ende der Skala anzusiedeln. Was ich persönlich nicht überprüfen konnte, aber aus einigen Produktbewertungen herausgelesen habe, ist die komplizierte Ausseninstallation von Wind- und Regenmessern. Habe ich eben das WLAN noch als Vorteil hervorgehoben, kann dies auch als Nachteil gesehen werden: Ohne Internet geht nichts. Zumindest bei der Wetterstation, der Indoor- oder Outdoor-Kamera und den smarten Thermostaten. Ebenfalls bemängeln einige User die Reichweite der Sensoren, Sirenen oder Gefahrenmelder. Schliesslich ist vielen Nutzern auch die Stromversorgung via Batterie ein Dorn im Auge.

Die smarten Thermostate von Netatmo kommen elegant daher. Bildquelle: my-echo
Die smarten Thermostate von Netatmo kommen elegant daher. Bildquelle: my-echo

Mögliche Alternativen

Im Bereich der Wetterstationen macht Homematic IP Netatmo Konkurrenz. Der für die eigene Smarthome-Lösung entwickelte Wettersensor Pro liefert aus eigener Erfahrung ebenfalls präzise Daten, mit denen das System arbeiten kann. Rollläden werden bei Sonnenschein geöffnet oder geschlossen, die Heizung hoch- oder runtergefahren, offene Fenster bei Wind oder Sturm erkannt. Auch der WeatherHub von TFA ist eine mögliche Alternative zur Netatmo-Wetterstation. Dieser lässt sich mit weiteren Sensoren und koppelbaren Geräten erweitern. Beispielsweise Tür- und Fensterkontakte, Hochwassermelder oder Pool-Sensoren. Auch die Anbindung ans Netzwerk und die Erfassung der Daten in einem Histogramm sind möglich. Eve Room ist ebenfalls eine mögliche Alternativlösung zum Netatmo-System. Von diesem Hersteller gibt's nebst dem Raumklimamesser einen smarten Lichtschalter, einen Bewegungs- und einen Rauchmelder. Auch die Eve-Produkte lassen sich dank Internetanschluss in andere Smarthome-Systeme einbinden.

Valable Alternativen für smarte Thermostate bieten Hersteller wie Homematic IP, Devolo, Danfoss oder tado°. Detaillierte Infos hierzu findest du in meinem Ratgeber zum smarten Heizsystem von tado°. Bei den Gefahrenmeldern kommen die Produkte von Nest an jene von Netatmo ran. Derselbe Hersteller hat auch Netzwerkkameras in seinem Portfolio. Auch Ei Electronics oder Airthings warten mit soliden Alternativen zu Netatmo auf. In Sachen Einbruchschutz kannst du nebst Netatmo auch zu Nuki oder Ring greifen. Während Nuki vor allem auf eine smarte Verriegelung via Smartphone setzt, bietet Ring zusätzlich die Möglichkeit der Videoüberwachung – egal, ob in der Klingel integriert oder via separater Netzwerkkamera. Apropos Netzwerkkameras: Hier sind dir fast keine Grenzen gesetzt, so viele Hersteller gibt es. Am besten wählst du Kameras, die sich problemlos in dein Smarthome integrieren lassen und mit möglichst vielen anderen Lösungen kompatibel sind.

Netatmo: Für besseres Raumklima und mehr Sicherheit

Möchtest du in deinem Zuhause erste Schritte in Richtung Smarthome machen, bei den Geräten nicht auf edles Design verzichten und gleichzeitig dein Hab und Gut schützen, dann bist du bei Netatmo an der richtigen Adresse. Zusätzlich kriegst du hilfreiche Informationen zum Raumklima sowie exakte Wetterdaten. Die Netatmo-Produkte sind schnell aufgesetzt, benutzerfreundlich in der Handhabung und funktionieren störungsfrei, sofern du das Zubehör in der Nähe der Basisstation installierst. Einige Bewertungen sprechen von maximal drei Metern Abstand. Die Integration in andere Smarthome-Systeme ist ebenfalls gegeben. Das Ganze hat jedoch seinen Preis. Wenn du dir eine Wetterstation, eine Indoor- sowie eine Aussen-Kamera anschaffen möchtest, kann das – inklusive passendem Zubehör – schnell ins Geld gehen. Günstigere Alternativen gibt es für jeden Artikel im Netatmo-Sortiment. Allerdings riskierst du dadurch allenfalls fehlende Kompatibilität, mangelhafte Daten, unübersichtliche Apps oder komplizierte Installationen. Diesen Umweg empfehle ich daher nur Bastlern und Smarthome-Experten.

Netatmo ist im grossen Smarthome-Meer nicht der einzige Fisch. Bildquelle: Techtest
Netatmo ist im grossen Smarthome-Meer nicht der einzige Fisch. Bildquelle: Techtest

Homematic IP bietet einen einfachen Einstieg ins Smarthome-Universum – vom automatisierten Rollladen übers Alarmsystem bis hin zur smarten Wetterstation. Das System ist ähnlich teurer, etwas komplizierter als Netatmo, dafür mit zahlreichen anderen Lösungen kompatibel. Ähnlich simpel arbeitet es sich mit Philips Hue, wobei der Fokus hier auf der Beleuchtung liegt. tado° punktet im Bereich von smarten Heizungen mit hoher Kompatibilität, einfacher Bedienung und langfristigen Kostenersparnissen. Die Produkte von Netatmo überwachen das Klima in und um dein Zuhause, ertappen unerwünschte Besucher auf frischer Tat und zeigen weitere Gefahren an.

Im nächsten Teil zeige ich dir, weshalb Devolo mehr kann als nur kabelloses und -gebundenes Internet. Wenn du diesen und weitere Smarthome-Texte von mir nicht verpassen möchtest, dann folge mir mit einem Klick auf den «Autor folgen»-Button beim Autorenprofil.

Bildquellen Teaser: Netatmo und House Controllers
Titelbild: Die Netatmo-Produkte sind unscheinbar und fügen sich problemlos in fast jedes Einrichtungsbild ein.

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Wenn ich nicht gerade haufenweise Süsses futtere, triffst du mich in irgendeiner Turnhalle an: Ich spiele und coache leidenschaftlich gerne Unihockey. An Regentagen schraube ich an meinen selbst zusammengestellten PCs, Robotern oder sonstigem Elektro-Spielzeug, wobei die Musik mein stetiger Begleiter ist. Ohne hüglige Cyclocross-Touren und intensive Langlauf-Sessions könnte ich nur schwer leben. 


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