
News & Trends
Wie mich «PlayerUnknown's Battlegrounds» zum E-Sport bekehrt hat
von Philipp Rüegg
Die Gamescom ist die grösste Game-Messe auf der Welt. Entsprechend lustiges Volk triffst du dort an. Die folgenden acht Personen wirst du garantiert antreffen.
Der Veteran macht sich durch seine Ruhe und Planungsfähigkeit bemerkbar. Er weiss genau, wo es sich lohnt anzustehen und wo man lieber einen Bogen drum macht. Natürlich trägt er bequemes Schuhwerk, denn das stundenlange Anstehen und Rumlaufen ist ermüdend. Weil er weiss, dass alle grossen Spiele mit langen Wartezeiten verbunden sind, hat er Unterhaltungsgeräte eingepackt: Nintendo Switch, 3DS, Handy mit Powerbank und so weiter. Und weil er keine Lust hat, in Schlangen dauernd zu stehen, hat er natürlich auch an einen Klappstuhl gedacht.
Der Sammler ist leicht erkennbar an seinen Dutzend überdimensionierten Tragtaschen mit riesigen Logos der Gamehersteller. Egal, wo er ansteht, ohne Souvenir geht er nicht weg: Viel zu grosses T-Shirt, hässliches Käppi oder wenigstens einen Sticker, der sich gleich wieder abnutzt sind das Minimum. Das hat zur Folge, dass er schon wenige Stunden nach Türöffnung schwer beladen und mit überfülltem Inventar durch die Hallen schlurft.
Der Nichtgamer weiss häufig nicht mal, was die Gamescom eigentlich ist, hat aber dennoch irgendwie ein Ticket ergattert. Zum Ärger der richtigen Gamer meist sogar schon am Medientag. Dort laufen sie dann ziellos durch die grossen Hallen und wundern sich über all die komischen, oft verkleideten Besucher. Wenn sie sich dann doch mal an ein Spiel wagen, sind sie ganz überrascht, dass das irgendwie doch ganz spassig ist.
Sie haben es endlich geschafft, an die Messe aller Messen zu gehen. Vier Tage Games, Games und noch mehr Games. Erste Ernüchterung folgt jedoch schon beim Einlass: Menschen so weit das Auge reicht und alle zwängen sich gleichzeitig durch die schmalen Eingänge. Schon bevor man die ehrfürchtigen Hallen betreten kann, ist erstmal Warten angesagt. Endlich drinnen mischt sich unter die unbändige Freude über all die Games, leuchtenden Monitore und hämmernden Lautsprecher erneut Ernüchterung, weil bei jedem bekannten Spiel bereits hunderte von Besuchern anstehen. Die Standhelfer stellen bereits Schilder mit drei und vier Stunden Wartezeit auf. Natürlich tragen die Jungfrauen auch keine bequemen Schuhe, um die täglichen Halbmarathons ohne schmerzende Füsse zu überstehen. Und zum Schluss verlaufen sie sich noch ständig und landen am Ende immer wieder in der gleichen Halle mit dem Landwirtschaftssimulator.
Eine gänzlich neue Spezies konntest du dieses Jahr Zuhauf antreffen: Die Security. Aus leider naheliegenden Gründen nahmen bereits an der letztjährigen Gamescom die Sicherheitskontrollen zu. Dieses Jahr wurden sie nicht zuletzt durch den Besuch der ehrenwerten Frau Merkel verstärkt. So konnte man ganze Horden von gleichgekleideten Männern beobachten, wie sie durch die schummrigen Hallen marschierten. Wer erst dachte, dass es sich um eine Gruppe Gamer handle, die mit ihren identischen Outfits auf ihre Website oder ihren Youtube-Kanal aufmerksam machen wollten, wurde eines besseren belehrt, wenn er die Muskelberge aus der Nähe betrachtete. Eher nicht Durschschnittsgamer.
Keine Game-Messe kommt ohne sie aus: Die Cosplayer. Zu tausenden tummeln sie sich in ihren aufwendig geschneiderten und gebastelten Outfits auf der Gamescom und präsentieren voller Stolz ihr Werk. Auch wenn sie oft unter ihren schweren Kostümen leiden, lassen sie sich nichts anmerken und bleiben ihrer Rolle treu.
Kein Cosplayer ist mehr vertreten als die «Assassin’s Creed»-Fraktion. Egal wie schlecht der letzte Teil war oder ob überhaupt ein neues Spiel erschienen ist, du wirst garantiert auf dutzende Altairs, Ezios und wie auch immer sie heissen treffen. Auch wenn ihre Outfits oft weniger originell sind als andere, gehören sich doch zur Gamescom wie die ungeduschten Besucher und überteuertes Essen.
Vielleicht gerade weil die Booth Babes von Jahr zu Jahr weniger werden, muss der Booth-Babe-Spanner immer aggressiver auf Fotojagd gehen. Zwar ist er Meilenweit vom Autosalon-Spanner entfernt, aber auch die Gamescom-Sabberer lassen sich keine Gelegenheit nehmen, sich mit möglichst vielen holden Schönheiten ablichten zu lassen. Das Foto wird anschliessend in möglichst vielen der einschlägigen sozialen Netzwerken geteilt mit den Hashtags: #MyNextGirlfriend #SieHatMichGefragt und #BeautifulPeople
Wieso zu Fuss gehen, wenn es auch ohne Anstrengung geht? Der jüngste Zugang zu den Gamescom-Besuchern ist die E-Mobility-Gruppe. Sie düsen durch das Messegelände mit dem Elektro-Scootern oder -Einrad. Zumindest am Pressetag kommen sie damit noch zügig durch die Gänge, wenn die Massen dann aufs Gelände gelassen werden, dann viel Spass beim Schleppen.
Hab ich wen vergessen? Auf was für Typen bist du schon auf der Gamescom getroffen? Schreibs mir in den Kommentaren.
Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.