«Dungeons of Hinterberg» ist wie «Zelda» in Österreich – und ich liebe es!
18.7.2024
In «Dungeons of Hinterberg» erwarten dich spannende Dungeons voller Rätsel wie in «The Legend of Zelda» sowie Life-Sim-Elemente wie in «Persona». Der Urlaub in den österreichischen Alpen ist so wunderschön und einzigartig, dass ich nie wieder aus Hinterberg heimkehren möchte.
Als ich das erste Mal von «Dungeons in Hinterberg» gehört habe, wurde mir das Game als «‹The Legend of Zelda› in Österreich» vorgestellt. Als grosser «Zelda»-Fan hat mich diese Beschreibung neugierig gemacht.
Ich schaue mir genauer an, was es mit dem «Zelda-like» aus unserem Nachbarland auf sich hat. Und so viel kann ich dir schon jetzt verraten: Ich bin absolut begeistert.
Urlaub in Hinterberg
Während meines Urlaubs in dem kleinen Bergdorf Hinterberg schlüpfe ich in die Rolle von Luisa, einer Anwältin, die eine dringende Pause von ihrem Alltag in der Kanzlei benötigt. Rund um das kleine Bergdorf sind plötzlich magische Dungeons aufgetaucht. Luisa setzt es sich zum Ziel, diese mysteriösen Orte zu erkunden und sich von ihrem Job zu erholen. Plötzlich überschlagen sich jedoch die Ereignisse und sie muss die Dorfbewohner vor der dahinterliegenden magischen Bedrohung retten. Nicht alle Parteien möchten die Magie für gute Zwecke nutzen.
Tagsüber erkunde ich mit Luisa die insgesamt 25 Dungeons in den Bergen, kämpfe gegen Monster und löse Rätsel. Abends entspanne ich im Dorf und rede mit den Dorfbewohnern über Gott und die Welt. Schnell gerate ich in eine Urlaubsalltags-Routine.
The Legend of Hinterberg
Rund um Hinterberg gibt es vier Gebiete wie den grünen Hinterwald oder den verschneiten Kolmstein. In den Gebieten sind jeweils ein Fähigkeitenschrein und mehrere Dungeons verstreut. Zuerst muss ich zum Fähigkeitenschrein, weil ich dort die beiden Zauber fürs Gebiet lerne.
Die Dungeons sind unterteilt in die Schwierigkeitsstufen eins bis neun. Bevor ich einen Dungeon betrete, sehe ich, ob die Levels meiner Angriffs- und meiner Verteidigungskraft genügen. Mir gefallen die simpleren frühen Dungeons mindestens genauso gut wie die kreativen und herausfordernden Dungeons später.
Das Fortschrittssystem der vier Gebiete von Hinterberg ist ebenfalls belohnend. Absolviere ich einen Dungeon, geschieht etwas in der Haupthandlung und ein zuvor unüberwindbares Hindernis in der Oberwelt wird beseitigt. Dadurch kann ich zu schwierigeren Dungeons gelangen. Das stetige Freischalten neuer Handlungen, Gebiete und Dungeons fesselt mich an den Controller.
In den Dungeons warten zahlreiche Rätsel auf mich, die ich zum Vorankommen lösen muss. Für diese benötige ich viel Hirnschmalz und die Gebiets-spezifischen Zauber. Das bedeutet auch, dass die Dungeons entsprechend auf meine erspielten Fähigkeiten ausgerichtet sind und mich mit abwechslungsreichen Herausforderungen unterhalten.
Meine grüblerische Tätigkeit wird in den Dungeons zwischendurch von Kämpfen aufgelockert. Die Gegner – Monster, die Fabelwesen aus den Alpen nachempfunden sind – erinnern mich an Geissen und Hasen. Sie sind eine willkommene Abwechslung von den schaurigen Gesellen aus vergleichbaren Spielen.
An der Stelle muss ich den Vergleich zu «The Legend of Zelda» ziehen. Denn die insgesamt 25 Dungeons in Hinterberg erinnern mich definitiv an diejenigen des Genre-Primus. Sie fühlen sich nach den klassischen 3D-Dungeons der älteren «Zelda»-Spiele an – «Ocarina of Time», «Majora's Mask» oder «Twilight Princess».
Jedoch bemerke ich durch das fehlende Backtracking und die etwas kürzeren Rätsel durchaus die Einflüsse von «Breath of the Wild» und «Tears of the Kingdom». Die Story verlangt von mir, dass ich alle 25 Dungeons meistere – für mich ein Beweis, dass kein Inhalt nur fades Beigemüse ist.
Wenn bei solchen Videos von klassischen «Zelda»-Dungeons auch dein Herz etwas höherschlägt, dann könnte «Dungeons of Hinterberg» mindestens einen Blick wert sein:
Grinden und Hochleveln muss ich nicht, um in einem Dungeon voranzukommen. Meine Ausrüstung allein bestimmt mein Stärke-Level. Ausrüstungsteile finde ich jederzeit in den Dungeons selbst oder im Laden neben Hannahs Schmiede in Hinterberg. Wenn ich trotz starker Ausrüstung in einem Kampf sterbe, werde ich nicht allzu hart bestraft. Das Spiel setzt mich zum letzten Checkpoint zurück. Diese sind zum Glück überall sehr grosszügig verteilt.
Pro Dungeon brauche ich etwa 20 bis 30 Minuten – Ausreisser nach oben oder unten gibt es immer mal. Die Zahlen passen aber zu meinen 17 Spielstunden. Am Ende eines Dungeons erwartet mich eine Stempelstation. Die muss ich benutzen, damit ich auch wieder hinauskomme. Mein Belohnungssystem wird jedes Mal aktiviert, wenn ich einen Stempel auf einen der 25 Dungeons absetze und ich dadurch meinen Fortschritt sehe. Wer eine weitere Herausforderung sucht, kann in jedem Dungeon zusätzlich eine versteckte «Gedenkmünze» sammeln.
Kurz gesagt: Als «The Legend of Zelda»-Fan sind die Dungeons mein Highlight von «Dungeons of Hinterberg».
Die Kämpfe enttäuschen
Vom Highlight geht’s direkt zu meinem Lowlight des Spiels, auch wenn ich mich hier auf hohem Niveau beschwere. Die Kämpfe, in die ich sowohl in den Dungeons selbst als auch in den Gebieten davor gerate, sind in Ordnung. Mehr aber auch nicht. Wenn ich die Gebietszauber betrachte, dann gibt es definitiv welche, mit denen das Kräftemessen mehr Spass macht als bei anderen.
Neben den Zaubern kann ich mich aber auch im Nahkampf mit meinem Schwert wehren, das über leichte und schwere Angriffe verfügt. Eine Ausweichrolle, deren Ausführung mich Ausdauer kostet, darf natürlich nicht fehlen. Für noch mehr Abwechslung sorgen die «Angriffsleiter», die im Gegensatz zu den Zaubern keine Magieleiste benötigen. Die kannst du als Mischung zwischen magischen und physischen Angriffen verstehen. Nach deren Einsatz muss ich einen Cooldown abwarten, um sie wieder zu verwenden. Ein weiterer Unterschied zu den Zaubern besteht bei den Angriffsleitern darin, dass ich einmal freigeschaltete Attacken jederzeit austauschen kann.
Weniger stimmig ist die Gestaltung der Menüs. Immer wieder verklicke ich mich beim Auswählen meiner Ausrüstung. Ich komme nicht vom Gefühl weg, dass auch hier die «Persona»-Reihe als Vorbild dienen sollte. Leider ist deren Handhabung etwas zu kompliziert geworden und nervt mich vor allem.
Damit hat das Kampfsystem von «Dungeons of Hinterberg» alles, was es zum Solide-sein benötigt. Blöderweise fügt es dem Nötigsten nicht viel mehr hinzu und schafft es nicht, ähnlich viel Spass zu machen wie das Erkunden der Alpen-Dungeons oder die entspannenden Abende im Dorf. Luisa fühlt sich dafür einfach etwas zu träge an. Teilweise renne ich während den Kämpfen den fliehenden Fabelwesen nach, anstatt mich mit ihnen zu prügeln. An der Stelle hat sich «Dungeons of Hinterberg» etwas zu viel von «The Legend of Zelda» abgeschaut, denn auch in «Zelda» sind die Kämpfe – abgesehen von Bosskämpfen – für mich kein Highlight.
Übrigens, Bosse gibt es in den Dungeons von Hinterberg ebenfalls. Leider gibt es pro Gebiet nur einen Boss, den du wahrscheinlich erst im letzten Gebiets-Dungeon bekämpfen wirst. So stauen sich die Bosskämpfe alle am Ende des Abenteuers an. Insgesamt hätte ich mir ein bisschen mehr davon gewünscht. Im Gegensatz zu den normalen Kämpfen sind die Duelle gegen die Endgegner kreativer und abwechslungsreicher.
Technisch macht «Dungeons of Hinterberg» während der Kämpfe und beim Erkunden der Spielwelt eine solide, wenn auch nicht ganz perfekte Figur. Du solltest kein hochpoliertes AAA-Spiel erwarten. In den letzten paar Spielstunden werde ich ab und zu mit Slowdowns konfrontiert. Und auch sich wiederholende oder in der Luft auflösende NPCs gehören zum Alltag in Hinterberg. Gross abgelenkt haben mich die technischen Macken zum Glück nicht.
«Persona Lite»
Trotz der vielen verschiedenen Gameplay-Elemente werde ich von «Dungeons of Hinterberg» nicht überfordert. Im Gegenteil. Das Spiel fühlt sich auch nie nach Arbeit an – weder tagsüber beim Erkunden der Dungeons noch am Abend beim Quatschen mit den Dorfbewohnern. Die verschiedenen Spielmechaniken fliessen nahtlos ineinander über und ergeben ein unglaublich charmantes und entspannendes Gesamtbild. Es fühlt sich an, als würde ich eine Art «Persona Lite» spielen. Ich liebe es.
Die relaxte Atmosphäre ist unter anderem auf die wunderschöne Alpenlandschaft zurückzuführen. In Hinterberg und Umgebung höre ich die Geräusche der Natur. Grillenzirpen und Vogelzwitschern bringen mich zurück in unbeschwerte Kindheitstage.
Mit den Dorfbewohnern baue ich während meines Abenteuers Beziehungen auf, indem ich sie bei alltäglichen Problemen unterstütze und meine vier Charaktereigenschaften «Unterhaltung», «Entspannung», «Vertrauen» und «Ansehen» hochlevle. Scheinbar reden manche Hinterbergler erst mit mir, wenn ich bestimmte Werte besitze, doch einer solchen Blockade bin ich während meinem Spieldurchlauf nie begegnet. Die Messlatten sind also gnädig.
Das Beste am Beziehungssystem à la «Persona»: Wenn ich einen Meilenstein in der Beziehung mit einer Person erreiche, schalte ich potenziell etwas frei, das mich bei meinen Abenteuern unterstützt. Beispiele dafür sind Amulette, die meine Werte verbessern oder mir vorteilhafte Effekte verleihen, Verbesserungen für meine Ausrüstung oder verlockende Geldbelohnungen, mit denen ich mir weitere Schwerter und Rüstung kaufen kann.
Die Themen, die Luisa und Hinterberg beschäftigen, sind alltäglich und dadurch greifbar. Luisa hat ihr Leben lang auf ein Ziel hingearbeitet und weiss nicht mehr, was sie machen soll, jetzt, wo sie scheinbar alles erreicht hat. Hinterberg hat mit dem steigenden Tourismus zu kämpfen sowie mit den wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen, die damit einhergehen. Die Gespräche regen mich zum Nachdenken an, aber lenken mich auch nicht zu lange vom eigentlichen Höhepunkt des Spiels ab: den Dungeons.
«Dungeons of Hinterberg» ist erhältlich für Xbox Series X/S und PC. Das Spiel wurde mir für den PC zu Testzwecken von Microsoft zur Verfügung gestellt.
Fazit
Mein bisheriges Spiel des Jahres 2024
«Dungeons of Hinterberg» ist mein bisheriges Spiel des Jahres 2024. Ich kann es dir empfehlen, wenn du auch nur ansatzweise was mit Abenteuer-Spielen, gesellschaftskritischen Geschichten oder dem klassischem «Zelda»-Dungeon-Design anfangen kannst.
Das rund 17-stündige Abenteuer ist eine geniale Mischung aus «Zelda», «Persona» und Alpenmagie. Es fordert meine grauen Hirnzellen mit cleveren Rätseln und lädt mit Life-Sim-Elementen und einem charmanten Alpen-Vibe zum Entspannen ein.
Pro
- sehr gutes Dungeon-Design
- verschiedene Zauber pro Gebiet sorgen für Abwechslung
- geniale Mischung aus «Zelda», «Persona» und Alpenmagie
- Pacing sehr gut, keine Tätigkeit fühlt sich langgezogen an
Contra
- technisch nicht einwandfrei
- Kampfsystem ist «nur» solide
Titelbild: Curve Games
Cassie Mammone
Freie Autorin
Meinen ersten Text über Videospiele habe ich mit acht Jahren geschrieben. Seitdem konnte ich nicht mehr damit aufhören. Die Zeit dazwischen verbringe ich mit meiner Liebe für 2D-Husbandos, Monster, meinen Krawallkatzen und Sport.