Dvorak oder doch Colemak: So schräg sind Tastaturlayouts
Die QWERTZ-Tastaturbelegung scheint uns im deutschen Sprachraum allgegenwärtig. Dabei sind nicht einmal die DE- und CH-Belegungen identisch. Ein Blick auf Layouts aus der ganzen Welt.
Seit ich denken kann, tippe ich auf Tastaturen. Erst noch im Adlersuchsystem, dann im Zehnfingersystem. Heute flutschen meine Finger nur so über die Tastatur. Das liegt auch daran, dass ich mich an unsere Tastenbelegung gewöhnt habe. Müsste ich mit einer anderen Belegung schreiben, wäre ich aufgeschmissen. Schon nur jedes Mal, wenn ich vor einem Mac sitze, muss ich überlegen, wo ich den «@» finde.
Eigentlich überholt
Aber nicht nur zwischen Mac und Windows gibt es Unterschiede. Als Schweizer sitze ich in einer kleinen Blase. Bereits die CH- unterscheidet sich von der DE-Tastenbelegung. Als Schweizer drücke ich für «@» Alt Gr + 2 und mein Deutscher Kollege Jan Johannsen Alt Gr + Q. Dabei basieren beide Tastenbelegungen auf dem QWERTZ-Layout.
Im Grunde genommen ist QWERTZ oder QWERTY umständlich. Viele häufig verwendete Tasten liegen weit auseinander. So müssen meine Finger weite Strecken überwinden. Wieso das so ist? Der Erfinder Christopher Sholes hat QWERTY 1868 so entwickelt, dass sich die Hammer der mechanischen Schreibmaschinen nicht verhaken. Deshalb mussten häufig verwendete Buchstaben weit auseinander liegen. Dasselbe gilt übrigens für die versetzt positionierten Tasten. Das wäre heute mit Computertastaturen nicht mehr nötig. Dennoch orientieren sich die meisten Tastenbelegungen an QWERTY.
QWERTY
Wohl am Ähnlichsten ist uns die QWERTY-Tastenbelegung, wie sie in den meisten englischsprachigen Ländern verwendet wird. Aber auch in Spanien oder Brasilien ist diese Tastenbelegung gängig. Einziger Unterschied bei den 26 Buchstaben des Alphabets: Z und Y sind vertauscht. Das liegt daran, dass im Deutschen Z häufiger vorkommt als Y.
Seltsam an QWERTY ist dabei weniger die Tastenbelegung an sich, als dass es sowohl im ANSI- also auch ISO-Layout verwendet wird. Damit ist dieser Unterschied hier gemeint:
In den USA schreiben sie im ANSI-, im Vereinigten Königreich im ISO-Layout. Aber beide verwenden die QWERTY-Tastenbelegung. Wie sagte schon Obelix: Die spinnen, die Amis/Briten.
AZERTY
Unsere französischsprachigen Nachbarn setzen auf AZERTY. Das Q tauscht den Platz mit dem A, das W wandert an die Stelle des Y und dieses nimmt den Platz von Z ein. Zuletzt gesellt sich das Z an die Stelle des W. Alles klar? Auch Belgien und Luxemburg setzten darauf, jedoch gibt es länderspezifische Unterschiede. Um das Ganze noch komplizierter zu machen, setzt Luxemburg in der Schule und öffentlichen Verwaltungen auf die CH-Tastenbelegung. Die spinnen, die Gallier.
BÉPO
Eine weitere französische Tastenbelegung. In Frankreich sind sie nämlich nicht zufrieden mit AZERTY. Eine Alternative könnte BÉPO sein. In der Heimreihe bei dieser Tastaturbelegung befinden sich die am häufigsten genutzten Buchstaben der französischen Sprache. Die Heimreihe ist jene Reihe, auf der die Finger in der Grundstellung des Zehnfingersystems ruhen. Es sollte also einfacher zu tippen sein. Zudem haben hier die «accents» ihre eigene Taste.
Dvorak
Bisher liessen sich alle Tastenbelegungen aus den ersten Buchstaben oben links auf der Tastatur ableiten. Das ist bei Dvorak nicht der Fall. Die Tastenbelegung wurde nach ihrem Erfinder benannt, August Dvorak. Er empfand das QWERTY-Layout als ineffizient und erfand 1936 Dvorak. Etwa 70 Prozent der Tastenberührungen sollen bei dieser Tastenbelegung auf der Heimreihe stattfinden – zumindest in Englisch. Zudem werden die meisten Anschläge mit rechts gemacht. Das war Absicht von Dvorak, weil die meisten Menschen Rechtshänder sind.
Colemak
Colemak ist ein Kofferwort aus seinem Erfinder Coleman und Dvorak. Coleman wollte mit dieser Belegung Probleme mit der Dvorak-Tastenbelegung beseitigen und so den Umstieg von QWERTY auf Colemak erleichtern. Im Vergleich zu QWERTZ/QWERTY wurden nur 17 Änderungen vorgenommen.
Maltron
Maltron ist nicht nur eine eigene Tastenbelegung, sondern auch ein Keyboard-Hersteller, der seit den 1970ern aktiv ist. Der Hersteller ist spezialisiert auf Ergonomie und barrierefreien Zugang. So gibt es von Maltron auch einarmige Tastaturen und solche, die mit einem Kopf/Mund-Stock bedient werden können. Auch bei Maltron ist die Idee, dass die meistgenutzten Tasten auf der Heimreihe sind. Dazu setzt der Hersteller auf die ortholineare Anordnung der Tasten. Die Tasten der Reihen sind also nicht mehr versetzt, sondern liegen untereinander wie bei einem Schachbrettmuster.
JCUKEN
Alle bisher gezeigten Tastenbelegungen haben etwas gemein: Sie nutzen das lateinische Alphabet. In Russland wird das kyrillische Alphabet verwendet und so ist auch die Tastenbelegung anders. JCUKEN ist seit 1917 die Standardbelegung bei russischen Tastaturen/Schreibmaschinen. Dennoch orientiert sich der Aufbau der Tastatur an QWERTY. Das gilt übrigens auch für Tastaturen in Ländern mit anderen Schriftsystemen.
Fazit: Über den eigenen Tellerrand
Die Schweiz hat rund 8,6 Millionen Einwohner. Weltweit sind es bald acht Milliarden. Trotzdem haben wir unsere eigenen Tastaturbelegung. Zugegeben: Mit vier Landessprachen macht es auch Sinn, dass all unsere Tasten entsprechend angeschrieben sind. Innerhalb der Schweiz unterschiedliche Tastenbelegungen wären seltsam.
Dennoch: Wenn du bedenkst, dass für so wenige Schweizer:innen speziell bedruckte Tastenkappen gefertigt werden, ist das verrückt. Und die meisten von uns können sich nicht vorstellen, anders zu schreiben – auch wenn es effizientere Wege zum Tippen gäbe. Dvorak und Colemak machen es vor. Aus Gewohnheit bleiben wir beim Ineffizienten. Zwischendurch ist es gut, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und zu sehen, wie es andere machen. Ich hätte jetzt Lust, es mal mit Colemak zu versuchen.
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.