Emanui: Für ein barrierefreies Auswechseln der Menstruationstasse
Menstruationstassen waren ein Gamechanger für mich. Der Nächste könnte die «Emanui» sein. Der tragbare Mens-Cup-Reiniger soll mir das Auswechseln unterwegs erleichtern und mir den schambehafteten Gang zum öffentlichen Waschbecken ersparen.
Seit dem ersten Lockdown bin ich grosser Fan der Menstruationstasse, weil ich in dieser Zeit viel zu Hause und im Homeoffice war. Jetzt, wo das Leben wieder vermehrt draussen stattfindet, traue ich mich selten, sie unterwegs auszuwechseln. Zu gross ist die Angst vor schrägen Blicken am Waschbecken oder leeren WC-Papier-Rollen in der Kabine. Meistens warte ich mit dem Ausleeren und neu Einführen der Tasse, bis ich wieder zu Hause oder bei Freunden bin. Immer geht das aber nicht und vor allem nicht auf Reisen. Deshalb teste ich den mobilen Reiniger und Sterilisator «Emanui». In der Hoffnung, dass ich mich damit künftig freier bewegen kann.
So funktioniert’s
Zur Benutzung von Emanui brauchst du bloss ein bisschen Wasser und Tatkraft. Der Reiniger gleicht einem Shaker. Im Innern befindet sich eine Vorrichtung, in die du den Mens-Cup einklemmst, sowie eine spezielle Bürste. Letztere bedienst du von aussen, indem du den Behälter drückst, reibst oder schüttelst.
Am Ende giesst du die Flüssigkeit durch den oberen Auslauf ins WC – et voilà: Deine Tasse soll wieder sauber sein. Ob das wirklich so einfach ist, möchte ich herausfinden.
Die Aufmachung
Ein schönes wellenförmiges Muster ziert die Verpackung, die sich gut öffnen und wieder schliessen lässt. Deshalb behalte ich sie erst einmal, statt sie wie die meisten Verpackungen in die Kartonsammlung zu schmeissen.
Die Emanui ist mit unterschiedlichen Cup-Grössen und -Formen kompatibel. Aber nicht mit allen. Mein Modell von Organicup kann ich problemlos einsetzen. Meinen Ersatz von Me Luna hingegen nicht, weil er statt eines stabförmigen Stöpsels einen Griff besitzt. Sollte dieser Stöpsel für Emanui zu lang sein, kannst du ihn einfach kürzen.
Auf den ersten Blick sieht Emanui wie ein Kaffeebecher zum Mitnehmen aus. Beim Anfassen verrät ihn das Material: Der cremefarbene Hauptkörper, der kleine orangefarbene Deckel und die Schlaufe in Orange bestehen aus medizinischem Silikon. Die restlichen Bestandteile sind aus dem recycelbaren Kunststoff Polypropylen (PP) hergestellt. Alle verwendeten Materialien wurden von der US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel, der Food and Drug Administration (FDA) zertifiziert.
In der Kartonbox befindet sich ausserdem das Handbuch. Nur wenige Worte und ein Comic bringen die Funktionsweise näher, was mir gut gefällt. Ich mag keine seitenlangen Anweisungen. Als Erstes wird erklärt, wie ich den Behälter samt Cup noch vor der ersten Nutzung sterilisieren kann. Gemalt, getan.
Das Sterilisieren
Der Behälter liesse sich samt Menstruationstasse in einer Mikrowelle sterilisieren. Da ich keine besitze, koche ich meinen Reiniger wie im Handbuch empfohlen in einem Topf ab. Dazu befülle ich Emanui mit Wasser, indem ich den unteren lilafarbigen Deckel vom oberen Hauptkörper abschraube. Auf diesem befindet sich für den Mens-Cup eine Vorrichtung. Dort klemme ich seinen Stöpsel ein, mache den Deckel wieder zu und koche den Reiniger drei Minuten lang ab. Das war's auch schon. Nur spare ich ohne Mikrowelle leider kein Wasser dabei.
Nachhaltiges Design
Die Emanui lässt sich komplett in ihre Einzelteile zerlegen und dadurch einfach recyceln. Geht mal etwas kaputt, kann ich den Hersteller kontaktieren und das Einzelteil ersetzen. Hinzu kommt, dass die Reinigung sowie die Sterilisation in der Mikrowelle ressourcenschonend sind. Das Fassungsvermögen des Behälters beträgt circa 60 Milliliter. Bei einer Reinigung im Waschbecken gehen laut dem Hersteller ein bis zwei Liter Wasser verloren.
Die «Trocken»-Übung
Nun kann der erste Probelauf zu Hause losgehen. Der Hersteller empfiehlt, diesen im gewohnten Umfeld zu machen, damit die Abläufe klar werden. Also befülle ich meinen Mens-Cup mit einem dickflüssigen Sirup, kippe diesen wie sonst das Blut in die WC-Schüssel und befestige ihn daraufhin in der Vorrichtung. Im Anschluss befülle ich den Hauptkörper bis zur Markierung mit Wasser und schraube ihn wieder zu.
Um mit der Reinigung zu beginnen, schüttle ich zunächst den gesamten Hauptkörper wie einen Cocktail-Shaker. Dann gehe ich mit dem Finger in das Loch oben und wackle hin und her, um die Bürste zu bedienen. Am Ende gebe ich die Flüssigkeit durch den kleinen orangefarbenen Deckel in die WC-Schüssel und öffne die Emanui wieder. Vom Sirup ist nichts mehr zu sehen. Ich bin begeistert und ready für den richtigen Test.
The Real Deal
Als ich Emanui zum ersten Mal während meiner Periode am Waschbecken eines Zürcher Cafés mit Wasser auffülle, erinnere ich mich an meine Teenie-Zeit zurück. Damals war es mir nur schon unangenehm, mit dem Tampon in der Hand zur Toilette zu gehen. Es könnte ihn ja jemand sehen und die Nase rümpfen, dachte ich mir damals. Heute lache ich darüber und präsentiere Emanui stolz. Beschämt bin ich nur, weil er in der Tasche etwas eingestaubt ist. Das helle Silikon zeigt jedes noch so kleine Härchen oder Fusselchen.
In der Kabine läuft alles geräuschlos und nach Plan ab. Das Einzige, was ich mich frage, ist, was ich ohne den Haken an der Türe gemacht hätte. Denn mit Wasser und dem umgekehrten Deckel kann Emanui nur irgendwo angelehnt von alleine stehen. Ansonsten kippt er um und das Wasser läuft aus.
In der Regel gibt es in der Toilette solche Haken für Jacken. Wenn nicht, müsste ich also den Reiniger in der einen Hand halten, während ich den Mens-Cup mit der anderen entnehme. Klingt einfach. Kann manchmal eine wackelige Angelegenheit sein. Trotzdem überzeugt mich das Ergebnis voll und ganz: Bis auf eine kleine Stelle ist die Menstruationstasse nach dem «Shaken» und Drücken wieder sauber – und ich bin erleichtert. So verlasse ich an den Tagen mit starker Regelblutung gerne das Haus.
Fazit
Emanui hat die einzige Barriere beseitigt, die der Mens-Cup mit sich gebracht hat: das Auswechseln im öffentlichen Raum. Ob zum Campen, auf einer Outdoor-Party oder im Büro – einmal mit Wasser befüllt, kannst du den Reiniger überall nutzen, vorausgesetzt du informierst dich vorher, um sicherzugehen, dass er mit deiner Tasse kompatibel ist. Du musst dir vielleicht erst noch das passende Design zulegen, aber es lohnt sich. Mit knapp 65 Franken ist dieser Sterilisator teurer als ein herkömmliches Modell für circa 40 Franken. Dafür bietet Emanui zusätzlich die Reinigungsfunktion für unterwegs und ist ressourcensparend. Sie passt in keine Clutch, ist kompakt genug für in die Handtasche. Auf dem Weg zur Toilette trage ich den Behälter am liebsten wie einen Kaffeebecher in der Hand, weil ich mir unterdessen die schrägen Blicke wünsche. Sie führen öfter mal zum offenen Gespräch über das Produkt und das Menstruieren. Ein Tabu, das ich brechen möchte.
Damit du die Emanui auch testen kannst, gibt's ein Modell zu gewinnen. Verrate mir bis zum 30.9.2021, wo sie produziert wird. Unter den richtigen Antworten wird eine Person nach dem Zufallsprinzip ausgesucht. Wer gewonnen hat, wird per Mail kontaktiert.
Gewinnspiel
Wo wird Emanui produziert?
- Asien6%
- Amerika33%
- Europa61%
Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.
Oder hast du den mobilen Reiniger bereits getestet? Dann teile deine Erfahrungen in den Kommentaren.
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.