Endlich Youtube-Star? Canon und Sony helfen mir dabei
Es ist Zeit, dass ich ein Youtube-Star werde. Zwei neue Vlog-Kameras sollen mir dabei helfen. Wer überzeugt mich – die günstige Canon V10 oder die teure Sony ZV-1 II?
Weniger als 20 Menschen haben meinen privaten Youtube-Kanal abonniert. So werde ich nie ein echter Influencer. Eine erfolgversprechende Strategie sind Video Blogs – sogenannte Vlogs. Ich filme mich selbst, mein Leben, meine Hobbies und stelle das ins Netz.
Ein Vlog mit den zwei Vlog-Cams
Gleich eine Profi-Kamera mit passenden Objektiven zu kaufen, kommt für mich als Anfänger nicht in Frage. Sie kosten tausende Franken. Das steht in keinem Verhältnis zu meinen 20 Fans. Darum soll es ein Einsteiger-Cam für weniger Geld sein. Sony und Canon haben in den letzten Wochen jeweils ein neues Modell vorgestellt, das ganz auf Vlogs ausgerichtet ist. Sprich: Du kannst dich beim Filmen auf dem klappbaren Screen sehen, die Cams sind klein und kompakt für unterwegs – und die gesamte Bedienung ist einfach und für Einsteiger nutzbar.
Ich habe mit den zwei neuen Kameras auch gleich einen Vlog gedreht. Wichtig zu wissen: Weder Bild noch Ton habe ich verändert beziehungsweise bearbeitet. Du siehst also die Rohversion im vollautomatischen Modus, so wie sie direkt aus den Kameras kommt. Inklusive den Sound aus den Mikrofonen. Und dies kann ich hier schon spoilern: Der Ton ist richtig gut!
Vergleichen wir die technischen Daten gleich vorneweg in einer Schnellübersicht:
Canon V10: Tiefer Preis, anderes Konzept
Zwei Dinge fallen bei der Cam von Canon sofort auf: Sie kostet massiv weniger als das Modell von Sony. Zum Testzeitpunkt kann man locker zwei Canon-Cams zum Preis von einer Sony kaufen.
Und auch wenn beide Modelle als Vlog-Kameras konzipiert wurden, sehen sie unterschiedlich aus. Die Sony ist wie eine klassische Kompaktkamera, während das Gehäuse der Canon hochkant gebaut ist. Die Canon V10 kannst du also besser in der Hand halten, um dich selber zu filmen. Zudem ist ein flexibler Standfuss integriert, sodass es nicht mal ein Stativ braucht. Du kannst sofort loslegen und Videos drehen.
Canon V10: Anständige Qualität, voll auf Vlog ausgerichtet
Wie stark sich Canon aufs Kernthema ausrichtet, siehst du schon beim Aufnahmeknopf. Der ist auf der Vorderseite und nicht oben oder auf der Rückseite. Du kannst ihn also am besten erreichen, wenn du dich selbst filmst. Nimmst du ein anderes Sujet auf, musst du ihn ertasten (was gut geht) oder die Aufnahme auf dem Touchscreen starten.
Auch das Ultraweitwinkel-Objektiv ist primär für Video-Selfies gedacht. Damit du gut im Bild bist, musst du die Kamera nicht weit von dir strecken, es reicht, sie 30 bis 40 Zentimeter vors Gesicht zu halten.
Wie zu erwarten bei einem sehr weitwinkligen Objektiv ist das Videobild relativ «flach». Personen sind schön scharf, aber das gilt auch für den Hintergrund. Tiefenschärfe gibt's nicht, der Look erinnert an eine Actioncam. Wie du im Beispielvideo siehst, ist die Bildqualität für den Preis anständig, sogar bei Gegenlicht. Deutlich mehr Mühe hat die Canon mit hohen Kontrasten und bei schlechten Lichtverhältnissen.
Die Stärken spielt die Kamera in der einfachen Bedienung aus. Eigentlich musst du nur einstellen, ob du 4K oder FullHD filmen willst – und legst unkompliziert los. Die Mikrofone sind ausgezeichnet – ein externes Mikrofon könntest du anschliessen, musst du aber gar nicht unbedingt.
Canon V10: Unerklärliche Schwächen in den Details
Leider hat der Hersteller auch vermeidbare Fehler ins Konzept eingebaut. Dass der Standfuss nur zugeklappt werden kann, wenn der Bildschirm leicht aufgeklappt ist, daran kannst du dich gewöhnen. Dass aber der im Freien immer notwendige Windschutz im Selfiemodus ein Drittel des Screens verdeckt, ist schon sehr nervig. Zudem sind die zwei wuscheligen Abdeckungen nur magnetisch befestigt und fallen beim Transport immer mal wieder ab.
Schade auch, gibt es zwar einen Mikrofon-Eingang, aber keinen Befestigungspunkt für externes Zubehör. Der Akku dürfte knapp eine Stunde 4K-Aufnahmen schaffen, ist aber fest eingebaut. Schnell den Akku wechseln geht also nicht. Immerhin kannst du die Kamera auch nutzen, wenn sie über USB-C an die Steckdose oder eine Powerbank angeschlossen ist.
Zudem weckt die V10 falsche Erwartungen: Sie wirkt robust, ist aber weder gegen Wasser noch gegen Staub geschützt. Die Anschlüsse liegen total frei. Zudem: Das Hochkantformat der Kamera suggeriert, dass du auch gleich für Instagram oder TikTok Aufnahmen im Hochformat machen kannst. Die Canon filmt aber ganz normal im Querformat – Hochformat geht wie bei jeder anderen Kamera nur, wenn du die Kamera quer hältst und die Aufnahmen dann später drehst.
Immerhin: Die V10 kann unkompliziert mit einer Smartphone-App verbunden werden. So holst du dir Fotos und Videos schnell aufs Handy, kannst die Canon-App als Fernauslöser nutzen oder auch auf Youtube und Facebook direkt streamen.
Sony ZV-1 II: Mehr Qual der Wahl
Die ZV-1 ist für Einsteiger deutlich komplexer als die Canon. Das wird bereits bei der Anzahl Bedienelemente und der viel komplizierteren Menüstruktur klar. Immerhin: Einsteigerinnen und Einsteiger können auch hier im Videomodus vollautomatisch filmen. Und weil alles wie bei einer Kompaktkamera funktioniert, fällt der Einstieg leicht. Die ZV-1 ist zwar primär auch auf Videos ausgerichtet, doch sie hat auch alle Foto-Funktionen integriert und ist als tolle Kompaktkamera nutzbar.
Wichtig: Du kannst zwar ebenfalls aus der Hand Selfie-Videos aufnehmen, aber im Automatikmodus musst du den Arm deutlich stärker strecken als bei der Canon. Ein Selfiestick ist bei der Sony auf jeden Fall empfehlenswert, um die Kamera bequem und stabil zu halten.
Sony ZV-1 II: Bildqualität wie vom Profi
Die grosse Stärke der Sony ist die erstklassige Bildqualität. Viele Youtuber und Content Creators nutzen die ZV-1 als Zweit- oder Drittkamera für unterwegs, wenn sie nicht mit dem grossen Profi-Gerät unterwegs sein wollen. Die Clips lassen sich problemlos mit dem Material von teureren Kameras mischen.
Für Anfänger ist vor allem der präzise und schnelle Autofokus Gold wert. So bist du auch im Automatikmodus immer im Fokus – dank leichter Unschärfe rundherum sehen die Aufnahmen profimässiger aus. Auf Knopfdruck kannst du die Unschärfe noch mit der Software verstärken. Praktisch ist auch der automatische Präsentationsmodus: Du kannst einen Gegenstand in die Kamera halten, der wird sofort scharf gestellt, wenn du ihn wieder zurückziehst, wechselt der Fokus zurück auf dein Gesicht.
Zudem bietet die deutlich teurere Sony viel mehr Features: Manuelle Einstellungen oder auch verschiedene Brennweiten für Detailaufnahmen und Zoom. Der Ton ist noch besser als bei der Canon, der Screen grösser und flexibler klappbar, ein drahtloses Mikrofon lässt sich direkt über den Blitzschuh verbinden – und so weiter.
Sony ZV-1 II: Nicht alle Schwächen behoben
Im Vergleich zum Vorgängermodell hat Sony zwar den Micro-USB-Anschluss durch einen modernen USB-C-Stecker ersetzt, andere Schwächen sind aber geblieben. So ist die Akkulaufzeit mit kaum mehr als einer halben Stunde 4K-Aufnahme schwach. Immerhin kannst du den Akku tauschen und dir eine zweite Batterie besorgen. Und auch bei Sony ist filmen mit einer externen Stromversorgung möglich.
Ärgerlich: Sony hat zwar die Brennweite von 24 auf 18 Millimeter verkleinert, gleichzeitig gibt es aber keine optische Stabilisierung mehr. Der weitere Winkel ist für Vlogs eigentlich ideal. Doch die kleinere Brennweite kannst du nur nutzen, wenn du auf Stabilisierung verzichtest. Filmst du dich im Vlog-Stil selber, ist das nicht empfehlenswert. Nutzt du wie im Beispielvideo oben die elektronische Stabilisierung im Automatikmodus, wird das Bild beschnitten und du hast faktisch wieder eine Brennweite von rund 23 Millimetern. Du musst also für einen guten Blickwinkel die Kamera weiter weg halten.
Zu guter Letzt ist das Menü der Sony unglaublich unübersichtlich und verästelt. Gerade Einsteigerinnen und Einsteiger werden da total abgeschreckt.
Fazit: Beide Kameras haben harte Konkurrenz
Keine der zwei getesteten Kameras ist ideal für meine Youtube-Karriere. Die Canon PowerShot V10 bietet zwar eine gute Leistung für den Preis und hat den Vorteil, dass du gleich loslegen kannst und alles in einem Gehäuse hast. Überzeugend ist die Stabilisierung, der Ton und die Bildqualität bei gutem Licht. Aber: Die V10 ist eher etwas für Gelegenheitsnutzerinnen und -nutzer, die keine riesigen Ansprüche haben und einfach drauflos filmen wollen.
Die Sony bietet in allen Bereichen bessere Qualität. Und du kannst dich zusammen mit der Kamera weiterentwickeln. Schade ist der Akku so schwach und keine Stabilisierung bei richtig gutem Weitwinkel vorhanden. Insgesamt ist die Sony für die grosse Karriere auf Social Media eigentlich die bessere Wahl.
Beide Kameras haben aber grosse Konkurrenz: Besonders brutal ist diese für die zweite Generation der ZV-1. Denn die erste Generation ist zu deutlich günstigeren Preisen weiterhin erhältlich. Qualitativ gibt’s praktisch keine Unterschiede, die in der ersten ZV-1 verwendete optische Stabilisierung dürfte manchen sogar besser gefallen.
Mehr Konkurrenz lauert in der Hosentasche: Der V10 können gute Smartphone-Kameras durchaus das Wasser reichen. Brauchbar sind auch Actioncams wie die ähnlich teure GoPro Hero11. Die sind noch mobiler und robuster, lediglich beim Ton sind sie deutlich schwächer.
Die ideale Kamera für meine Youtube-Karriere habe ich also noch nicht gefunden. Vielleicht ist es auch besser, dann muss ich mich zuerst auf den Content konzentrieren und nicht auf die Technik. Trotzdem könnt ihr ja in der Zwischenzeit schon mal liken, teilen und kommentieren. Und macht die Glocke an!
Titelfoto: Lorenz KellerGadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.