/e/OS: Das Fairphone gibt's ohne Google
Das Fairphone sagt sich von Google los. Teilweise. Nebst der ganz normalen Google-Version der Phones sind jetzt auch Versionen des Natels auf dem Markt, das ganz ohne Google Services auskommt.
«Your data is your data», skandiert die /e/ Foundation. Das gefällt den Entwicklern und Stakeholdern von Fairphone. Darum ist das Fairphone 3 neu mit /e/OS ausgestattet. Die Android Version kommt komplett ohne Software aus dem Hause Google aus.
Google Apps trotz Google Services
/e/OS basiert auf LineageOS, das als Fork aus dem gescheiterten CyanogenMod hervorgegangen ist. Die Entscheidung, für welche Software sich Fairphone entschieden hat, ist dem Hersteller aus Amsterdam, Niederlanden, abgenommen worden. Die Community, die sich um das reparierbare Phone gebildet hat, hat das entschieden.
Markant an /e/OS: Die Google Mobile Services (GMS) fehlen. Bewusst. Denn /e/OS glaubt zwar an Android, nicht aber daran, dass du deine Privatsphäre kompromittieren willst. Damit die Google Apps aber funktionieren, implementiert die /e/ Foundation die Services aus dem Hause MicroG. MicroG ist ein offenes Projekt, das die Google Services nachbaut, aber ohne die Datenübertragung an Google. Die Services sind aktuell funktional, aber nicht ganz komplett. Folgende Komponenten sind bisher nachgebaut.
- Service Core: Basisfunktionalität. Diese ist notwendig, um Apps zu betreiben, die die Google Play Services oder die Google Maps Android API v2 benötigen
- Services Framework Proxy: Ein Proxy für das Google Service Framework. Wird benötigt, damit Google to Device Messaging – landläufig C2DM genannt – funktioniert.
- Unified Network Location Provider: Ermöglicht Geolocation basiert auf WiFi und Mobilfunktürmen. Spannende Randnotiz: Die Funktionalität ist in GMS Core verbaut, würde aber ohne weiteres unabhängig von Google funktionieren
- Maps API: Unterstützt die veraltete Google Maps API v1
- Store (Phonesky): Schafft den Zugang zum Google Play Store. Die Entwicklung dieser Komponente ist noch in der frühen Entwicklung und noch nicht funktional
Services sind keine Apps
Zum besseren Verständnis. Apps sind nicht Services, Services sind nicht Apps. Aber Apps benötigen Services, um zu funktionieren. Services leben eine Ebene unter den Apps.
Die Mobile Services stellen Programmschnittstellen, API genannt, zur Verfügung, damit App Developer nicht jedes Mal, wenn Google etwas aktualisiert, ihre App komplett neu schreiben müssen. Mit den Mobile Services eine Ebene unter der App Layer kann ein Developer seine App anweisen, die Maps API zu nutzen. Die Kernel-Ebene, die die Basisfunktionen des Systems stellt, müssen wir für die Arbeit mit Services nicht beachten. Wenn Google die Services aktualisiert, dann fliesst das in die App ein. Mit Google Mobile Services (GMS) sieht eine Systemarchitektur so aus:
Das Problem mit der Privatsphäre kommt ins Spiel, wenn der Hersteller der Mobile Services Google heisst. Der Suchgigant stellt zwar Android zur freien Verfügung, aber die Services sind proprietär. Das heisst, du kannst zwar deine eigene Android Version herstellen, aber der Zugriff auf die Google Services ist dir nicht zwingend gestattet. Im Laufe der Jahre hat Google so einen, von Kritikern als «goldenen Käfig» bezeichneten, Markt geschaffen.
Die Google Mobile Services bieten dir nicht nur viel, sie nehmen auch. Google sammelt fleissig deine Daten zu Analyse- und Werbezwecken.
MicroG reisst nun alle Google Services aus seiner Software raus und ersetzt sie durch Services mit gleicher Funktionalität, aber ohne Analyse- und Werbezwecke.
Viele Apps würden locker auch ohne Google Services funktionieren. Youtube ist das Paradebeispiel hierfür. Apps von Dritten wie NewPipe bringen das mit Leichtigkeit hin. Keine Werbung, keine Google Services, volle Funktionalität.
Die Wichtigkeit der Services
Mit dem MicroG-Projekt geht die Android Community einen wichtigen Schritt aus dem Joch Googles. Und der Politik. Denn wenn der Handelskrieg zwischen den USA und dem Hersteller Huawei eines gezeigt hat, dann dass Technologie schnell zum Spielball politischer Interessen und der dahinterliegenden Willkür werden kann. Bestes Beispiel hierfür: Der politisch motivierte Verbot der Zusammenarbeit Googles mit Huawei vom Mai 2019, aufgrund dessen Huawei die GMS nicht mehr verwenden darf.
Dazu sind da die Bedenken in Punkto Privatsphäre. Muss Google denn wirklich Metadaten sammeln? Müssen wir das wirklich mit uns machen lassen?
Fairphone User glauben nicht daran. Fairphone hat zugehört. MicroG arbeitet weiter an der Befreiung aus dem goldenen Käfig.
Das Fairphone ist sofort in der /e/OS-Version auf der Website der /e/ Foundation erhältlich. Die normale Android-Version ist weiterhin erhältlich. Wenn du also eine /e/OS-Version möchtest, dann achte beim Kauf gut auf den Beschrieb der Software.
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.