Es tut sich was in der Schweizer Gamer-Szene
Am 4. Februar startet mit Playvetia eine neue Schweizer Plattform aus YouTubern und Twitch-Streamern. 16 Gamerinnen und Gamer werden auf einem gemeinsamen Kanal Let’s Plays und Talkshows hosten. Es ist der neuste Streich einer schnell wachsenden Szene.
Die Schweizer Game-Szene ist in Bewegung. Ausnahmsweise rede ich nicht von Entwicklern, sondern von den Gamern. E-Sports-Ligen, Fernsehübertragungen und ein neuer Gemeinschafts-Kanal für Schweizer YouTuber und Twitch-Streamer sollen die hiesige Szene auf den nächsten Level rücken.
Streamer vereint euch
Playvetia ist das jüngste Beispiel einer wachsenden Spielerschicht, die mehr will als passiv konsumieren. Unter der Leitung von Manuel Oberholzer von MYI Entertainment, die auch noch in weiteren Game-Projekten ihre Finger im Spiel haben, haben sich 16 Schweizer Streamer zusammengeschlossen, um gemeinsame Sache zu machen. Das Ziel sei einerseits, dass eine neue Community und Plattform entsteht und zum anderen, dass sich die Let’s Player und Streamer vernetzen können. «In Deutschland ist es das normalste der Welt, dass Youtuber miteinander kollaborieren, um voneinander zu profitieren. In der Schweiz kennen sich die wenigsten», sagt Manuel. Mit Playvetia will er das ändern. Am 4. Februar geht es los. Dann werden die Gamer und Gamerinnen abwechselnd auf zwei neuen gemeinsamen Twitch- und YouTube-Kanälen auf Schweizerdeutsch zocken. Auf ihren eigenen Kanälen machen sie das primär auf Hochdeutsch oder Englisch.
Auch wenn die meisten von ihnen bisher nur eine relativ kleine Reichweite haben, seien sie sehr Social-Media-Affin und das Projekt verbreite sich bereits wie ein Lauffeuer, so Manuel. Weniger aktiv in den sozialen Medien ist eine weitere Gruppe, die Manuel ebenfalls betreut: Die E-Sportler.
Profi-Gamer und eigene Ligen
Mit mYinsanity gibt es schon seit geraumer Zeit eine Schweizer E-Sport-Organisation – allerdings ist der Fokus immer mehr aufs internationale Parkett gerückt und weg von der lokalen Szene. Darum wurde im vergangenen Dezember mYinsanity Schweiz lanciert. Dort wird auf Schweizer Spieler gesetzt. Zwar sind für «Dota 2» bereits wieder zwei internationale Spieler verpflichtet worden, dennoch steht im Zentrum klar die Schweiz und Schweizer Spieler. «Es wird in Schweizer Meisterschaften gespielt, wir können News auf deutsch publizieren und neue Kommentatoren aufbauen», freut sich Manuel. Gespielt wird in erster Linie «League of Legends», «Hearthstone» und «Dota 2» und bald auch wieder «Counter-Strike: GO». Für letzteres gibt es ab März eine eigene Liga für Schweizer. Die Jungs von Silentgaming sind für ihre Prefire-Liga von Anfragen regelrecht überrannt worden. Über 70 Teams haben sich bereits angemeldet
UPC setzt auf E-Sports
Das zunehmende Interesse an E-Sports hat man auch bei UPC erkannt. Im vergangenen Jahr ging, angetrieben von Oliver Lutz, esports.ch online. In einer wöchentlichen Sendung berichten die Jungs und Mädels über die aktuellsten Themen aus der Welt des E-Sports. Auch dort ist das Ziel, die hiesige Szene zu pushen und eine Plattform zu bieten, mit der alle gemeinsam wachsen können. Gefilmt wird im neuen eStudios in Frau Gerolds Garten in Zürich, das auch für neue Partnerschaften offen steht. Eine neue im Frühjahr startende Liga wird einen Teil der Matches im Studio an der Hardbrücke austragen. Oliver, Online Channel Manager bei UPC, sieht grosses Potential mit dem Projekt – besonders beim jüngeren Publikum.
Die gekauften Übertragungsrechte für die Eishockey-NLA-Spiele dürften UPC die nötige Präsenz liefern, um mit E-Sport die Brücke zwischen elektronischem und klassischen Sport zu schlagen. In jüngster Zeit haben verschiedene Sportclubs wie Manchester City oder auch der FC St. Gallen E-Sportler unter Vertrag genommen. Zwar gebe es nicht viele Schweizer Spieler, die International mithalten können, aber zugeschaut wird auch hierzulande gerne. Zudem wolle man auch die Gamer abholen, für die E-Sports bislang kein Begriff ist. Dennoch ist auch UPC klar, dass man Anfangs nicht die grosse Masse erreichen wird. «Wir versuchen nicht, das Hallenstadion zu füllen. Wir machen einen Schritt nach dem anderen und möchten die Szene zusammen mit anderen Brands in der Entwicklung unterstützen», so Oliver.
Natürlich ist das Ganze nicht völlig altruistisch motiviert. Der Hintergedanke dabei ist, dass mehr über die eigenen Plattformen konsumiert wird und auch dass kompetitive Gamer schnelle Leitungen benötigen – und wo gibts die? Richtig, bei UPC.
Dennoch ist es schön zu sehen, dass sich etwas tut in der Schweizer Gamer-Szene – egal aus welchen Gründen. Bisher köchelte sie auf Sparflamme. Dabei gäbe es bestimmt zahlreiche Talente, die auch international mitmischen könnten. Vielleicht sind all diese Projekte der Schritt in die richtige Richtung.
Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.