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Feed the Nerd 3: 486er trifft auf Dumpfbacke
von Martin Jud
Heute auf dem Programm: Eis-Lecken, Geschenke auspacken, 486er goes Format C: sowie kleinere Probleme und jede Menge Games!
Mir ist zu heiss im Büro. 31 Grad zeigt das Thermometer. Mein Arbeitsplatz befindet sich ausgerechnet in dem Gebäudeteil, in dem es keine Klimaanlage gibt. Na toll, da nutzt auch das zweite Raketen-Eis in Folge nichts. Ich entschliesse mich zuhause weiterzuarbeiten, da ist es einiges kühler.
Auch mit 26 Grad tropft der Schweiss weiterhin von der Stirn. Dank USB-Port ist schnell Abhilfe geschaffen. Ich stecke meinen Arctic Breeze-Tischventilator an mein Arbeits-Notebook. Ein verhungertes Lüftchen weht mir entgegen. Schön, dass ich für das Teil keinen Neustart benötige, denke ich mir. Früher konntest du nichts an Computer stecken, ohne ihn danach neu zu starten. Wenn du heute eine Maus einsteckst, dann funktioniert diese einfach. Früher war alles einiges komplizierter.
Wie sehne ich mich nach der alten Zeit, in der PCs noch keine Lüfter benötigten. Ich wollte am Wochenende eine Runde auf der PS4 Pro zocken, was ich nach kurzer Zeit wieder aufgab. Ich hatte stets das Gefühl, dass neben mir einer mit dem Laubbläser hantiert.
Die letzten der Zeit entsprechend potenten PC-Prozessoren, welche ohne aktive Kühlung auskamen, gab es in den 90ern. Es waren jene mit einer 80486-Architektur. Daher hat mein kürzlich gekauftes Notebook lediglich Kühlrippen auf dem Intel i486DX4. Bei Lust und Laune kannst du dir gerne den letzten Artikel zum «Zenith Data System Z-STAR ES» ansehen.
Noch habe ich bei diesem Schätzchen keine Hand in Sachen Software angelegt. Doch die defekte CMOS-Batterie habe ich bereits erfolgreich entfernt. Die neue steckt irgendwo zwischen China und der Schweiz fest. Aber mit kleinem Umweg und Grüssen vom BIOS startet das Notebook auch so.
Post habe ich trotzdem erhalten: Viele schöne Geschenke sind gekommen. Geschenke, die ich mir selbst mache. Da kommt Stimmung auf, obschon ich die meisten davon erst in naher Zukunft benötigen werde.
Die Maus wird bereits heute ihren ersten Dienst tun. Bedienst du das Notebook mit dem integrierten Trackball, wirst du damit bei Arkanoid stets im ersten Level scheitern. An Wolfenstein 3D oder Doom braucht man erst gar nicht zu denken. Solche Games bedienen sich notfalls besser nur mit der Tastatur.
Im Weiteren habe ich ein externes Gehäuse für ein CD-Laufwerk bestellt. Natürlich inklusive Treiber-Disketten. Es lässt sich via LPT-Anschluss verbinden.
Um das externe Gehäuse zu bestücken, ist auch ein CD-Laufwerk dabei.
Falls es irgendwann eine LAN-Party geben sollte, benötige ich ein LPT-Kabel. Man kann darüber diskutieren, ob dann von einer LPT-Party gesprochen werden müsste.
Ausserdem habe ich mir mein Lieblings-Spiel aus den 90ern besorgt.
Nun kann's endlich in Sachen Software losgehen. Als Aufwärmübung im coolen Heim formatiere ich die Festplatte.
Windows 3.11 darf getrost das Zeitliche segnen. Ich werde es nicht vermissen. Nein, ich benötige keinen grafischen Aufsatz für DOS. Allerdings werde ich früher oder später Windows 95 installieren. Und das nur in der Hoffnung, dass die Kiste in Sachen Power für Diablo ausreichen könnte. Daher habe ich mir auch den ganzen Kram besorgt. Ich will dem Notebook ein externes CD-Laufwerk spendieren. Genauso habe ich auch bereits eine Idee, wie ich das Notebook zum «Singen» bringen werde. Einen Sound Blaster sucht man bei meinem 486er vergebens.
Doch vorerst will ich alte Games der DOS-Ära zocken. Darauf habe ich jetzt richtig Bock.
Nach dem Formatieren installiere ich die deutsche Version von MS DOS 6.22. Dazu benötigt es einen Neustart von der Bootdiskette.
Die Installation ab drei weiteren Disketten geht schnell von der Hand.
Danach kontrolliere ich erstmal die config.sys. Es scheint alles zu meiner Zufriedenheit konfiguriert zu sein. Auch der Ländercode 41 wurde vom DOS-Installer korrekt eingefügt.
In der autoexec.bat finde ich dann noch zwei Ungereimtheiten:
Also passe ich das Layout auf Italienisch an und füge eine Zeile für den Maustreiber hinzu.
Einen Neustart später bin ich absolut glücklich. Zumindest, bis ich die neue, alte Maus an das Notebook hänge. Denn diese will nicht funktionieren. Allerdings funktioniert der Trackball ohne Probleme.
Ich zermartere mein Hirn und denke, dass es allenfalls eine Option gibt, den Trackball auszuschalten. Und ja, im BIOS geht das tatsächlich. Doch leider funktioniert auch danach die Maus nicht. Vielleicht benötige ich einen anderen Treiber. Der jetzige Treiber von Microsoft trägt die Versions-Nummer 8.20 und ist von 1992.
Ein anderer Treiber ist schnell aufgetrieben. Auf meinem NAS liegt noch einer von Logitech. Obschon er noch älter ist als der von Microsoft, keimt Hoffnung in mir auf. Ich installiere ihn, ergänze die autoexec.bat damit und schalte im BIOS den Trackball ab.
Leider ist auch dieser Versuch eine Enttäuschung. Das Notebook will keine Maus an COM1 erkennen. Noch nicht. Deprimierend, dass ich nicht weiss, ob es an der Maus, dem Treiber, dem Laptop oder meiner Unfähigkeit liegt. Auch in der INI-Datei des Maustreibers kann ich keine falschen Einstellungen entdecken. Ich forciere den seriellen Anschluss mittels Befehl, doch noch immer kein Wank. Die Maus wird nicht erkannt. Nach über einer Stunde Rumgebastel gebe ich vorerst auf. Diese blöde Maus kann mich mal.
Endlich ist es Zeit für Games. Ich kann mich kaum entscheiden, welche Spiele ich als erstes installieren, respektive kopieren soll. Ich beginne mit solchen, die auf eine bis drei Disketten passen. Voll easy, so kann ich mir in der Zwischenzeit, und davon ist reichlich vorhanden, Gedanken machen, wie ich grosse Dateien auf das Notebook bringe. Doom 2 hat beispielsweise eine WAD-Datei, welche über 14 MB gross ist.
Einige Zeit vergeht, ich schiebe mir ein Fleischkäse-Sandwich rein, trinke Eistee, kopiere wie vom Teufel besessen und spiele die Games auch jeweils kurz an. Bei manchen muss ich davor die setup.exe starten und meinen VGA-LCD sowie den internen PC-Speaker auswählen. Im Rausch merke ich nicht, wie die Zeit vergeht. Ich bin wieder da, wo ich einst in den 90ern war. Die Welt um mich ist weit weg. Und die Arbeit verschmilzt mit dem Privatleben. Zeit, sich mal auszustempeln.
Mittlerweile ist es dunkel geworden, ich schaue weder auf die Uhr, noch auf mein Smartphone. Nun sind bereits 19 Games auf dem Notebook. Genauer: Arkanoid, Battle Isle, Civilization, Commander Keen 1-6, Dyna Blaster, Eye of the Beholder 1 und 2, Grand Prix, Lemmings, More Lemmings, Prince of Persia, Stunts, Wizardry 7 und Xenon 2.
Echt genial. Doch ich habe mir vorgenommen, heute auch Wolfenstein 3D sowie Doom 1 und 2 zu installieren. Wolfenstein passt zwar von der Gesamtgrösse her auch auf zwei Disketten, jedoch ist eine Datei darunter, welche grösser ist, als der zur Verfügung stehende Platz auf dem Floppy. Doom hat genauso, wie bereits oben bezüglich Doom 2 erwähnt, eine riesige WAD-Datei mit 9 MB.
Die Lösung zum Zerstückeln der Dateien finde ich auf dem NAS in einem Ordner neben den Dos-Games. Ich installiere Rar in der Version 2.5. Rar ist wie Zip, nur besser. Du kannst damit Dateien packen und auch gleich auf beliebte Volumen verteilen. So werden aus einer 14 MB grossen Datei einige kleine, welche ich dann auf Disketten verteile.
Um Rar auf meinem Arbeitsnotebook zu betreiben, greife ich zum Tool DosBox. Da diese einen alten Rechner simuliert, dauert das Packen von 14 MB um die 25 Minuten.
Das kopieren und entpacken auf den 486er geht etwas flotter, doch verbringe ich alleine für Doom 2 um die 45 Minuten, bis alles zu meiner Zufriedenheit läuft.
Die Nacht ist zwar nicht mehr jung, dennoch gönne ich mir noch eine kleine Runde...
Endlich kann der Jud wieder Monster in Doom metzeln und Nazis in Wolfenstein abknallen. Was waren das bloss für geile Zeiten, die ich in der Kindheit und Jugend vor dem PC verbracht habe.
Toll, haben meine Eltern mich nicht davon abgehalten. Oder nichts davon mitgekriegt...
Zum Glück ist aus mir kein gewalttätiger Mensch geworden. ;)
Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.