Produkttest

Fugen entfernen: Stück für Stück in Richtung Rückenschmerzen

Ich entferne die alten, schimmeligen Fugen in meiner Dusche und ziehe neue. Dabei verwende ich zwei Systeme. Eins davon soll extra Laien-freundlich sein. Nur scheinen die neuen Fugen dabei nicht mein grösstes Problem zu sein.

Erst kürzlich habe ich mich der faulen Methode der Fugenerneuerung bedient. Ich habe einfach eine neue über die alte gezogen. Und zwar mit einem Spezialsilikon von Pattex. Das ging wahnsinnig einfach, ist aber eher zum kurzfristigen und kosmetischen Ausbessern einzelner Stellen gedacht. Sind die Fugen durch, müssen sie früher oder später ersetzt werden.

  • Produkttest

    In fünf Minuten ist die alte Silikonfuge aufgefrischt

    von Carolin Teufelberger

Silikonfugen sind im Innenraum meistens in Bad und Küche zu finden. Sie halten Feuchtigkeit ab und kompensieren durch ihre Elastizität auch Bewegungen zwischen den verbundenen Bauteilen. Mit den Jahren verlieren sie aber ihre elastische Eigenschaft immer mehr und können zu bröckeln oder schimmeln beginnen. So geschehen bei meiner Dusche. Die siffige Fuge muss raus.

Schon die Lichtsituation ist eine Herausforderung.
Schon die Lichtsituation ist eine Herausforderung.

Hierfür lege ich mir einen Lappen, einen Fugenhai, einen Fugenglätter, eine Kartusche, eine Kartuschenpresse und einen Dichtstoff mit neuem System bereit. Sista hat eine Art Bügelflasche auf den Markt gebracht, mit der das Silikon ohne Zubehör herausgepresst werden kann. So soll’s viel einfacher und schneller gehen als mit Kartusche und Presse.

Der Bügel muss nur auf die andere Seite gelegt werden und schon kann's losgehen.
Der Bügel muss nur auf die andere Seite gelegt werden und schon kann's losgehen.

Ich kratze ab

Zuerst säubere ich den Bereich um die Fuge gründlich, dann lege ich den Lappen über den Abfluss, damit das abgetragene Silikon nicht in die Leitungen gelangt. Jetzt kann ich die alte Fuge mit dem Fugenhai herausschneiden. Ein Schnitt an der oberen Kante, einer an der unteren und schon soll die Fuge raus sein. Pustekuchen. Bei mir dauert es ewig, weil das Silikon bis weit hinter die Fliesen reicht und ich es so kaum herausbringe.

Ich nehme einen Cutter zur Hilfe. Der hat schärfere Klingen und ich kann das Material besser herauskratzen, ganz vorsichtig natürlich. Immer mal wieder brauche ich auch meine Finger. Brocken für Brocken, Krümel für Krümel löse ich die alte Fuge. Das dauert gut 30 Minuten für knapp 40 Zentimeter. Dabei sitze ich zusammengekauert in meiner kleinen Dusche, sodass ich meine Beine bald nicht mehr und meinen Rücken dafür umso mehr spüre.

In den Youtube-Videos von Profis und Laien, die ich mir zur Vorbereitung angeschaut habe, sah das eindeutig einfacher aus. Vor allem mit einer speziellen Art Fugenmesser, dass die Fuge so entfernte, als ob man ein Rüebli schälen würde, wurde angepriesen. Auf die Gefahr hin, gutem Marketing für ein schlechtes Produkt zum Opfer zu fallen: Nächstes Mal besorge ich mir ganz sicher so einen Silikonsparschäler. Schon alleine die Vorstellung, es könnte einfacher gehen, ist mir das Geld wert.

Die Silikonreste an Duschwanne und Fliesen lassen sich dann übrigens gut mit dem Fugenhai entfernen. Ein schwacher Trost. Ich putze noch einmal alles und dann kann endlich die neue Fuge gezogen werden. Wer’s noch sauberer will, kann auf Silikonentferner zurückgreifen. Mittel auf die Überreste pinseln und dann einfach mit einem Lappen abputzen.

Masse marsch!

Erst ist das simple System von Sista dran. Ich muss Lasche und Deckel entfernen und dann die Spitze so drehen, dass der Bügel unter Spannung kommt. Ich setze die Spitze in einem 45-Grad-Winkel zur Fuge auf und dann passiert erst einmal nichts. Und gleich darauf dafür alles auf einmal. Das liegt aber eher an meiner Ungeduld als am System. Sobald ich ein Gefühl für den richtigen Druck habe, kommt die Masse regelmässig aus der Dose. Mit dem Fugenglätter entferne ich das überschüssige Material.

Auf der anderen Seite der Ecke ziehe ich die Fuge mit dem üblichen Kartuschen-System. Ich nehme einen löffelartigen Fugenglätter, mit dessen Rückseite ich die Kartusche gleich öffnen kann. Danach entferne ich den roten Deckel der Flasche und spanne sie in die Presse ein. Dann noch die Spitze auf die Grösse der Fuge mit einer Schere oder einem Messer kürzen und los. Da ich schon so verfugt habe, ist mir der richtige Druck vertraut. Ausserdem habe ich das Gefühl, eine bessere Übersicht zu haben, da ich aus grösserer Entfernung operiere als mit dem «Laiensystem». Dafür komme ich mit dem Fugenlöffel nicht wirklich klar, richtig glatt wird die Fuge nicht. Ich nehme wieder meinen üblichen roten, gummierten Glätter.

Der Fugenlöffel ist zugleich auch Kartuschenöffner.
Der Fugenlöffel ist zugleich auch Kartuschenöffner.
Ich habe die Kartuschenpresse nur fürs Foto einhändig gehalten.
Ich habe die Kartuschenpresse nur fürs Foto einhändig gehalten.

Fazit

Nach 24 Stunden sind beide Fugen komplett durchgetrocknet. Schon vorher kann ich sagen, dass ich keinen grossen Unterschied erkenne. Im Handling hat die kleine Flasche einen leichten Vorteil, weil ohne weiteres Zubehör losgelegt werden kann. Dafür ist sie mit 100 Milliliter Inhalt sehr klein im Gegensatz zu den 280 Millilitern einer Kartusche, kostet aber genau gleich viel. Musst du immer einmal wieder verfugen, lohnt sich die Investition in eine Kartuschenpresse wahrscheinlich.

Am Ende macht es also keinen grossen Unterschied, für welches Spritz-System du dich entscheidest. Beides ist ein Klacks im Gegensatz zu der Zeit, Energie und Mühe, die das Fugen entfernen gekostet hat. Zumindest in meiner Wohnung. In Gedanken bin ich längst wieder beim faulen Drüberschmieren. Aber eine Angst, es ist nur ein kurzer Tagtraum, mein Stolz würde es nicht zulassen, dass ich alle Fugen so faul erneuere.

19 Personen gefällt dieser Artikel


Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Produkttest

    In fünf Minuten ist die alte Silikonfuge aufgefrischt

    von Carolin Teufelberger

  • Produkttest

    Schwarz auf Weiss: Wenn Schimmel die Fensterfugen befällt

    von Martin Rupf

  • Produkttest

    Eco-Booster im Test: Strahlrohr als Effizienz-Upgrade für den Kärcher

    von Martin Jungfer

Kommentare

Avatar