Gear-Nabelschau: Damit fotografieren wir
Sieben Foto-Freaks von Digitec Galaxus AG zeigen ihre Ausrüstung und erklären, wofür sie diese brauchen.
Die beste Ausrüstung gibt es nicht. Es gibt höchstens die beste Ausrüstung für eine bestimmte Person. Wir stellen hier sieben Mitarbeiter und ihr Foto-Gear vor, vom begeisterten Dilettanten bis zum Vollprofi. Was fotografieren sie, welchen Stellenwert hat was und wie sind sie auf ihr heutiges Equipment gekommen? Vielleicht erkennst du dich im einen oder anderen Charakter wieder.
Christian Walker – der Teilzeit-Profi
Christian Walker (Instagram) arbeitet 60 Prozent im Kundendienst von Digitec Galaxus AG als «Community Representative». Die übrige Zeit fotografiert er professionell. Seine Aufträge bestehen hauptsächlich aus Porträts und Werbebildern aller Art. Auch in der Fashion-Fotografie ist er gelegentlich aktiv.
Damit ist klar, dass sich für ihn Kamera und Objektive aus der Profiklasse lohnen. Und logischerweise gehört somit zu seiner Ausrüstung einiges an Studio-Equipment. Derzeit ist Christian unter anderem mit dem unterwegs:
Richtig ambitioniert betreibt Christian die Fotografie seit 2011. Das Thema hat ihn aber schon immer interessiert. Wenn er auf Reisen geht, fotografiert er auch heute noch ab und zu einfach nur zum Spass, für sich selbst – ohne Hintergedanken ans Geldverdienen.
Der Marke Canon ist er bislang immer treu geblieben, «auch aus Faulheit», wie er sagt, aber natürlich nicht nur. Mit dem, was ihm die Marke bietet, ist er zufrieden. Er findet aber, dass es bei anderen Marken teilweise grössere Fortschritte beim neuen Modell gegenüber dem Vorgänger gibt. Christian interessiert sich für die technische Entwicklung und hält sich ständig auf dem Laufenden. Was bei ihm aber nicht heisst, dass er gleich alles kauft. «Ich besorge mir eigentlich nur das, was ich sicher brauche.» Er findet, dass man auch mit einer günstigen Ausrüstung gute Bilder machen kann.
Trotzdem hat sich im Lauf der Zeit einiges angesammelt. Klar: Auf Reisen braucht er andere Dinge als im Studio. Das Weitwinkelobjektiv zum Beispiel kommt nur unterwegs zum Einsatz.
Wunschliste: Christian will bald eine Drohne. Ansonsten ist er völlig zufrieden. Erst kürzlich hat er sich einen Gimbal geholt, da er auch Videos aufnimmt. Die Steady-Cam wird jetzt verkauft, die war auf Reisen sowieso nicht zu gebrauchen.
Thomas Kunz – der Vollzeit-Profi
Thomas Kunz alias Tom (Instagram), ist seit September 2017 Fotograf von Digitec Galaxus AG. Er verdiente schon zuvor sein Geld mit Fotografieren, v.a. im Bereich Hochzeiten, Fashion und Porträts. Auch privat fotografiert er am liebsten Menschen.
Tom trennt seine private und berufliche Ausrüstung. Allerdings verwendet er für beides ungefähr das Gleiche. Diese Produkte hat er doppelt.
Die Objektive braucht er vor allem für Porträts und Reportagen. Dazu kommt natürlich eine Menge Zubehör. Unter anderem dieses:
Seit Tom bei uns als Fulltime-Fotograf arbeitet, hat sein Engagement in der Freizeit und für private Projekte deutlich abgenommen – und er geniesst es durchaus, zwischendurch mal nicht fotografieren zu müssen. Neu entdeckt hat er aber kürzlich die Analog-Fotografie, die er mit einer alten Canon AV-1 ausprobiert.
Auf Reisen, insbesondere auf kurzen Städte-Trips, muss er nicht immer die schwere Profi-Ausrüstung dabei haben. «Es kommt immer auf den Verwendungszweck an», findet er. Für Fotos, die auf grossen Plakaten gedruckt werden, schätzt er die Qualität der Profi-Ausrüstung sehr. Für private Erinnerungen reicht ihm aber vielfach das Smartphone (momentan das Huawei P9) aus. Das hat für ihn den Vorteil, dass er schon unterwegs aussortiert und bearbeitet, während er sonst erst zuhause an den Computer sitzt, um sich um die Fotos zu kümmern.
Heute findet Tom (im Gegensatz zu früher), dass er nicht immer alles kaufen muss, was er braucht. So hat er sich für einen Urlaub auf Tahiti eine Drohne und eine Bridge-Kamera ausgeliehen, die jede Brennweite abdeckt. Mit dieser Kamera hat er das obige Foto geschossen.
Und für Produktfotos kommt meist ein 105mm-Makroobjektiv von Nikon zum Einsatz, das er bei Bedarf mietet.
Wünsche: Tom wünscht sich die Eier legende Wollmilchsau: Eine gute Kompaktkamera mit einem Standard-Objektiv, das ein Bokeh ermöglicht wie mit Vollformat und 50mm f/1.4. Das Ding sollte so klein sein wie eine Sony RX100 und der Bokeh-Effekt muss echt sein, nicht der künstliche von Smartphones. Naja – träumen darf man immer. Aber sein zweiter Wunsch ist realistischer: Irgendwann mal eine Leica. Tom gefällt der Bildstil, wie er unbearbeitet aus der Kamera kommt.
Denny Phan: der Fuji-Freak
Category Marketing Manager Denny Phan (Instagram) lebt Fotografie mit jeder Faser seines Körpers. Auch wörtlich: Er hat eine Kamera auf seinem Arm tätowiert. Auf Reisen schiesst er mehrere Tausend Bilder pro Woche und auch sonst vergeht kaum ein Tag ohne neue Fotos. Seine Lieblings-Disziplinen sind Porträts und Landschaft/Architektur, aber zwischendurch experimentiert Denny auch gern in anderen Bereichen.
Denny arbeitet hauptsächlich mit lichtstarken Festbrennweiten, die er dann auch mit möglichst offener Blende nutzt. Was die Marke betrifft, ist er voll auf Fujifilm eingeschworen.
Auf Fujifilm ist er gekommen, weil ihm auf Reisen die Spiegelreflexkameras irgendwann zu gross und schwer wurden. An der Blendenwahl direkt am Objektiv und generell am Bedienkonzept hat er grossen Gefallen gefunden.
Doch obwohl man Denny ohne schlechtes Gewissen als Fujifilm-Fanboy bezeichnen kann, hat er auch tonnenweise Zeugs anderer Marken. Dazu gehört eine «genug grosse» Sammlung von alten Messsucher-Kameras und ein Studio-Equipment mit Blitz, Softboxen usw.
Und dann wäre da noch die Leica Q. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Fun fact: Bevor Denny richtig gut fotografieren konnte, arbeitete er als Sportfotograf für Zeitungen. «Irgendwann kam ich an den Punkt, wo ich mir sagte: Entweder du hörst jetzt auf, ständig neues Equipment zu kaufen, oder du fängst an, mit Fotografie Geld zu verdienen.» Im Grunde kam sowieso nur die zweite Option in Frage. Sportfotograf wurde er, weil er bei der Bewerbung ein gutes Bild vorweisen konnte. Dass es das Einzige war und er weder die Ausrüstung noch das Know-how zum Profi-Sportfotografen besass, war erst Mal egal. Fake it till you make it.
Wünsche: Ein Blick auf Dennys Wunschliste zeigt wenig überraschend die Mittelformatkamera von Fujifilm. Ausserdem, etwas weniger schmerzhaft fürs Portemonnaie: der Capture Clip von Peak Design. Gelegentlich wird sich Denny auch mal ein wirklich gutes Stativ besorgen. Er fotografiert zwar nicht besonders gerne mit Stativ, weiss aber, dass sich in dem Bereich Qualität lohnt.
Ramon Schneider – «Ist das eine Kamera?»
Es gibt ja viele, die mit der Filmfotografie flirten, aber Junior Editor Ramon Schneider (Instagram) ist mit ihr in einer festen Beziehung. Am Film fasziniert ihn, dass damit ein Moment für alle Zeiten gebannt wird. Obwohl er die Bilder digitalisiert, bearbeitet er sie nicht nach. Das Foto soll nicht perfekt sein, sondern halt so, wie es aufgenommen wurde. Seine Art zu fotografieren hat etwas Dokumentarisches. Ramon lässt sich gerne vom Zufall leiten, irrt also mehr oder weniger planlos in der Gegend herum, um neue Dinge zu entdecken.
Sein Verschleiss an Filmen ist phasenweise recht hoch (3 Stück pro Woche), phasenweise sehr tief (einen Monat lang gar nichts). Er fotografiert mit einer Canon EOS 5, die er für 80 Franken erstanden hat. Dazu ein lichtstarkes Standardobjektiv. Mit dem Epson Perfection V600 scannt er die Fotos ein und speichert sie auf dem MacBook Pro sowie als Backup auf der Lacie Rugged.
Als Zubehör nutzt Ramon zudem die Handschlaufe von Peak Design, die den üblichen, nicht besonders praktischen, Kamera-Tragriemen überflüssig macht.
Ramon fotografiert nur wenig digital, hauptsächlich bei der Arbeit mit der Redaktionskamera. Privat gäbe es für ihn nur einen Grund, sich eine Digicam zu kaufen: Auf einer sehr langen Reise würde er zwischendurch mal die Ergebnisse sehen und auch sichern wollen. In seine kürzeren Ferien nimmt er aber immer die Filmkamera mit.
Vom Flughafenpersonal wurde er bei der Sicherheitskontrolle mal gefragt, ob das eine Kamera sei. Ja, das ist eine Kamera. Nächste Frage: «Können Sie sie kurz einschalten?» Äh, ja schon, aber da sieht man nicht viel. «Können Sie ein Testfoto machen?» Äh, ja schon, aber da sieht man nichts, weil Film. Danach konnte Ramon förmlich hören, wie es im Kopf des Beamten ratterte. Bis sein Hirn das Ergebnis ausspuckte: «Ist OK, einpacken!»
Wünsche: Eigentlich keine. Ramon braucht nicht allzu viel Equipment. Blitzen mag er prinzipiell nicht, ein Stativ hat er zwar, braucht es aber praktisch nie. Ausserdem besitzt er jetzt schon mindestens 10 Kameras, die er nicht (mehr) braucht. Die meisten sind natürlich Filmkameras.
Ovidiu (Obi) Oprea – der Studio-Fan
Category Assistant Ovidiu (Obi) Oprea (Instagram) fotografiert am liebsten im Studio. Grund: «Mir geht es darum, das Licht zu kontrollieren.» Unter freiem Himmel oder sonst mit Available Light fotografiert er zwar auch gerne, aber die Möglichkeiten der präzisen Lichtsteuerung faszinieren ihn. Und das geht im Studio einfacher. «Ausserdem arbeite ich gern mit Photoshop.»
Wenn es um Fotografie geht, gibt Obi das Geld mit beiden Händen aus, und das nicht erst seit gestern. Bevor er zur Marke Fujifilm wechselte, hatte er bereits Canon etwa 20 000 Franken in den Rachen geworfen. Er beteuert, sein GAS (Gear Acquisistion Syndrome) inzwischen abgelegt zu haben. Schliesslich hat er im Lauf der Zeit schon so vieles gekauft und ausprobiert, dass er inzwischen weiss, was er wirklich braucht, und vor allem: was er nicht braucht. Allerdings sind im Lauf der Zeit auch die Ansprüche gewachsen. So erklärt sich, was Obi sich hier zugelegt hat.
Falls er mal nicht im Studio ist, setzt er auf das kleine und leichte APS-C-System von Fujifilm:
Ein festes, stationäres Studio hat Obi nicht, «aber eine genug grosse Wohnung». Das Ganze ist primär ein Hobby, aber wenn sich damit etwas Geld verdienen lässt, warum nicht. Er hat auch schon die eine oder andere Auftragsarbeit ausgeführt. Gerade kürzlich hat Obi sein Studio-Equipment erneuert.
Auch wenn Obi viel und teuer einkauft, ist er kein Sammler von Foto-Equipment. Im Gegenteil: Nicht mehr benötigte Ausrüstung hat er meistens früh genug verkauft – also bevor er nichts mehr dafür bekommen hätte.
Wünsche: Nachdem Obi seine ganze Studioausrüstung ausgetauscht hat, ist er ausnahmsweise zufrieden mit dem Status Quo. Vielleicht noch einen weiteren Blitz. Und der Laptop kommt langsam an die Grenze beim Arbeitsspeicher mit den riesigen Bilddateien der Mittelformatkamera. Und ...
Dominik Bärlocher – der will doch nur spielen
Senior Editor Dominik Bärlocher (Instagram) muss ich den regelmässigen Besuchern von digitec bestimmt nicht vorstellen. Sein Kerngebiet sind Smartphones und IT-Sicherheit, Fotografie eher nicht. «Foto und Video ist im Moment meine Spielwiese.» Also eine logische Ergänzung zum Schreiben und eine Möglichkeit, etwas dazu zu lernen.
Dominik knipst natürlich auch mit dem Smartphone – je nach Testgerät mal mehr, mal weniger – aber wenn ihn der Ehrgeiz packt, dann holt er immer die grosse Kanone hervor. Die hat er auch jederzeit dabei. «Den Rucksack habe ich eh immer bei mir, da kann ich gerade so gut die Kamera mitnehmen.»
Seinen Standpunkt zur Fotografieausrüstung hat er bereits einmal in seiner gewohnt provokanten Art dargelegt. Kurz zusammengefasst: Er will, dass ein allfälliger Schwachpunkt immer bei ihm selbst liegt und nicht bei der Kamera oder dem Objektiv.
Ich wollte dann natürlich herausfinden, ob er sich die teure Ausrüstung auch zugelegt hätte, wenn sie ihm nicht eh zur Verfügung gestellt worden wäre. Dominik sagt: «Von meiner Zeit beim St. Galler Tagblatt her weiss ich, dass eine gute Kamera etwas wert ist. Und seit der letzten IFA weiss ich, was die Sony A7S II kann.» Diese Kamera ist nicht ganz zufälligerweise die gleiche, die auch das Videoteam von Digitec Galaxus nutzt. Das hat das den Vorteil, dass Dominik bei Bedarf als Zweitkameramann einspringen kann.
Dass er diverses Zubehör dazugekauft hat, ist ein klarer Hinweis, dass er auf jeden Fall bei der Kamera bleiben will. Sagt er auch selbst.
Der UV-Filter dient hauptsächlich als Schutz für das teure Objektiv. Und der Ersatzakku musste sein, weil die Akkulaufzeit das Einzige ist, was Dominik an der Kamera bemängelt.
Wünsche: Dominik wünscht sich eine bessere Akkulaufzeit der Kamera und, Trommelwirbel, bessere Fotografiefähigkeiten. Sonst nichts. Er mag es zwar teuer, leidet aber wohl nicht am Gear Acquisition Syndrome. Wobei ich mir da plötzlich nicht mehr so sicher bin. Gerade schwafelt er etwas von Ringlicht und Mikrofonständer für Videos ...
David Lee – ein Text-Selfie
Zum Schluss noch ich (Instagram) über mich – ein Text-Selfie sozusagen. 2007 schrieb ich meinen ersten Artikel über Digitalkameras und vertiefte mich danach (!) ins Thema. Mehr als zehn Jahre später beschleicht mich manchmal immer noch das Gefühl, nicht genug Ahnung von der Materie zu haben. Ich sehe das positiv, denn ich will ständig was lernen. An dem Tag, an dem ich alles über Fotografie weiss, höre ich auf und schreibe über Eichhörnchen, Löttechnik, Modetrends oder sonst etwas, wovon ich nicht den blassesten Schimmer habe. Aber das wird nicht so schnell passieren, weil Fotografie ein unglaublich vielseitiges und komplexes Thema ist.
Für mich ist Fotografieren – unter anderem – ein Mittel, um aufmerksam durchs Leben zu gehen: Genau hinzuschauen, sehenswerte Situationen oder Perspektiven zu erkennen. So werden auch scheinbar langweilige Dinge plötzlich interessant. Dabei kommt zwar selten etwas Spektakuläres heraus, aber das stört mich nicht. Meine Bilder zeigen die Welt, wie ich sie sehe. Das Beste für mich ist, wenn andere dadurch etwas entdecken, was ihnen sonst entgangen wäre, und das irgendwie bemerkenswert finden.
Anders als die meisten Tech-Redaktoren habe ich überhaupt nicht das Gefühl, alles besitzen zu müssen, was ich so teste und ausprobiere. Zum Beispiel kann ich ohne Probleme eine Fujifilm-Kamera total super finden und dann ganz zufrieden wieder zu meinem Nikon-System zurückkehren, dem ich seit 2004 treu bin.
Ich habe das System nie gewechselt, weil es mir im Grossen und Ganzen sehr gut passte, und weil ich sicher war, dass meine Fotos durch einen Markenwechsel nicht besser würden. Bei den Kompaktkameras war das anders: Deren Leistung empfand ich als limitierend und ich habe mehrmals die Marke gewechselt. Fällt dort natürlich auch leichter, ohne zugehörige Objektivsammlung. Im Moment bin ich bei der Sony RX100. Das Foto oben habe ich aber mit einer Panasonic Lumix LX3 geschossen.
Ich bin das Gegenteil von einem Sammlertyp. Ich hasse es, viel Krempel zu besitzen, ich empfinde das als Ballast. Beim Foto-Equipment hat sich aber berufs- und interessebedingt doch einiges angesammelt. Unter anderem staubt noch eine alte GoPro vor sich hin, die ich praktisch nie gebraucht habe.
Wünsche: Am meisten würde mir im Moment ein praktisches Trag- und Transportsystem helfen. Nun habe ich mir mal den Slide von Peak Design bestellt. Das alleine genügt aber noch nicht. Ferner fehlt mir noch ein Makro-Objektiv.
Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.