Ha-ha-hatschi! Das hilft Kindern mit einer Pollenallergie
Der Heuschnupfen hat Hochsaison – und ist auch für immer mehr Kinder höchst unangenehm. Aber welche Medikamente dürfen Kleinkinder einnehmen? Und könnte es auch einfach eine Erkältung sein? Eine Expertin gibt Auskunft.
Na, heute schon zünftig niesen müssen? Und wie sieht’s bei deinen Kindern aus? Die Pollen feiern gerade ihren Höhenflug – und werden es wohl auch noch eine Weile. Meine Kinder und ich könnten dieser Tage jedenfalls ein Hatschi-Bingo spielen. Wir niesen im Akkord. Dazu gibt’s juckende und gerötete Augen sowie laufende Nasen.
Heuer zum ersten Mal im Pollen-Game mit dabei ist auch meine jüngere, vierjährige Tochter. Fast scheint es so, als hätten meine Ältere und ich sie «angesteckt». Mein erster Gedanke bei ihrem Nies-Hattrick war allerdings ein anderer: Oje, Erkältung – da ist etwas im Anmarsch. Bis ich realisierte, dass es womöglich eine Pollenallergie sein könnte.
Schnupfen oder Allergie?
Gar nicht so einfach, das zu unterscheiden. Das bestätigt mir denn auch Sonja Hartmann, Expertin bei «aha! Allergiezentrum Schweiz». «Die Symptome einer Pollenallergie und einer Erkältung sind tatsächlich sehr ähnlich und die Kleinen können oft noch nicht genau beschreiben, was ihnen fehlt», weiss sie.
Ihr Rat: sein Kind von einer Ärztin oder einem Allergologen untersuchen zu lassen. Erst mittels umfassender Anamnese und einer Blutuntersuchung mit einer IgE-Antikörperbestimmung könne schliesslich eine Allergie diagnostiziert werden. «IgE» steht für Antikörper vom Typ Immunglobulin-E, die für die Vermittlung bestimmter allergischer Reaktionen verantwortlich sind. Deshalb sind sie für die Allergiediagnostik essentiell.
Das Gefühl, sein Kind «angesteckt» zu haben, ist indes gar nicht mal so falsch. Tatsächlich wird die Veranlagung zur Pollenallergie von der einen an die nächste Generation vererbt. «Leiden bereits Mutter und Vater daran, steigt bei den Kindern das Risiko einer Erkrankung auf über 60 Prozent», sagt Sonja Hartmann. Seien weder die Eltern noch die Geschwister betroffen, bestehe trotzdem ein Risiko von 12 Prozent.
Apropos Zahlen. Sie bestätigen den Eindruck, dass immer mehr Kinder betroffen sind: Laut Allergiezentrum entwickeln rund 13 Prozent der Kinder und Jugendlichen bis zum 17. Lebensjahr eine Pollenallergie – Tendenz steigend. Die meisten Kinder entwickeln sie ab dem Kindergartenalter, Babys und Kleinkinder sind nur sehr selten betroffen.
Prävention beginnt schon in der Schwangerschaft
Nicht nur die Gene spielen eine zentrale Rolle, auch die Umwelt und der Lebensstil, fügt Sonja Hartmann an. Die Prävention starte schon vor der Geburt – und zwar bei der Mutter. Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung seien wichtig. Rauchen, auch Passivrauchen, schade. «Ist das Baby da, sollte während den ersten vier Monaten wenn möglich gestillt werden. Es ist erwiesen, dass Stillen einen schützenden Effekt auf das Allergierisiko hat.»
Ist die Allergie erstmal da, geht’s um die Linderung der unangenehmen Symptome. Antiallergische Medikamente, sogenannte Antihistaminika, hemmen allergische Reaktionen zwar meistens rasch, allerdings sind sie erst ab einem gewissen Alter zugelassen. Es gibt aber auch solche, die schon ab zwei Jahren eingenommen werden können. Deshalb: Packungsbeilage lesen oder bei einer Fachperson nachfragen.
Bei leichten Beschwerden empfiehlt das «aha! Allergiezentrum Schweiz» eine örtliche Anwendung mithilfe eines Nasensprays oder Augentropfen, bei ausgeprägteren Beschwerden Tabletten, Sirup oder Tropfen. Je nach Ausmass seien weitere medikamentöse Therapien sinnvoll. «Dann kann der Kinderarzt oder die Allergologin andere lokale Medikamente verschreiben, wie etwa Nasensprays mit Kortison, um die Entzündung in der Nase zu reduzieren», sagt Sonja Hartmann.
Sie betont: Eine Pollenallergie sollte grundsätzlich immer behandelt werden, um einer Verschlechterung vorzubeugen. Denn was viele nicht wissen: Aus einem unbehandelten Heuschnupfen kann sich ein allergisches Asthma entwickeln.
Desensibilisierung ist ab fünf Jahren möglich
Eine allergenspezifische Immuntherapie – die Desensibilisierung – könnte einen solchen Übergang zum allergischen Asthma verhindern. Sie wird ebenso empfohlen, wenn die Medikamente zu wenig Linderung bringen. Und sie ist erfolgversprechend: Laut Studien können die Beschwerden um bis zu 80 Prozent gelindert und der Medikamentenverbrauch deutlich reduziert werden. In der Schweiz können bereits Kinder ab fünf Jahren mit der Desensibilisierung starten, wenn die Voraussetzungen dafür stimmen. Ob eine allergenspezifische Immuntherapie infrage komme, müsse mit dem Arzt oder der Allergologin abgesprochen werden, sagt die Expertin.
Bis dahin gilt es, Alternativen auszuprobieren. Ein paar einfache Tipps und Vorkehrungen könnten dazu beitragen, die Beschwerden zumindest etwas zu verringern:
- sich als Eltern über die aktuelle Pollenbelastung vorinformieren
- Aktivitäten bei starker Pollenbelastung nach drinnen verlegen
- bei jeder Outdoor-Aktivität eine Sonnenbrille tragen
- bei schönen, windigem Wetter nur kurz an die frische Luft
- Wäsche nicht im Freien trocknen lassen
- während der Pollensaison nur kurz stosslüften
- vor dem Schlafen die Haare des Kindes waschen
- Pollengitter an den Fenstern montieren
Na dann. Ha-ha-ha-habt schöne Pfingsten!
Titelfoto: Shutterstock/Pavel KobyshAnna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.