Produkttest

Happybrush im Test: Diese elektrische Zahnbürste macht mich nachhaltig zufrieden

Ich mag Geschichten wie die von David gegen Goliath. Deshalb habe ich mir die elektrische Zahnbürste von Happybrush im Test genauer angeschaut. Hier tritt eine kleine Firma gegen die grossen Branchenführer an – und sie macht das richtig gut.

Bei Schallzahnbürsten beherrschen zwei Modelle den Markt: die Sonicare von Philips und die Pulsonic von Oral B. Die Schlacht der Giganten sorgt Jahr für Jahr für scheinbar revolutionäre Features. Mal sind es Apps, die das Putzergebnis bewerten, mal schlanke Modelle in neuer Farbe. Nur auf einem Gebiet fehlt es den Marktführern an Innovationskraft: bei der Nachhaltigkeit.

Kann eine elektrische Zahnbürste überhaupt nachhaltig sein? Ja, sagen zumindest die Erfinder der Happybrush. Sie haben mir ein Testgerät angeboten, damit ich der Qualität und dem Nachhaltigkeitsversprechen einmal auf den Zahn fühlen kann.

Die Eco Vibe 3 sorgt bereits beim Auspacken für ein gutes Gefühl. Statt in Plastik und Folie steckt die Zahnbürste in einer Box aus recyceltem Karton. Darauf sind allerlei Nachhaltigkeitsversprechen aufgedruckt:

Beim Akku, aus Umweltgründen das problematischste Bauteil, hat Happybrush noch eine Aufgabe vor sich. Es gibt keine Angaben zur Herkunft des Materials. Ein austauschbarer Akku, der die Lebensdauer einer elektrischen Zahnbürste verlängern könnte, ist bisher lediglich «in Planung», wie es im Corporate Social Responsibilty Guide von Happy Brush, Stand 2020, heisst. Auf Nachfrage bei Happybrush heisst es, spätestens Mitte 2024 werde es ein neues Modell geben, bei dem der Akku getauscht werden kann.

Handhabung und Funktionen

Die Eco Vibe 3 fällt in die Kategorie kurz und pummelig. Das Handstück ist knapp 14 Zentimeter lang, gemessen ohne den Metallstift, auf den die Bürste aufgesteckt wird. Die Form ist leicht oval; der dicke Durchmesser beträgt rund 31 Millimeter, der dünne 27. Die Konkurrenz baut ihre Handstücke tendenziell einen oder zwei Millimeter dünner, dafür länger. So ist meine Sonicare Protective Clean mit 16,5 Zentimetern Länge ein fühlbares Stück länger. Mit grossen Händen und langen Fingern finde ich das längere Handstück angenehmer, weil es mehr Halt bietet. Dafür ist die Happybrush leichter: Mit 99 Gramm schlägt sie die Sonicare (135 Gramm) deutlich. Und sie fühlt sich besser an, weniger glatt und rutschig.

Ansonsten sind die Unterschiede zu den elektrischen Zahnbürsten der Marktführer zwar vorhanden, im Alltag aber wohl für die meisten Menschen irrelevant. Das Aufstecken der Bürstenköpfe auf den Antriebsstift funktioniert, die Bürste sitzt gut. Eingeschaltet wird die elektrische Zahnbürste mit einem Knopf im oberen Teil des Handstücks. Auch auf meinem Testmodell in Schwarz kann ich den Knopf mit dem Daumen erfühlen. Durch nochmaliges Drücken direkt nach dem Einschalten kann ich zwischen verschiedenen Putzmodi wechseln. Die Eco Vibe 3 bietet mir drei: Normal, Sensitiv und Polieren.

Startknopf und LED für die Putzmodi am Handstück.
Startknopf und LED für die Putzmodi am Handstück.
Quelle: Martin Jungfer

Eine LED im Handstück zeigt mir an, welcher Modus gerade aktiv ist. Nach 30 Sekunden Putzen vibriert das Handstück kurz. Es ist das Signal zu einem anderen Quadranten im Mund zu wechseln. Nach viermal 30 Sekunden bin ich fertig. Die Eco Vibe 3 signalisiert mir das durch einen eigenen Vibrationsrhythmus, schaltet sich aber nicht ab. Das muss ich selbst erledigen, wenn ich nicht noch weiter putzen möchte. Wenn du gern etwas ausgiebiger Zähne putzt, ist das praktisch. Da ich aber nach zwei Minuten Zähneputzen immer fertig bin, würde ich automatisches Abschalten bevorzugen.

Vibriert ordentlich, Akku hält lang

Meine Zähne putzt die Eco Vibe 3 mit bis zu 40 000 Vibrationen pro Minute. Damit liegt sie im Mittelfeld dessen, was der Markt derzeit so hergibt. 30 000 Vibrationen sind das Minimum, das eine Schallzahnbürste bringen soll, die Spitzenreiter schaffen über 60 000. Wichtiger als die Vibrationen sind aber ohnehin die Amplituden bei diesen Schwingungen, also wie viel sich die Bürste hin und her bewegt. Hier bewegen sich – im wahrsten Sinne des Wortes – die elektrischen Zahnbürsten aller grossen Hersteller im Bereich von drei bis vier Millimetern.

Einen echten Unterschied habe ich im Test bei der Akkulaufzeit festgestellt. Die Eco Vibe 3 hält deutlich länger durch als die Modelle anderer Hersteller, die ich bisher benutzt habe. Bei meinem Test mit drei Putzeinheiten pro Tag musste ich die Eco Vibe erst nach knapp vier Wochen wieder aufs Ladeteil stellen. Bei Philips-Geräten war das eher nach zwei Wochen nötig.

Unten auf dem Handgerät sind die Leistungsdaten aufgedruckt.
Unten auf dem Handgerät sind die Leistungsdaten aufgedruckt.
Quelle: Martin Jungfer

Aufsteckbürsten – nachhaltig und (etwas) günstiger

Viel günstiger als bei der Konkurrenz sind die Happybrush-Ersatzbürsten mit einem Stückpreis von etwas über fünf Franken nicht. Wobei hier ein Vergleich schwierig ist, weil zum Beispiel Sonicare von «Premium Plaque Defense» über «Optimal White» bis zu «Sensitive» und den teuersten «All-in-one» (Stückpreis knapp 16 Franken) eine ziemlich breite Palette in allen Preisklassen anbietet.

Happybrush verfolgt hier das Motto «Weniger ist Mehr». Lediglich auf die Kompatibilität mit dem Handteil-Modell musst du achten. Für die Eco Vibe 3 zum Beispiel eignen sich diese Aufsätze:

Das Differenzierungsmerkmal ist die Nachhaltigkeit. Alles ausser den Borsten und einem kleinen Kern besteht aus nachwachsenden Rohstoffen, konkret Polymeren, die aus Holzabfällen gewonnen werden. Es muss kaum neues Plastik für die Happybrush-Aufsätze hergestellt werden. Die Borsten sind aus synthetischem Material. Immerhin: Der Borstenkopf signalisiert dir die eigene Abnutzung. Bei meinem schwarzen Testgerät hellen sich einige Borstenbüschel mit der Zeit auf und bilden eine Art Lächeln. Lächelt mich die Bürste sehr hell und freundlich an, ist es Zeit für einen Bürstenkopf-Wechsel.

Bei den schwarzen Bürsten ist es schwer zu erkennen; aber tatsächlich werden einige Borstenbüschel bei der linken Bürste heller. Diese habe ich mehr benutzt.
Bei den schwarzen Bürsten ist es schwer zu erkennen; aber tatsächlich werden einige Borstenbüschel bei der linken Bürste heller. Diese habe ich mehr benutzt.
Quelle: Martin Jungfer

Solange die Bürsten aus Kunststoff hergestellt werden, gibt es hier eine Nachhaltigkeitslücke. Happybrush versucht hier einen Ausgleich. Der Preis für Bürsten und andere Produkte beinhaltet eine Spende für ein Trinkwasserprojekt im afrikanischen Staat Mali.

Fazit

Ich habe noch ein paar Aufsteckbürsten meiner Sonicare-Schallzahnbürste auf Vorrat. Sobald ich die aufgebraucht habe, werde ich zur Happybrush wechseln. Mich überzeugt das Nachhaltigkeitskonzept der Marke. Diese schwarze Bürste ist wirklich grün – hier überzeugen mich die überprüfbaren Fakten und ich glaube den seriösen Partnern, mit denen Happybrush bei der Zertifizierung zusammenarbeitet. Die Putzleistung der Eco Vibe 3 ist für mich mindestens ebenbürtig mit auch preislich vergleichbaren Modellen der etablierten Hersteller. Eine Zweitmeinung hole ich mir beim nächsten Besuch bei der Dentalhygienikerin ein.

Verarbeitung und Handhabung überzeugen, besonders die lange Akkulaufzeit macht Freude. Ich kann die mit Induktion arbeitende Ladestation in der Schublade lassen und nur zum gelegentlichen Laden herausholen. Ein Teil weniger, das dauernd im Bad herumsteht.

Titelfoto: Martin Jungfer

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