Hintergrund
Interview: Wie funktionieren unsere inneren Uhren?
von Anna Sandner
Plötzlich ist er da: der Herbst. Wenn die Temperaturen sinken, das Licht schwindet und die inneren Uhren aus dem Takt kommen, kämpfen viele Menschen mit Beschwerden. Warum das so ist und was gegen den Herbstblues hilft.
Wusstest du, dass mit Herbstbeginn innerhalb von nur sieben Tagen die durchschnittliche Tagestemperatur um bis zu 6°C (Grad Celsius) sinken kann? Dieses Phänomen, bekannt als «Herbstsprung», markiert oft den abrupten Übergang vom Sommer in die kühlere Jahreszeit. Obwohl der kalendarische Herbstanfang erst am 23. September ist, kann der meteorologische Herbst bereits ab Anfang September einsetzen.
Und dieses Jahr bekommen wir das sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland deutlich zu spüren: In der ersten Septemberwoche fielen die Temperaturen in vielen Regionen Deutschlands von sommerlichen 25°C auf herbstliche 15°C. Auch in der Schweiz zeigte sich ein ähnliches, wenn auch etwas milderes Muster. Laut MeteoSchweiz erlebte die Schweiz in der gleichen Woche einen Temperaturrückgang von durchschnittlich 22°C auf 14°C.
Die Tageslänge verkürzt sich nun täglich um etwa 4 Minuten. Klingt erst einmal nach wenig, bedeutet aber bis Ende September einen Verlust von fast 2 Stunden Tageslicht. Diese plötzlichen Veränderungen fordern von deinem Körper und Geist eine schnelle Anpassung – weit über den Wechsel von Sommerkleid zu Wollpullover hinaus. Wenn du dich also gerade müde und antriebslos fühlst oder mit Kopfschmerzen kämpfst, bist du nicht allein. Viele Menschen spüren die Auswirkungen des abrupten Wetterumschwungs auf ihr physisches und psychisches Wohlbefinden besonders intensiv.
Mit dem Herbsteinbruch klagen viele Menschen über verstärkte Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Stimmungsschwankungen. Forschende führen das auf verschiedene Faktoren zurück:
Lichtmangel: Weniger Sonnenlicht beeinflusst unseren Melatonin- und Serotonin-Haushalt. Das kann zu Müdigkeit und depressiven Verstimmungen führen.
Temperaturwechsel: Starke Temperaturschwankungen belasten das Immunsystem und können Erkältungen begünstigen.
Luftdruckänderungen: Wetterempfindliche Menschen reagieren oft mit Kopfschmerzen oder Gelenkbeschwerden auf den sich ändernden Luftdruck.
Biorhythmus-Störung: Die Umstellung auf kürzere Tage kann unseren natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus durcheinanderbringen.
Lichttherapie: Setze dich täglich 30 Minuten vor eine spezielle Tageslichtlampe. Das kann deinen Melatoninspiegel regulieren und dadurch deine Stimmung heben. Mein Kollege Oliver schwört beispielsweise auf diese Lampe:
Bewegung an der frischen Luft: Regelmäßige Outdoor-Aktivitäten, besonders am Vormittag, stärken das Immunsystem und fördern die Produktion von Glückshormonen.
Vitaminreiche Ernährung: Greife zu saisonalem Obst und Gemüse. Vitamin C und D unterstützen dein Immunsystem in der Erkältungszeit.
Ausreichend Schlaf: Achte auf regelmäßige Schlafenszeiten. Sieben bis neun Stunden Schlaf pro Nacht helfen deinem Körper, sich an den neuen Rhythmus anzupassen.
Wärmendes Wellness: Saunabesuche oder warme Bäder mit ätherischen Ölen wie Eukalyptus können das Immunsystem stärken und für Entspannung sorgen.
Mit diesen Tipps kannst du den Herbstblues etwas in Schach halten. Und es ist schließlich auch bei weitem nicht alles schlecht am Herbst. Mein oben erwähnter Kollege Oliver findet den Herbst sogar die beste Jahreszeit von allen:
Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.