Hilfe! Meine Kinder haben fast gleichzeitig Geburtstag
Im Frühling herrscht bei uns einen Monat lang Ausnahmezustand. Meine Kids fiebern ihren Geburtstagen entgegen, die nur zehn Tage auseinander liegen. Im Auftakt unserer Kindergeburtstags-Serie verrate ich, warum die Feierei bislang nicht mal so stressig war. Und warum die Zeiten härter werden.
An dieser Stelle wollte ich eigentlich einen Service-Artikel liefern, wie du stressfrei die Geburtstage deiner Kinder überstehst. Ich hatte vor, Tricks zu präsentieren, mit denen ich es die letzten Jahre geschafft habe, die Feste meiner Töchter – die nur zehn Tage auseinander liegen – entspannt zu halten. Daraus wird nichts.
Dass bisher alles so easy über die Bühne ging, war in Wahrheit nur zu einem Bruchteil mein eigener Verdienst. Vielmehr war es äusseren Umständen zu verdanken – nicht beeinflussbaren Umständen, die bald nicht mehr zu meinen Gunsten wirken. Sprich: Der Geburtstags-Wahnsinn wird bald erst richtig losgehen.
Zwei Faktoren haben uns die letzten zwei Jahre in die Karten gespielt: zum einen Corona (what else), zum anderen das Alter unserer Mädchen. Sie sind erst drei- und sechsjährig.
Wie Corona uns für einmal diente
Unsere Jüngere feierte wenige Tage vor dem Lockdown 2020 ihren ersten Geburtstag. Damals war das Coronavirus noch völlig neu, «Social Distancing» war in aller Munde und die Risikogruppen wurden konsequent geschützt. Wir cancelten also kurzerhand die Party mit Grosseltern, Götti und Gotti – die Kleine checkt’s ja sowieso noch nicht – und feierten zu viert im Wohnzimmer.
Ein Jahr später war das doofe Virus immer noch da, dank des passablen Wetters verlegten wir die Partys beider Geburtstagskinder aber in den Garten. Das Fest der Grösseren mit den Kindergartenfreundinnen verschoben wir dagegen ganz auf den Sommer. Ergab unter dem Strich: minus eine Feier während unserer Geburtstagssaison. Und minus Puff und Betrieb im Haus.
Ausserdem: minus einen Geburtstagskuchen. Denn wegen des Infektionsrisikos war damals im Kindergarten der Älteren Selbstgebackenes nicht erlaubt. Ein Glück für mich als Back-Antitalent. Mit Weggli und Schoggistängeli waren Mutter und Kinder dann gleichermassen happy.
So happy, dass wir das simple Menü auch in diesem Jahr noch beibehielten. «Ach, das Backverbot gilt inzwischen gar nicht mehr? Habe ich gar nicht mitbekommen. Egal, die Brötchen sind jetzt schon bestellt.» Ich bin mir nicht sicher, ob mir die Kindergärtnerin diese kleine Notlüge am Telefon kürzlich abnahm.
Wie das Alter uns zugutekam
Corona galt in diesem Jahr also höchstens noch als Ausrede für den nicht selbst gebackenen Kuchen im Kindergarten. Ansonsten stand unserer Partysaison heuer nichts mehr im Weg. Eigentlich.
Da mein Mann und ich geburtstagstechnisch aber sowieso so minimalistisch wie möglich unterwegs sind, griffen wir nun eigenmächtig ein: Wir legten zwei Feiern der Mädchen einfach zu einer zusammen. Die beiden teilen sich schliesslich die Grosseltern und das Gotti der einen ist die Ehefrau des Göttis der anderen. Wieso sollten dieselben Parteien also innerhalb weniger Tage zweimal bei uns aufkreuzen müssen? Eben. Win-Win für beide Seiten.
Es gab dieses Jahr also mit Grosi und Grossvater, Gotti und Götti nur ein Fest, nur einen Kuchen und nur ein «Happy Birthday»-Singen. Dafür mehrere Geschenke auf einen Chlapf. Die Mädchen genossen’s sichtlich, den speziellen Moment miteinander zelebrieren zu können. Und mein Mann und ich klopften uns für den cleveren Schachzug auf die Schultern.
Wenn wir uns da mal nicht zu früh gefreut haben.
Schön und gut, dass wir als Eltern keinen Anspruch auf Geburtstagspartys mit allem Pipapo anmelden – unsere Mädchen werden es aber irgendwann tun. Ob wir wollen oder nicht. Weil sie bald selbst zu solchen XXL-Festen eingeladen werden. Spätestens dann werden sie sich nicht mehr damit begnügen, Gäste, Kuchen und Gesang zu teilen.
XXL-Partys für die Kids, Schnäpse für die Eltern
Sie werden je eine, wenn nicht sogar zwei Partys mit Verwandten feiern wollen. Plus je eine mit ihren Gspänli. Hinzu kommen die Feste im Kindergarten, in der Schule und im Hort. Alle Events mit aufs Partymotto abgestimmter Deko und – selbst gebackener – Torte versteht sich.
Ich rechne (und erstarre): Über den Daumen gepeilt ergibt das dann mindestens acht Geburtstagsevents! Innerhalb zweier Wochen! (Und mindestens doppelt so viele Schnäpse für mich. Wobei, ja, natürlich, Alkohol ist auch nicht immer eine Lösung…)
Doch nicht nur die Anzahl, auch der inhaltliche Anspruch wird steigen. Mit Sackhüpfen, Schatzsuche oder Smarties verzaubern werden mein Mann und ich jedenfalls bald einpacken können. Ponyreiten, Kletterpark oder Bodyflying stehen heutzutage auf dem Aktivitätenprogramm eines Kindergeburtstags. Eltern mieten Turnhallen und Waldhütten als Partylocation, Hüpfburgen und Candy-Bars als Side-Entertainment. Und als ob das noch nicht genug wäre, schaut dann während der Party auch noch eine Zauberin, ein Clown oder eine Kinderschminkerin vorbei.
Kindergeburtstage sind zum Event verkommen. Und der Benchmark ist gnadenlos hoch.
Können wir als Eltern diesem Wahnsinn überhaupt ausweichen? Werden wir uns dem Theater – in meinem Fall zwei Theater kurz hintereinander – einfach beugen müssen? Mein Redaktionskollege Martin, der Kinder im schulpflichtigen Alter hat, ist da schon etwas weiter als ich und wird hier demnächst über seine Erfahrungen berichten.
Ich selbst feiere unterdessen anderweitig weiter: meine kindergeburtstagsfreie Saison. Bis zum nächsten Ausnahmezustand im Frühling.
Dieser Artikel bildet den Auftakt zu einer losen Kindergeburtstags-Serie. In den kommenden Wochen werden wir das Thema von unterschiedlichen Seiten beleuchten, Expertinnen und Experten interviewen und Ideen teilen. Hast du Inputs, Wünsche oder Anregungen? Lass es uns via Kommentarspalte oder E-Mail wissen.
Anna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.