IFA-Neuheiten: Nokia 7.2, Nokia 6.2 und die Rückkehr des Klapphandys
5.9.2019
Nokia nutzt die IFA in Berlin, um insgesamt sechs neue Produkte vorzustellen: drei Feature Phones, zwei Smartphones und ein Paar Kopfhörer.
In einer Welt voller Smartphones weht bei Nokia immer ein Hauch Nostalgie mit. Den nutzt HDM Global als Unternehmen hinter der Marke gerne aus. So kehrt mit dem Nokia 2720 Flip das Klapphandy zurück.
Zurück in die 90er
Es hat schon was, nach Jahren mit einem Smartphone in der Hand, mal wieder ein Handy auseinandergefaltet ans Ohr zu halten. Und mit dem neuen Nokia 2720 Flip kannst du nicht nur telefonieren, sondern dank 4G und der neuesten Version des Betriebssystem KaiOS auch online gehen und den Google Assistant oder Apps wie Facebook, YouTube, Google Maps oder WhatsApp nutzen.
Der Bildschirm fällt mit 2,8 Zoll aber deutlich kleiner aus als bei Smartphones und ist nicht so hoch aufgelöst. Außerdem ist es kein Touchscreen: Die Bedienung erfolgt über Navigationstasten und die Texteingabe über Sprache oder die großen Tasten des Zahlenfeldes und die Texterkennung T9. Auf der Außenseite hält dich ein 1,3 Zoll großes Display über die Uhrzeit und eingegangene Nachrichten auf dem Laufenden. An der Seite befindet sich eine SOS-Taste, mit der du durch Halten einen vorher festgelegten Kontakt anrufst. Die unverbindliche Preisempfehlung für das Nokia 2720 liegt bei 99 Euro und 89 Franken.
Mit dem Nokia 800 Tough präsentiert HMD Global sein erstes robustes Handy. Mit seiner Gummihülle soll es Stürze aus bis zu 1,8 Meter überstehen und 30 Minuten lang in bis zu 1,5 Metern Wassertiefe tauchen können, ohne Schaden zu nehmen. Für seine Widerstandsfähigkeit hat das Feature Phone eine IP68-Zertifizierung und die Einhaltung des US-Militärstandards MIL 810G bescheinigt bekommen. Als Software steht dir ebenfalls KaiOS mit Apps von Google und Facebook – inklusive WhatsApp – zur Verfügung. Das Nokia 800 Tough soll im Oktober für 119 Euro/Franken in den Handel kommen. Vorerst allerdings nur in Schwarz. Die Camouflage-Version kommt wohl erst im Dezember.
Das neue Nokia 110 ist ein kleines Updates des günstigen Nokia 105. Seinen Preis gibt HMD Global mit rund 20 Dollar an. Dafür erwartet dich nun eine Kamera in dem Feature Phone und ein auf 32 Gigabyte erweiterbarer Speicher für Bilder oder MP3s. Radio kannst du mit dem Handy aber auch hören – bis zu 27 Stunden lang. Im Standby hält der Akku noch länger. Ab mitte September soll es käuflich erwerbbar sein und mit seiner Software S30 kannst du zwar nicht WhatsApp nutzen, aber immerhin Snake spielen. Kostenpunkt: 25 Euro und ab Oktober in Deutschland verfügbar. Zur Schweiz gab es noch keine Angabe.
Zeiss-Kamera für die Mittelklasse: Nokia 7.2
Für das Nokia 7.2 hat sich HMD Global wieder mit Zeiss zusammengetan und mit den Mitarbeitern des Optik-Unternehmens eine Triple-Kamera entwickelt. Ihre Linsen und das Blitzlicht sind von einem Kreis umrandet und stehen leicht von der Rückseite aus Gorilla Glass 3 ab. Die Hauptkamera hat eine Auflösung von 48 Megapixeln. Die 118-Grad-Weitwinkelkamera schafft acht Megapixel und die Tiefenschärfe-Kamera fünf Megapixel. Smartphone-Kameras leben aber nicht nur von der Hardware, sondern auch von der Software. Deswegen kannst du unter anderem Bokeh-Effekte wählen, die der Zeiss-Kamera nachempfunden sind, oder auf einen Nachtmodus vertrauen, der erkennt, ob das Smartphone in der Hand gehalten wird oder auf einem Stativ befestigt ist. Die Frontkamera hat eine Auflösung von 20 Megapixeln.
Fotos und viele andere Dinge betrachtest du auf einem 6,3 Zoll großen Display mit Full-HD+-Auflösung. HMD Global nennt die verwendete LCD-Technologie PureDisplay. Wichtig zu wissen ist, dass dazu ein extra Chipsatz gehört, der die angezeigten Inhalte auf dem Nokia 7.2 in einen HDR-Modus umrechnet.
Der Rahmen des Gehäuses besteht aus Aluminium und ist mit einem Polycarbonat – ein schöneres Wort für Kunststoff – überzogen. Auf der Rückseite steht dir ein Fingerabdrucksensor zur Verfügung und eine Gesichtserkennung kannst du ebenfalls einrichten. Ebenfalls vorhanden sind eine 3,5-mm-Audiobuchse und ein USB-C-Anschluss. Über letzteren lädst du den 3500-mAh-Akku, der bis zu zwei Tage lang durchhalten soll. Im Nokia 7.2 ist Platz für zwei SIM-Karten und eine microSD-Karte, um den 64 Gigabyte großen Speicher bei Bedarf erweitern zu können. Die Rechenpower des Nokia 7.2 kommt von einem Snapdragon 660 und vier Gigabyte Arbeitsspeicher.
Das Nokia 7.2 nimmt ebenfalls am Android-One-Programm teil. Das bedeutet, HMD Global erweitert das Betriebssystem nicht um eigene Apps oder eine Benutzeroberfläche. Zudem sind zwei Jahre lang System- und drei Jahre lang Sicherheitsupdates versprochen. Android Q soll noch 2019 auf das Smartphone kommen.
Die Benachrichtigungs-LED hat HMD Global in einer Taste an der Seite des Nokia 7.2 versteckt. Apropos Tasten: Es gibt auch eine extra Taste, um den Google Assistant auf dem Smartphone zu starten. Das ist ein alter Hut, wirklich neu ist dagegen der «Google Assistant Ambient Mode». Er aktiviert sich beim Laden und verwandelt das Smartphone in ein kleines Smart Display.
Das Nokia 7.2 soll für 299 Euro/Franken erhältlich sein.
Der schwache Zwilling: Nokia 6.2
Das Nokia 7.2 hat mit dem Nokia 6.2 einen Zwilling. Die Vorderseite ist komplett identisch, die Rückseite dagegen spiegelt beim 6.2 und ist nicht matt. Sie besteht ebenfalls aus Gorilla Glas 3 und wer genau hinschaut, entdeckt Unterschiede bei der Triple-Kamera. Eine Linse hat einen anderen Durchmesser als beim 7.2. Die Hauptkamera des Nokia 6.2 verfügt nur über eine Auflösung von 16 Megapixeln. Die Weitwinkel- und die Tiefenschärfe-Kamera sind unverändert geblieben.
Selbst das Gewicht ist bei beiden Smartphones mit 180 Gramm identisch. Dabei steckt mit dem Snapdragon 636 ein etwas langsamerer Chipsatz im Nokia 6.2, dem aber ebenfalls vier Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite stehen. Akku, Software und Anschlüsse stimmen wiederum mit dem Nokia 7.2 überein.
Das Nokia 6.2 soll ab Oktober für 249 Euro/Franken – und damit 50 Euro/Franken weniger als das Nokia 7.2 – erhältlich sein. Ob sich der Aufpreis für die Kamera lohnt, werden die Tests zeigen.
Zweiter Anlauf: Nokia Power Earbuds
Die Nokia Power Earbuds sind der zweite Anlauf von HMD Global, neben Smartphones True-Wireless-Kopfhörer unter die Leute zu bringen. Der erste Versuch fiel bei mir durch, da der Federmechanismus des Gehäuses nach einigen Tagen versagte und es unmöglich machte, die Kopfhörer aufzuladen. Nun befinden sich die Ohrstecker, die Bluetooth 5.0 unterstützen, in einem Gehäuse mit Klappdeckel. Das macht Hoffnung auf eine längere Haltbarkeit. Ende Oktober, wenn sie für 79 Euro auf den Markt kommen sollen, kannst du es ausprobieren.
Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de.