Intels neuer KI-Laptop-Chip soll es mit Qualcomm und AMD aufnehmen
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Intels neuer KI-Laptop-Chip soll es mit Qualcomm und AMD aufnehmen

Martin Jud
4.6.2024

Im Rahmen der Computex hat Intel «Lunar Lake» enthüllt. Mit der neuen Notebook-Chip-Architektur, die auch eine starke KI-Leistung bringt, will das Unternehmen ab Herbst mit den Snapdragon-Chips von Qualcomm mithalten.

Intel überrascht mit neuen mobilen System-on-a-Chip (SoC), die ab Herbst in ersten Notebooks erscheinen sollen. Mit der Lunar-Lake-Architektur kommt ein Chipdesign, das eine 60 Prozent längere Akkulaufzeit bieten soll und unter anderem sogar Arbeitsspeicher integriert hat. Die erst letztes Jahr bei Meteor Lake (Core Ultra) eingeführten Low-Power-Effizienz-Kerne sind dafür bereits wieder Geschichte.

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Der Zeitpunkt der neuen Intel-Chips ist kein gewöhnlicher in der Geschichte des Unternehmens. Üblicherweise hat das Unternehmen ein neues Chipdesign nach der Einführung erst – teilweise mehrfach – optimiert, bis ein neues kam. Intel ist aufgrund der Konkurrenz von Qualcomm und AMD in Zugzwang und bringt daher ausserplanmässig ein komplett neues Chipdesign auf den Markt.

Grösste Neuerung: Integrierter Arbeitsspeicher sorgt für bessere Energieeffizienz

Bereits beim Betrachten des neuen Chips wird klar, was die wichtigste Neuerung bei Lunar Lake ist. Unterhalb der grossen Siliziumfläche sind zwei Speicherblöcke zu sehen. Dabei handelt es sich je nach Prozessor-Modell um 16 oder 32 Gigabyte LPDDR5X-Arbeitsspeicher.

Die zwei kleineren dunklen Flächen unten auf dem Chip sind der Arbeitsspeicher.
Die zwei kleineren dunklen Flächen unten auf dem Chip sind der Arbeitsspeicher.
Quelle: Intel

Laut Intel soll der integrierte RAM beim Kopieren bis zu 40 Prozent weniger Strom verbrauchen. Gegenüber auf dem Mainboard angebrachtem Arbeitsspeicher gibts dafür den Nachteil, dass dieser nicht erweiterbar ist.

CPU: 8 Kerne ohne Hyperthreading

Vergangenes Jahr hat Intel bei Meteor Lake auf Performance-, Effizienz- und Low-Power-Effizienz-Kerne gesetzt. Von dieser «3D-Performance-Hybrid-Architektur» ist das Unternehmen wieder weggekommen. Dies, da sich die getrennten Kernzonen zu stark gegenseitig aufgewärmt haben (etwa bei der Nutzung von Microsoft Teams).

Die neue Lunar-Lake-Architektur funktioniert mit zwei simplen Kern-Zonen.
Die neue Lunar-Lake-Architektur funktioniert mit zwei simplen Kern-Zonen.
Quelle: Intel

Nun soll das ein 4×4-System besser erledigen. Bei den Lunar-Lake-Chips kommen bis zu vier neue «Lion Cove»-Performance-Kerne plus vier neue «Skymont»-Effizienz-Kerne zum Einsatz. Diese sind nicht Hyperthreading-fähig. Hyperthreading macht bei der neuen Kerngrösse laut Intel keinen Sinn mehr – die SMT-Technologie verschlinge mehr Leistung und Platz, als sie wert sei.

Im Vergleich zur Vorgeneration sollen die neuen Performance-Kerne bis zu 14 Prozent mehr Leistung bei gleicher Taktrate bieten. Die Single-Core-Leistung soll bis zu 20 Prozent erhöht sein. Und die Effizienz-Kerne sollen trotz geringerem Stromverbrauch bei typischen Laptop-Taktraten eine bessere Leistung aufweisen als die Performance-Kerne der Vorgeneration.

Microsoft Teams soll dank neuem Design unter Lunar Lake bis zu 35 Prozent weniger Strom verbrauchen.

48 TOPS KI-Leistung und erhöhte Grafikpower

Die neue Neural Processing Unit (NPU) bietet eine über verdreifachte KI-Leistung. Sie taktet mit 1,95 Gigahertz und soll 48 Trillion Operations per Second (TOPS) erreichen. Damit wäre dies die bisher zweitschnellste NPU – AMD will mit ihren Ryzen-AI-300-Prozessoren 50 TOPS liefern. Microsoft Anforderung an KI-PCs von 40 TOPS erreicht Intel somit spielend.

1,5-fache Leistung gegenüber Vorgeneration bei der Grafik.
1,5-fache Leistung gegenüber Vorgeneration bei der Grafik.
Quelle: Intel

Die auf dem Lunar-Lake-Chip integrierte Xe2-GPU soll gegenüber Meteor Lake bei 3DMark Time Spy eine 1,5-fache Leistung hinlegen. Bei Meteor-Lake wurde bereits eine Verdoppelung zur Vorvorgeneration erreicht, daher ist der Leistungszuwachs gegenüber Vorjahr beachtlich.


Ob sich Intel mit Lunar Lake und der versprochenen 60 Prozent längeren Akkulaufzeit im Notebook-Segment gegenüber Qualcomm und AMD behaupten kann, wird ab Herbst geklärt. Neben CPU, NPU und GPU stecken unzählige weitere Features auf den neuen SoC. Unter anderem Unterstützung für Wi-Fi 7, Bluetooth 5.4 und nativer H.265-Konvertierung. Ausserdem garantiert Intel bei Lunar-Lake-Laptops mindestens zwei Thunderbolt-4-Ports.

Genaueres zu einzelnen Prozessor-Modellen wird Intel später im Jahr verraten. Total sollen dieses Jahr bis Weihnachten über 80 verschiedene Lunar-Lake-Laptops von 20 Herstellern erscheinen.

Titelbild: Intel

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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