Apple iPhone 13 mini
256 GB, Starlight, 5.40", SIM + eSIM, 12 Mpx, 5G
Apple wird wohl die iPhone-Mini-Reihe einstellen. Anlass für ein Interview mit dem Letzten seiner Art. Das iPhone 13 mini über Existenzängste und Paranoia.
Es ist ein frischer Montagmorgen im Herbst. Mit einem dampfenden Kaffee warte ich vor der Redaktion auf meinen Interviewpartner, das iPhone 13 mini. Es nieselt und die Kälte kriecht unter meinem Mantel hoch. Parallel dazu sinkt meine Laune. Das Smartphone und ich waren um neun Uhr verabredet. Nun ist es zwanzig nach neun und vom iPhone 13 mini keine Spur.
«Jetzt hat mich dieses Ding doch tatsächlich versetzt», murmle ich vor mich hin.
Hallo, ich bin doch hier!
Was? Wo?
Na hier! Ich stehe direkt vor dir.
Huch! Ich habe dich gar nicht bemerkt. Du bist viel kleiner, als ich dachte.
Na, toll. Jetzt übersieht mich sogar eine Mitarbeiterin von Galaxus. Und ich dachte, Ihr macht Qualitätsjournalismus.
Doch, doch, das machen wir auch. Tut mir leid, dass ich dich übersehen habe. Aber vielleicht ist das ja auch ein guter Aufhänger für unser Interview. Wie sehr leidest du darunter, dass du ein iPhone mini bist?
Uff, wo soll ich anfangen? Ich höre beispielsweise immer wieder, ich sei gar kein richtiges iPhone. Dabei steckt in mir richtig viel gute Technik. Ich habe eine Full-HD-Auflösung, eine Kamera mit zwölf Megapixeln und einen A15 Bionic Chip mit 4‑Core GPU. Für den Hausgebrauch, wenn du jetzt kein Influencer oder Profi-Filmer bist, reicht das völlig.
Ist das alles, was dich ärgert?
Nein. Gerade von Männern muss ich mir sagen lassen, dass meine Tastatur zu klein sei. Dass sie dauernd mehrere Buchstaben auf einmal tippen. Aber was kann ich denn dafür, dass einige Y-Chromosomträger Wurstfinger haben?
Einige Leute sprechen dich ja auch mit «Mäusekino» an ...
Mäusekino, Mäusekino ... Was für eine Frechheit! Dabei hat ein Mäusekino überhaupt nichts mit Smartphones zu tun.
Nein? Erklär es mir!
Wirklich? Hoffentlich lesen das dann auch viele Menschen, damit diese Diskriminierung endlich aufhört.
In der Regel lesen mindestens ein paar Tausend Leute das, was wir hier publizieren.
Okay, nicht übel. Also: Mäusekino nennt man das Navi im Auto. Sehe ich etwa aus wie Google Maps?
Was machen diese ganzen Vorurteile mit dir – emotional?
Ich rede eigentlich ungern über Gefühle. Ich bin schließlich ein technisches Gerät.
Trau dich! Ich bin mir sicher, unsere Leserinnen und Leser haben Verständnis für dich.
Okay, ich versuche es … Ehrlich gesagt: Es geht mir richtig mies gerade. Und Apple macht es nicht gerade besser. Weil sich die mini-Reihe nicht so verkauft wie erhofft, soll sie eingestellt werden. Einfach so! Anstatt sich zu überlegen, wie man mich verbessern kann, werde ich von den angeblichen Experten in Cupertino auf den Smartphone-Friedhof verbannt. Wahrscheinlich gibt es in einigen Jahren keine Software-Updates mehr für mich und dann … dann bleibt mein Display auf ewig schwarz.
Das klingt furchtbar. Hey, weinst du etwa gerade, 13 mini?
Ja, schnief. Eigentlich bin ich IP68-zertifiziert – das heißt, ich bin wasserdicht – aber manchmal geht es mit mir durch und die Tränen fließen.
Hier, nimm ein Taschentuch …
Ich fühle mich wie eine aussterbende Spezies, wie eine Telefonzelle. Dabei waren anfangs alle iPhones noch kleiner als ich. Und die Leute haben es gefeiert. Weil die kleinen iPhones leicht waren, in jede Hosentasche passten und man sie easy mit einer Hand bedienen konnte. Aber das zählt heutzutage ja alles nichts mehr. Heute heißt es nur noch: größeres Display, mehr Leistung, noch bessere Kameras.
Dann bist du kein Fan der leistungsstärkeren iPhone-Modelle?
Hör mir bloß auf damit! Pro, Max, Plus … Wer blickt denn da noch durch? Bei den neuen iPhones 14 ist der Größenunterschied zwischen dem normalen iPhone und der Plus-Version sogar noch größer als beim 13er oder 12er. Diese elendigen Angeber müssen immer noch einen draufsetzen! Die halten sich wohl für iPads!
Da hat sich ja ganz schön viel Wut aufgestaut.
Darf ich dir was anvertrauen?
Klar.
Ich höre manchmal Stimmen.
Wie bitte?
Na ja, manchmal ist da in meinen Schaltkreisen eine Stimme und ich habe Angst, dass irgendwas mit mir kaputt ist.
Was sagt die Stimme denn?
Wenn du sie beispielsweise fragst, wie groß sie ist, bekommst du als Antwort: «Ich habe keine Größe, aber für mich bist du einfach das Größte.» Oder wenn du wissen willst, welche Geräusche ein Fuchs macht, sagt sie: «Wa-pa-pa-pa-pa-pa-pow!»
Nein, nein. Da kann ich dich entwarnen. Du bist nicht paranoid. Das ist Siri, deine Sprachsteuerung.
Das ist Siri? Und ich dachte schon, ich höre digitale Gespenster. Aber müsste Siri inzwischen nicht längst eine bessere KI haben und authentischer sprechen? Sie ist doch schon zehn Jahre alt!
Ja, aber sie redet weiterhin, als wäre sie drei, weil Apple mit der Weiterentwicklung von Siri hadert. Wusstest du das nicht?
Nein, das habe ich echt verpasst. Aber irgendwie beruhigt mich das mit Siri. Dann ist das iPhone mini ja nicht das einzige Produkt, das Apple schleifen lässt. Seufz.
Als Kind wurde ich mit Mario Kart auf dem SNES sozialisiert, bevor es mich nach dem Abitur in den Journalismus verschlug. Als Teamleiterin bei Galaxus bin ich für News verantwortlich. Trekkie und Ingenieurin.