
Je länger, desto besser: Mount to Coast bietet Schuhe für Ultraläufe
Der erst 2022 gegründete Laufschuhhersteller Mount to Coast wurde für seinen neuen Trailrunningschuh T1 mit einem ISPO-Award ausgezeichnet. Der Schuh ist erst in ein paar Monaten verfügbar, aber ein anderes Mount-to-Coast-Modell für die Strasse konnte ich bereits testen.
Newcomer haben es in der hart umkämpften Laufschuh-Branche schwer. Doch Mount to Coast hat sich auf eine Nische spezialisiert, die stark wächst: aufs Ultrarunning. Also Läufe, die über die Marathondistanz hinausgehen, von 50 Kilometern bis zum mehrwöchigen 3100 Meilen (4989 km) langen Self-Transcendence Race. In den USA hat die Zahl der Ultra-Events, wie die langen Wettkämpfe heissen, zwischen 2000 und 2023 um fast 800 Prozent zugenommen, schreibt das Online-Portal IRunFar.com.
Für Ultraläuferinnen und -läufer gilt das Motto: «Länger ist besser». Die meisten Laufschuhe folgen allerdings nicht der gleichen Philosophie. Allgemein gilt der Rat, sie nach rund 400 bis 600 Kilometern auszutauschen. Nur eine Marketingstrategie? Dachte ich auch. Bis eine Laufanalyse (mehr dazu in einem späteren Artikel) mir zeigte, wie stark mein durchgelaufener Schuh zu einer Seite hin abknickte, was langfristig zu Gelenkproblemen führen kann.
Schuhe für lange Strecken und viele Trainingskilometer
Mount to Coast will sich mit Schuhen einen Namen machen, die nicht nur auf langen Strecken performen, sondern auch viele Trainingskilometer aushalten. «Der heutige Markt ist überschwemmt von Schuhen, bei denen Trends und Ästhetik über Funktionalität gestellt werden – mit homogenen Designs mit Carbonplatten und dicken Sohlen –, die jedoch nicht den tatsächlichen Anforderungen des Langstreckenlaufs gerecht werden», sagt Ben Guan, Brand Specialist bei Mount to Coast.
Mount to Coast richtet sich deshalb nicht nur an Ultraläuferinnen und -läufer, sondern an alle, die einen soliden Schuh suchen, den sie nicht alle paar Monate austauschen müssen.

Quelle: Siri Schubert
Ich konnte sowohl den S1, der als Trainingsschuh angeboten wird, als auch den Racing-Schuh R1 testen. Der R1 ist etwas leichter und hat eine breitere Zehenbox (11,6 Millimeter). Das sind Attribute, die für mich gut funktionieren. Deshalb konzentriere ich mich auf den R1. Einen Schuh, den ich bei einem 36-Kilometer-Lauf, bei Erholungsläufen, bei einem 10-Kilometer-Tempo-Run und Intervall-Trainings getragen habe – und gar nicht mehr ausziehen möchte.
Guter erster Eindruck
Der R1 wirkt solide verarbeitet und ist mit 215 Gramm (Damengrösse 40) schön leicht. In seinem unberührten Weiss wirkt er edel, aber dennoch hätte ich mir eine etwas dunklere, kräftigere Farbe gewünscht. Denn nach ein paar Läufen im Regen und auf Feldwegen wich das Blütenweiss einem Beige-Braun. Richtig sauber habe ich ihn nicht mehr bekommen.

Quelle: Mount to Coast
Die Dämpfung ist mit 35 Millimetern an der Ferse und 27 Millimetern am Vorfuss für meinen Geschmack üppig, aber bei langen Distanzen schützt ein dickeres Polster den Fuss und sorgt dafür, dass er nicht so schnell ermüdet. Schliesslich ist der Schuh ja für Ultraläufe gemacht.
Die Sprengung (also der Höhenunterschied zwischen Ferse und Vorfuss, auch Drop genannt) ist mit 8 Millimetern für meine Füsse und meinen Laufstil am oberen Limit. Ich bevorzuge Schuhe von 0 bis maximal 6 Millimetern Sprengung. Tatsächlich hatte ich beim längsten Test-Lauf leichte Beschwerden im Vorfuss. Nicht schlimm, aber unangenehm genug, dass ich hoffe, die künftigen Trailrunning-Schuhe von Mount to Coast werden weniger Drop aufweisen.
Durchdachtes Schnürsystem und luftiges Obermaterial
Was mir sofort ins Auge stach, war das zweiteilige Schnürsystem. Der untere Teil beginnt am Vorfuss und geht bis zum Mittelfuss. Hier hat Mount to Coast ein Schnellspannsystem angebracht. Damit kannst du die Passform optimieren und schnell verändern, wenn dein Fuss bei langen Läufen anschwillt. Mit den traditionellen Schnürsenkeln im oberen Teil kannst du den Halt unterhalb des Knöchels anpassen.

Quelle: Mount to Coast
Ich finde das System genial, weil ich durch einen hohen Spann und einen breiten Vorfuss oft Schwierigkeiten habe, perfekt passende Schuhe zu finden. Der an der ISPO prämierte Trailrunning-Schuh soll ebenfalls über dieses System verfügen.
Das Obermaterial aus recyceltem Polyester fühlt sich leicht und dehnbar an. Das Material ist schnelltrocknend und lässt genug Luft durch, dass die Füsse nicht schwitzig werden.
Das Herzstück, die Zwischensohle
Bei der Zwischensohle setzt Mount to Coast auf leichten Schaumstoff, der zwar etwas, aber nicht übermässig, federt. Mir gefällt, dass der Schuh nicht zu bouncy ist. Er fühlt sich dadurch stabil, aber weder zu schwammig noch zu hart an. Ausserdem hatte ich bei zu weichen Schuhen in der Vergangenheit das Problem, dass sie auch schnell durchgelaufen waren. Und genau das will Mount to Coast ja vermeiden.

Quelle: Siri Schubert
Erreicht wird die Mischung aus Leichtigkeit, Dämpfung und Stabilität einerseits durch den mit Stickstoff versetzen Schaumstoff und andererseits durch einen speziellen ZeroSag-Einsatz. «Wir haben ZeroSag in Zusammenarbeit mit BASF entwickelt, das durch die Federungssysteme von Rennwagen inspiriert wurde», sagt Brand Specialist Ben. Und auch wenn ich mich nicht wie einen Rennwagen durch die Gegend sprinten sehe, schätze ich den etwas festeren Einsatz im Fersenbereich und Vorfuss.
Bei meinen Läufen funktionierte die Mischung aus Dämpfung und Stabilität sehr gut. Zu keiner Zeit hatte ich das Marshmallow-Gefühl, bei dem der Fuss wie in ein weiches Kissen einsinkt. Stattdessen fühlte sich der Schuh selbst auf den letzten Kilometern des 36-Kilometer-Laufs noch dynamisch und reaktionsfreudig an.
Fazit: Ein solider Trainings- und Wettkampfschuh für die Strasse
Nicht nur beim langsamen, langen Joggen zeigte der Schuh seine Stärke. Er bewährte sich auch bei schnelleren Einheiten wie beim Tempolauf oder bei Intervallen. Natürlich ist er mit einem Superschuh nicht zu vergleichen, aber als soliden Trainingsschuh und Schuh für Halb- und ganze Marathons kann ich ihn empfehlen.

Quelle: Siri Schubert
Ich bin im R1 hauptsächlich auf Feldwegen und geteerten Wegen gelaufen. Hier ist der Grip auch bei Nässe gut, allerdings wird die Sohle des R1 bei Regen laut. Wenn dich das stört, kannst du auf den R1R zurückgreifen, dessen Aussensohle aus einer anderen, leiseren Gummimischung besteht.
Nach den Kilometern im R1 bin ich gespannt auf den ISPO-prämierten Trailrunning-Schuh, den T1. Denn für rutschige Pfade mit Steinen, Wurzeln und Matsch ist der Road-Racing-Schuh R1 ganz klar nicht gemacht.
Wir haben die Schuhe des Newcomers Mount to Coast derzeit nicht im Sortiment, werden aber natürlich darüber berichten, sobald sich das ändert.
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Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.