Keycap Kevin: Aller guten Dinge sind zwei – meine erste Cerakote-Tastatur ist beschichtet
Ich hab’s geschafft. Bei meinem zweiten Versuch gelingt es mir, meine Tastatur mit einer keramischen Beschichtung zu verschönern. Ich verrate dir, was ich anders gemacht habe und zeige dir mein Ergebnis.
Nervös schaue ich mir meine wackelige Konstruktion an. Die besteht aus einem günstigen billigen Kleiderständer, zwei Drähten und meiner Tastatur. Letztere will ich mit einer keramischen Beschichtung namens Cerakote verschönern.
Die Installation steht bei mir zu Hause im Garten. Bei meinem ersten gescheiterten Cerakote-Versuch bin ich aufgrund des garstigen Aprils in die Garage meines Vaters geflohen bin. Der Wonnemonat Mai macht seinem Spitznamen bisher alle Ehre. Bei meinem zweiten Versuch ist – abgesehen vom Wetter – gar nicht mal so viel anders als bei meinem ersten.
Das mache ich anders
In der Hand halte ich meine Druckluft-Farbspritzpistole. Der Kompressor surrt und vermischt sich mit den Gesängen der Vögel zu einer Kakofonie, die mein Unbehagen verstärkt. Nervös bin ich, weil ich unbedingt will, dass es dieses Mal klappt. Nach meinem gescheiterten Versuch musste ich die Beschichtung erst durch eine intensive Sandstrahl-Session entfernen. Davon habe ich erstmal genug. Ich will jetzt ein Ergebnis – und zwar ein gutes.
Im Vorfeld informiere ich mich deshalb genauer zu meiner Farbspritzpistole. Die hatte ich in meinem Cerakote-Starter-Set drin, das ich mir im offiziellen Shop besorgt habe. Schnell finde ich heraus, dass es sich dabei um ein äusserst günstiges Modell handelt, das von verschiedenen Herstellern unter diversen Namen vertrieben wird. Das von Cerakote als «vom Cerakote Trainer zugelassene HVLP-Spritzpistole der Mittelklasse» Modell entpuppt sich als Mogelpackung. Youtuber Martin «ETOE» Grey nimmt die 12-Euro-Pistole in einem Video auseinander – nicht nur sprichwörtlich, sondern auch buchstäblich– und nimmt ein paar Anpassungen vor. Ich folge seinen Anweisungen und mache es ihm gleich. Die Pistole ist laut Martin zwar immer noch nicht gut, sollte ihren Zweck aber erfüllen.
Bevor ich beginne, teste ich auf einem Stück Karton, ob die Einstellungen meiner Pistole korrekt sind. Das habe ich beim letzten Mal zwar auch getan, aber wohl zu wenig gut. Ich habe damals zu viel Cerakote aufgetragen.
Dieses Mal scheine ich die richtigen Einstellungen gefunden zu haben – zumindest in meinen Laien-Augen. Ich mache mich an die Arbeit.
Es ist erstaunlich, wie viel Zeit ich in die Vorbereitung stecke im Vergleich dazu, wie lange das Sprühen dauert. Nach etwas mehr als einer Minute bin ich fertig. Die Vorbereitung mit Aufstellen, Sandstrahlen und so weiter hat etwa zwei Stunden gedauert. Genauso lange muss die Tastatur jetzt in den Ofen, Cerakote härtet erst bei Hitze aus.
So gefällt mir das
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ich finde, meine Tastatur sieht verdammt gut aus mit dem neuen Anstrich.
Wenn du genauer hinschaust, fragst du dich bestimmt, wieso ich den Unterteil der Tastatur nicht gesprüht habe. Die Antwort ist einfach: Ich mag einen deutlichen Farbunterschied zwischen Ober- und Unterteil. Es ist also nicht Faulheit – zumindest nicht nur.
War’s das jetzt wert?
Ausgangspunkt meines Cerakote-Abenteuers war die Frage, ob ich das auch zu Hause machen kann. Die Antwort ist klar: ja. Es ist aber nicht so einfach und vor allem günstig, wie ich mir das vorgestellt habe. Der Aufwand mit dem Vorbereiten des Werkstücks und Bereitstellen der ganzen Ausrüstung ist relativ gross. Das schlägt sich auch in den Kosten nieder.
Nachfolgend liste ich dir alles auf, was ich mir besorgen musste. Dinge, die ich bereits hatte, wie den Kompressor, nehme ich ebenfalls in die Liste auf.
Material | Kosten (in Franken und 1:1 umgerechnet in Euro) |
---|---|
Cerakote Starter-Kit | 285 (inklusive Versand und Zollgebühren) |
Ofen | 100 |
Kompressor | 180 |
Sandstrahlkabine | 250 |
Gratinform | 15 |
Kleiderständer | 20 |
Schutzutensilien (Maske, Brille und Handschuhe) | 50 |
Aceton | 25 |
Total | 925 |
Sehr wahrscheinlich habe ich in dieser Auflistung noch etwas vergessen. Deshalb rechne ich mit rund 1000 Franken / Euro für den Einstieg ins Cerakote-Spritzen. Es stellt sich die Frage: Ist es das wert?
Steckst du ähnlich tief wie ich im Custom Keyboard Rabbit Hole, ist die Antwort einfach: ja klar! Auch wenn du dich für eine Beschichtungsmethode interessierst, die ordentlich was aushält, dürfte sich die Investition rechnen. Zumal du vielleicht bereits die eine oder andere der benötigten Komponenten zu Hause hast.
Meine Cerakote-Reise endet hier nicht etwa, sondern fängt erst an. Ich werde bestimmt noch einige Tastaturen mit dieser Beschichtung verschönern – dann aber mit einer guten Farbspritzpistole.
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.