Keycap Kevin: Der Klang mechanischer Tastaturen – Folge 4
Du magst mechanische Tastaturen und deren Sound? Dann darf ich deinen Ohren im vierten Teil dieser Mini-Serie mit vier Keyboards in unterschiedlichen Formfaktoren schmeicheln.
Alice, 65, 70 und 75 Prozent. In der vierten Ausgabe «Der Klang mechanischer Tastaturen» lernst du vier meiner Tastaturen in verschiedenen Formfaktoren kennen.
Ergo
Die Ergo von Neo ist meine zweite Tastatur im Alice-Stil und das neueste Mitglied meiner Tastatursammlung. Mit der ersten wurde ich nicht warm – es war eine günstige, die ich mir während dem ersten Lockdown gekauft habe. Die Ergo gefällt mir deutlich besser – optisch und zum Tippen. Das liegt auch daran, dass es sich um ein sogenanntes «Tented Alice Keyboard» handelt. Dabei sind die beiden Seiten in die Mitte des Keyboards gegen oben geneigt, wodurch meine Handgelenke nicht flach auf der Tastatur aufliegen. Das soll besser für sie sein. Hier die Specs meiner Neo Ergo:
- Switches: SWK Ripple (linear)
- Keycaps: Osume Tsukimi (PBT-Kunststoff)
- Material Deckplatte: keine
- Dämmungsmaterial: keins
So hört sich die Tastatur an:
Obschon die Ergo optisch hervorsticht, ist ihr Aufbau ein klassischer Gasket Mount. Dabei werden an der Platine Gaskets – Dichtungsgummis – befestigt und die Platine an diesen zwischen den oberen und unteren Teil der Tastatur geklemmt. Das sorgt bei der Ergo einerseits für ein weiches Tippgefühl, sie gibt beim Tippen nach. Zum anderen ist die Platine dadurch von dem Gehäuse isoliert, was sich auf die Akustik auswirkt. Bei solchen Tastaturen soll der Klang der Switches und Keycaps hervorstechen und nicht jener des Gehäuses.
Envoy
Einen anderen Weg bei der Befestigung der Platine geht Hersteller Mode mit der Envoy. Beim sogenannten Lattice Block Mount werden Blöcke aus 3D-gedrucktem Material auf dem Boden der Tastatur angebracht. Die Platine mitsamt Deckplatte wird dann auf diese gelegt. Mit zwei Schrauben wird sichergestellt, dass sie nicht aus dem Gehäuse fallen, nach unten können sie sich aber noch bewegen. Das Gehäuse besteht nur aus einem Teil – die meisten Tastaturen haben einen Unter- und Oberteil. Das Tippgefühl ist dabei ähnlich wie beim Gasket Mount. Falls dich der Aufbau und die Tastatur interessieren, findest du hier mehr Infos. Hier die Specs meiner Envoy:
- Switches: JWK Autumn Rain Switches (linearl)
- Keycaps: GMK Mudbeam (ABS-Kunststoff)
- Material Deckplatte: POM
- Dämmungsmaterial: keins
So hört sich die Tastatur an:
Die Envoy ist mittlerweile meine einzige Custom-Tastatur aus Kunststoff, genauer: CNC-gefrästem Polycarbonat. Mit 950 Gramm ist sie im Vergleich zu meinen Tastaturen aus Metall leicht, weshalb sie meine Tastatur für unterwegs ist. Obwohl ich eigentlich nicht auf RGB-LEDs stehe, habe ich die Beleuchtung bei der Envoy stets aktiviert. So kann ich die Tastatur farblich dem Keycap-Set anpassen. Was ich eigentlich tun müsste, im Video ist noch die auf ein anderes Set angepasste Beleuchtung aktiv.
XOX70
Ein anderes Kaliber vom Gewicht her ist meine XOX70 von Thocc Supply. Die bringt 1660 Gramm auf die Waage. Das hohe Gewicht kommt nicht nur durch das Aluminium-Gehäuse, sondern auch durch die zwei internen Messing-Gewichte zustande. Dass Tastaturen Gewichte verbaut haben, ist nichts Neues. Auch meine Envoy und die Ergo haben Gewichte drin. Die werden nicht nur für die Ästhetik, sondern auch für die Akustik verbaut. Die internen Messingteile bei der XOX70 sollen den Hall beim Tippen dämmen. Neben dem 70-Prozent-Formfaktor ist an der Tastatur speziell, dass ich sie selbst Hot Swap fähig gemacht habe. Beim Aufbau setzt das Keyboard auf den Gasket Mount. Hier die Specs meiner XOX70:
- Switches: Gateron Irene (linear)
- Keycaps: GMK Tuzi (ABS-Kunststoff)
- Material Deckplatte: keine
- Dämmungsmaterial: keins
So hört sich die Tastatur an:
An der XOX70 gefallen mir mehrere Dinge. Ich bin seit etwa anderthalb Jahren Fan des 70-Prozent-Formfaktors, weil es mir lange, schmale Tastaturen angetan haben. Dass der Ober- und Unterteil nicht dieselbe Farbe haben, finde ich zudem ein nettes Designelement. Das runde Hinterteil ist ein toller Eyecatcher und der gefräste Schriftzug auf der Unterseite einfach nur schick.
Zoom75
Auch die Zoom75 hat eine anziehende Kehrseite – vor allem für Fingerabdrücke. Die besteht nämlich aus Glas und das Gewicht ist PVD-beschichtet. Dennoch finde ich, dass das Teil einfach geil aussieht. Auch der Screen oben rechts, auf dem ich mir die Zeit, den Systemstatus oder ein GIF anzeigen lassen kann, ist ein Eyecatcher. Die Keycaps inklusive der geteilten Leertaste tun ihr Übriges. Leider ist die Community von meiner Zoom75 weniger überzeugt als ich. Mit Kollegin Michelle habe ich mir ein Duell geliefert: Welche Tastatur ist schöner? Mit 58 Prozent Zustimmung für ihre Tastatur habe ich eine herbe Niederlage eingefahren. Aber die Tastatur muss ja mir gefallen, was sie tut. Hier die Specs meiner Zoom75:
- Switches: Kinetic Labs Hippo (linear)
- Keycaps: GMK Symbiote (ABS-Kunststoff)
- Material Deckplatte: POM
- Dämmungsmaterial: Plate und Case Foam
So hört sich die Tastatur an:
Im Gegensatz zu den anderen Tastaturen ist meine Zoom75 dank des vielen Dämmmaterials leise. Ich verwende sie deshalb häufig, wenn die Familie bereits im Bett liegt oder am frühen Morgen, damit ich niemanden mit meinem Tippen nerve. Beim Aufbau setzt die Tastatur ebenfalls auf Gasket Mount.
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.