Knopfbatterien: Wenn das Kinderspielzeug zur Lebensgefahr wird
In den USA hat ein Auto-Kindersitz Feuer gefangen. Auslöser war ein Spielzeug mit Knopfbatterie. Fachleute warnen schon lange vor der grossen Gefahr der kleinen Knöpfe. Wieso sie zum Problem werden können und Tipps für den Notfall.
Eindrückliche Bilder eines stark verkohlten Auto-Kindersitzes machten vergangene Woche in Medien weltweit die Runde. Genau das sollten sie auch: Die Feuerwehr von Burke County in den USA hatte sie auf Facebook veröffentlicht, um auf die Gefahren von Knopfbatterien aufmerksam zu machen. Der Beitrag wurde inzwischen tausendfach geteilt.
Das George Hildebran Fire & Rescue Department geht davon aus, dass eine Knopfbatterie mit Lithium das Feuer verursacht hat. Diese hatte sich ausgerechnet in einem Kinderbuch unter dem Autositz befunden. Die Kinder seien zum Zeitpunkt des Brandes glücklicherweise nicht im Auto gewesen, hiess es.
Ob tatsächlich ein Kinderbuch verantwortlich für den Unfall war und falls ja, welches, ist noch Gegenstand der Ermittlungen. Der Verlag von «JJ’s Potty Time», dessen Überreste unter dem Kindersitz gefunden wurde, hat inzwischen in einem Statement darauf hingewiesen, keine Lithiumbatterien zu verwenden, sondern Alkalibatterien. Allerdings können auch diese unter gewissen Umständen zur Gefahr werden.
Verschluckt und verheerend
Fest steht: In zahlreichen elektronischen Kinderspielsachen stecken die kompakten, flachen Knopfbatterien. Und Kinderärzte warnen seit Langem vor ihnen. Nicht wegen ihrer Entflammbarkeit, sondern weil sie leicht von Kindern verschluckt werden können.
Bei Batterien kann das lebensgefährlich werden, wenn sie in der Speiseröhre stecken bleiben oder im Magen landen. In Kontakt mit den feuchten Schleimhäuten und Gewebeflüssigkeiten kommt es zu einem Stromfluss und damit zu starken Verätzungen und Verbrennungen. Bereits wenige Minuten nach dem Verschlucken drohen verheerende Folgen mit bleibenden Schäden bis hin zum Tod.
Videos im Netz demonstrieren an Schinken oder Pouletfleisch die Wirkung von Knopfzellen in organischem Gewebe:
Die Gefahr lauert überall im Haushalt
Die Klappe des Batteriefachs an elektrischem Kinderspielzeug muss eigentlich mit einer Schraube gesichert sein. Das entspricht der Spielzeugverordnung und der Europäischen Norm EN 62115: Das Batteriefach von Kinderspielzeug mit Knopfzellen darf nur mit einem Werkzeug zugänglich sein.
Trotzdem gelangen immer wieder Knopfbatterien im Körper von Kleinkindern. Erstens halten sich nicht alle Hersteller an die Norm. Laut einem «Kassensturz»-Beitrag aus dem Jahr 2023 findet das Labor UL-Solutions in der Lombardei, das sich auf die Sicherheit von Kinderspielzeug spezialisiert hat, immer wieder Spielsachen, deren Knopfbatterie problemlos von Kindern entnommen werden kann.
Zweitens finden sich die kleinen Batterien nicht nur in Spielzeug, sondern ebenso in vielen Haushaltsgeräten und Alltagsgegenständen, zum Beispiel in Küchenwaagen, Taschenrechnern, Autoschlüsseln, LED-Teelichtern oder Glückwunschkarten. Und da sind sie oft nicht genügend vor Kinderhänden geschützt.
Quelle: Shutterstock/OMfotovideocontent
60 Vorfälle pro Jahr in der Schweiz
Um auf dieses Problem aufmerksam zu machen, formierten sich 2021 mehrere Schweizer Kinderärzte zu einer Arbeitsgruppe. «Von Spielzeug über Haushaltsgeräte bis LED-Kerzen kommen derzeit zahlreiche Produkte mit unsicheren Verschlüssen auf den Markt. Verschlüsse, die für Kinder leicht zu öffnen sind – oder aus denen die Batterien sogar von allein herausfallen können», hiess es in einer Mitteilung. Eine italienische Studie habe zudem gezeigt, dass es während des Corona-Lockdowns zu einem dramatischen Anstieg solcher Vorfälle gekommen sei. «Auch Kinderärzte aus anderen Ländern berichten von einer spürbaren Zunahme», schreibt die Arbeitsgruppe.
Laut Bundesamt für Statistik werden in der Schweiz pro Jahr rund 60 Vorfälle mit Knopfbatterien bei Kleinkindern registriert. Das entspricht einem Vorfall wöchentlich. Rund zwei Drittel davon betreffen Kinder unter sechs Jahren. Das Universitätsklinikum Bonn (UKB) schätzt: Etwa 60 Prozent der verschluckten Knopfbatterien werden von den Kindern direkt aus dem Gerät oder Spielzeug entnommen. 30 Prozent liegen lose im Haushalt herum und 8 Prozent stammen direkt aus der Batterieverpackung.
«Die Warnhinweise auf den Verpackungen sind leider völlig unzureichend und die Bevölkerung ist sich der Gefahr deswegen meist überhaupt nicht bewusst», sagt Carola Seidel, stellvertretende Leitung der Giftnotrufzentrale Bonn am UKB. Der «Kassensturz»-Beitrag legte eine weitere Problematik offen: Eltern wissen oft gar nicht, welche Geräte in ihrem Haushalt mit Knopfbatterien betrieben werden.
Quelle: Universitätsklinikum Bonn
Augen auf beim Kauf
Die Arbeitsgruppe Schweizer Kinderärzte rät, alle betroffenen Geräte auf ein gut gesichertes Batteriefach, das nur mit Schraubenzieher zu öffnen ist, zu überprüfen. Unzureichend gesicherte Verschlüsse sollten mit einem starken Klebeband abgeklebt werden. Insbesondere bei Spielsachen und anderen leicht zugänglichen Gegenständen. Gebrauchte Knopfbatterien müssen gut verschlossen und für Kinder unzugänglich aufbewahrt werden.
Eltern können bereits beim Spielzeugkauf auf eine entsprechende Sicherung des Batteriefachs achten. Und ebenso bei der Anschaffung der Batterien: Einige Verpackungen lassen sich zu leicht öffnen – auch von Kinderhänden. Viele Hersteller verkaufen inzwischen Knopfbatterien, die sich nur mit einer Schere aus der Verpackung entfernen lassen. Vereinzelte versehen ihre Knopfbatterien ausserdem mit einem bitter schmeckenden Belag, sodass die Kinder sie sofort wieder ausspeien.
Diese drei Produkte gehören zu den sicher verpackten Batterien, die wir im Sortiment haben. Die Duracell-Batterien weisen ausserdem den Bittergeschmack auf:
Renata CR2032 Lithium Batterie, Lithiumzelle CR2032, 3V
1 Stk., 225 mAh
Verschluckt ein Kind eine Batterie, ist das grundsätzlich immer eine Notfallsituation, bei der schnell gehandelt werden muss. Das Kind gehört sofort ins nächste Spital.
Auf dem Weg dorthin hilft Honig – ein Löffel im Zehnminutentakt. Er schafft eine schützende Barriere zwischen dem Gewebe der Speiseröhre und der Batterie, wie ein amerikanisches Team aus Hals-, Nasen- und Ohrenspezialistinnen und -spezialisten am Kinderspital in Philadelphia nachweisen konnte. Den sichtbaren Unterschied siehst du im nachfolgenden Video.
Anna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.