LEGO Batmans Batmobil
42127, LEGO Technic
Das Batmobil von Lego Technic ist simpel konzipiert und perfekt, um es mit Kindern zu bauen. Alle Details sind genauso wie im Film, der Look des Autos aber gar nicht.
Es ist mattschwarz. Es ist mächtig. Es ist doppelt beleuchtet. Es ist das neue Lego Technic Batmobil, das dem Fahrzeug aus dem neuen Film «The Batman» mit Robert Pattinson in der Titelrolle entlehnt ist. Es ist das perfekte Bauprojekt mit deinem Nachwuchs. Egal, ob die Kinder etwas zu jung für den ab 12 Jahren freigegebenen Film sind, einem Muscle Car kann keiner so recht widerstehen.
Nach dem Bau kommt die Ernüchterung. Es ist wenig komplex, daher perfekt für Kinder auch unter der «10+» Altersempfehlung Legos. Oder besser: Es wäre perfekt. Wenn da nicht ein Detail wäre. Das Batmobil gleicht seinem Film-Pendant überhaupt nicht.
Daher: Ein Review nach fünf Stunden Bauzeit.
Die Bauzeit ist angenehm kurz. Von «Ich mach das jetzt» zu «Ich fahr mit dem Batmobil auf dem Esstisch herum und mache Brumm-Brumm-Geräusche» vergehen nur knapp über fünf Stunden im Alleingang. Mit Kinderhilfe musst du wahrscheinlich wesentlich mehr Zeit einplanen, aber selbst dann dürfte es zügig vorwärtsgehen. Einzig das Differenzialgetriebe der Hinterachse im ersten Drittel der Bauphase ist etwas mühsam. Es ist fummelig, und ich sehe auch nach einigen Metern Fahrt mit dem Muscle Car nicht, weshalb es die Fummelei gebraucht hat. Klar, es ist fast schon ein Kriterium für die Aufnahme eines Bausatzes in die Lego-Technic-Welt, dass da ein Differenzial ist, aber gerade bei alten Muscle Cars ist das nicht wirklich angebracht. Da waren starre Achsen noch lange gang und gäbe. Aber egal, Batman hat das Differenzial in der Batcave wahrscheinlich selbst zusammengeschraubtelt. Und Lego kann dafür behaupten, dass da eine weitere Funktion im Bausatz verbaut ist.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass das Batmobil nicht besonders komplex ist. Es folgt dem Schema F der Lego-Fahrzeuge:
Den Achtzylindermotor hinten im Auto kann ich nach den gebauten Motoren im Ford F-150 Raptor, dem Ford Mustang, dem Dodge Charger und dem Jeep Wrangler mittlerweile blind bauen. Die funktionieren alle gleich. Einziger Unterschied: Der Motor des Batmobils ist transparent. Der Rest ist auch nichts Besonderes.
Wo sind die Finessen der Ingenieurskunst, die ich sonst so gerne sehe? Die Dinge, die mich sagen lassen «Wow, da hat sich jemand aber was überlegt»? Generell: Ich vermisse die Arbeit Mike Psiakis, Lego Chefdesigner, der am Batmobil wohl nicht mitgewirkt hat, angenommen, sein von ihm persönlich gepflegtes Profil auf Brickset ist aktuell. Wenn Mike mitgewirkt hätte, dann wäre das Modell wesentlich kreativer und verspielter ausgefallen. Ein Beispiel: Am Ecto-1 der Ghostbusters hat er grau bemalte Fässer aus der Piratenwelt als Elemente für die Stossstange des weissen Autos gebraucht. Und der Kühlergrill besteht aus Rollschuhen.
Doch genau diese Einfachheit ist es, die Batmans schwarzes Auto zu einem perfekten Bauprojekt mit den Kindern macht. Egal ob Bub oder Mädchen, der Spass ist garantiert. Wenn du das ohne Kind machst, als Erwachsener, dann erwarten dich fünf Stunden Entspannung, denn das stete gleichmässige Vorwärtskommen hat etwas Meditatives.
Nach den fünf Stunden hast du ein Auto vor dir, das einzigartig aussieht. Es ist zwar grobschlächtig, aber nicht ohne nette Details. Da sind die Radkappen der Reifen, die sich im Film selbst wieder aufblasen. Da ist der Schalthebel, der das Licht vorne unter der Haube einschaltet. Wenn du auf das Steuerzahnrad auf dem Dach drückst, dann leuchtet der transparente V8-Motor auf. Die plastifizierten Flammen, die hinten aus der Turbine schiessen, drehen sich.
Nice.
Funktionsmässig ist das Batmobil bescheiden. Die drehenden Flammen hinten sind das Highlight. Sonst sind da Lenkung, eine Motorhaube, die sich öffnet, Türen, die sich öffnen und die Zylinder, die sich auf und ab bewegen. Ist okay, aber jetzt sicher nichts Weltbewegendes. Zum Vergleich: Der Ford F-150 hat eine wunderbare Federung, der Ecto-1 der Ghostbusters einen Gunner-Seat, der sich ausklappen lässt. Irgendetwas in die Richtung hätte ich gerne gesehen, denn Batmans Auto ist aus Comics und Filmen berühmt dafür, praktisch jedes Gadget der Welt verbaut zu haben. Zugegeben, im Film ist das Batmobil auch nur ein Auto, das fährt und einen Düsenantrieb hat, aber ich habe das Modell gebaut bevor ich den Film gesehen habe, und so habe ich die bescheidenen Funktionen des Gefährts mit einem Schulterzucken quittiert.
Das fertige Batmobil sieht mächtig aus. Es ist ein Muscle Car, bullig, stark. Die fetten Hinterreifen, die breite Stossstange, der offene Motor hinten … Wow. Dazu ist das Batmobil stabil. Ich bin mir bewusst, dass das jetzt nicht der alltäglichste Nutzen eines Lego-Modells ist, aber den Transport im Kofferraum eines Dodge Challenger ohne irgendwelche weiteren Sicherheitsvorkehrungen übersteht es wunderbar. Sprich: Wenn du das Batmobil mit deinen Kindern baust, dann haben die nachher ein tolles Spielzeug, das nicht sofort auseinanderfällt.
Besonders clever gelöst ist die Beleuchtung des hinteren Motors. Die Zylinder sind aus transparentem Plastik mit einem Light-Brick darunter, der rot aufleuchtet. Dieser Light-Brick wird mit Druck auf die Lenkung auf dem Dach des Batmobils eingeschaltet. Sprich, wenn du mit dem Batmobil rumfährst, dann ist ziemlich sicher, dass der hintere Motor aufleuchtet.
Die einzigen Details, die mir nicht besonders gefallen, sind die Flammen überall. Sowohl vorne auf der Motorhaube wie auch hinten beim V8-Motor und natürlich beim Düsentriebwerk sind blaue Flammen angebracht. Die geben dem Fahrzeug etwas Kitschiges und fast Zeichentrickfilmartiges. Das ist zwar für Batman allgemein nicht so dramatisch, aber für «The Batman» unpassend. Der Film zeigt einen sehr bodenständigen Batman, verzichtet auf Cartoonisches und Übertreibungen. Lustig ist aber, dass ich mit dieser Ansicht ziemlich alleine dastehe. Praktisch alle, denen ich das Modell gezeigt habe, mochten die Flammen.
So schön und bullig das Modell ist, es hat nicht besonders viel mit dem Auto im Film gemeinsam. Das liegt nicht zwingend daran, dass die Lego-Ingenieure geschlampt haben, sondern daran, dass das aktuelle Batmobil sich vor allem durch geschwungene Formen auszeichnet.
Lego dagegen ist eckig. Das hat den Modellbauern Legos einiges abverlangt. Sie haben gute Arbeit geleistet, sind so nahe ans Batmobil gekommen wie möglich. Doch sie mussten Kompromisse eingehen. Die Kotflügel bestehen vorne wie hinten aus dem Bauteil «Panel Curved 18944/28923», was den Look des Modells hinten und vorne identisch macht. Das ist beim echten Batmobil aus dem Film nicht so. Dort sind die hinteren Kotflügel höher gezogen, fast schon wie bei einem klassischen Muscle Car. Generell, wenn wir bei den Muscle Cars bleiben, das Batmobil im Film sieht aus wie ein Dodge Challenger oder Charger wohingegen das Batmobil aus Lego eher einem Chevrolet Camaro gleicht.
Die Motorhaube ist auch recht verkorkst und gleicht der aus dem Film nicht. Aber da bin ich gnädig in meinem Urteil, denn unter der Motorhaube ist ein Light-Brick, der den Motorraum orange ausleuchtet. Wenn dieses Licht nicht nach aussen dringen würde, wäre das schade.
Trotz all der Abweichungen vom Original ist das Lego-Gefährt klar ein Batmobil. Es ist nicht das Batmobil aus dem Film, sondern davon inspiriert. Es hat die wichtigen Elemente übernommen, nicht aber die Gesamtform. Das ist seltsam. Aber Ehre wem Ehre gebührt: Die Designer Legos haben verstanden, was das Auto aus «The Batman» ausmacht, wichtige Elemente remixt und neu interpretiert. Sie haben ein Gefährt geschaffen, das im Film vorkommen könnte, auch wenn Robert Pattinsons dunkler Rächer im Film ein ganz anderes Auto fährt.
Es ist klar, was Lego mit dem Batmobil erreichen wollte: ein Modell, das jeder möglichst unangestrengt bauen kann. Das ist gelungen. Setz dich mit den Kindern hin, schwarze Teile auf den Tisch, und dann klappt das.
Wenn du als erwachsener Lego- und/oder Batman-Fan das Fahrzeug des dunklen Rächers bauen und dich darin verlieren willst, dann gelingt das nur so halb. Das Set hat es nicht geschafft, in mir das Kind im Manne anzusprechen. Das liegt zum einen an der fehlenden Komplexität und Finesse des Modells. Zum anderen daran, dass die Bauanleitung so nüchtern gehalten ist wie möglich. Es wäre die perfekte Gelegenheit gewesen, Legonauten mehr Informationen zum Batmobil zu geben. Hätte es Lego und/oder DC umgebracht, ein paar Bilder und Informationen in die Bauanleitung zu packen?
Trotz alledem: Ich hatte mit dem Batmobil fünf Stunden Meditation. Ich bin am Tisch gesessen, habe Teile zusammengesteckt, meine Gedanken sind abgeschweift und am Ende habe ich ein toll aussehendes Modell vor mir stehen.
Mir bleibt nur eine Frage: Was genau ist das Batmobil?
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.