LEGO Ghostbusters ECTO-1
10274, LEGO Icons, LEGO Seltene Sets
Lego hat mit dem Ecto-1, dem Auto der Ghostbusters, ein legendäres Filmauto im Sortiment. Stellt sich die Frage: Ist das Set eher «Ghostbusters: Afterlife» oder eher «Ghostbusters 2016»?
Der Ecto-1 ist eines der coolsten Fahrzeuge, das je über die Bildschirme und Kinoleinwände dieser Welt geflimmert ist. Weiss, mit roten Finnen hinten und einer Sirene, wie sie sonst niemand hat. Das Fahrzeug hat Geschichte geschrieben. Eine Geschichte, die noch lange nicht vorbei ist. Denn ab dem 18. November 2021 klemmt sich in «Ghostbusters: Afterlife» Schauspieler Finn Wolfhard als Trevor hinter das Steuer des Autos und jagt nach Geistern.
Daher kann ich mir keinen besseren Tag vorstellen, um den Ecto-1 zu bauen. Das Set mit der Nummer 10274 ist zwar schon ein Jahr alt, aber hey, wir bekommen heute einen neuen Ghostbusters-Film.
Eins vorneweg. Leider hat die Zeit nicht gereicht, das Extra aus dem Hause Light My Bricks zu kaufen. Das ist schon mal sehr schade, weil du mit den Lichtlein nicht nur die Blinklichter des Ecto-1 nachrüstest, sondern ihm auch die ikonische Sirene verpasst.
Na dann, let's do this. Am Ende sollte dann etwas entstehen, das dem Fahrzeug hier am meisten gleicht. Der nächste filmechte Ecto-1 ist etwa 500 Kilometer weit entfernt. Aber die Schweizer Geisterjäger haben die Idee des Ectomobiles aufgenommen. Vergleichen wir also nicht das Auto mit dem Modell, sondern das Modell mit dem Auto.
Bevor der erste Schritt in der Bauanleitung kommt, wird dir erklärt, was der Ecto-1 denn ist und wer ihn designt hat. Das ist an sich sehr cool. Lego-Designer Mike Psiaki darf im Ghostbusters Overall posieren und erklärt, dass er hat improvisieren müssen. Die Leiter an der Seite des Autos bestehe aus zwei Fensterrahmen. Das gefällt.
Was weniger gefällt: Das Auto wird in der Bauanleitung wiederholt «Ectomobil» genannt. Das ist nicht zwingend falsch, aber wir müssen da tief in die Geschichte des Autos auf der Leinwand blicken. Im Film nennen die Ghostbusters das Auto wiederholt «Ecto-1», also «Ecto One». In einem frühen Drehbuch aber heisst das Auto «Ectomobile», ist schwarz und hat magische Fähigkeiten wie das Bluesmobile aus «Blues Brothers». Einzig der Song «Cleanin' up the Town» von den Bus Boys auf dem offiziellen Soundtrack nennt das Auto «Ectomobile». Im folgenden Video ist das bei Minute 1:10 zu hören.
Mit diesem Wissen können wir uns in die 312 Seiten lange Bauanleitung stürzen.
Der Lego Ecto-1 ist gross. Sehr gross. Die Bauanleitung ist 312 Seiten lang und umfasst 608 Schritte. Wenn ich zu Beginn des Baus den ersten Film angefangen hätte und mich dann chronologisch durch Ghostbusters-Medien geschaut hätte, dann hätte ich Ghostbusters aus dem Jahre 1984 gesehen, das Sequel und 17 Folgen der Zeichentrickserie «The Real Ghostbusters». Ich hätte die Titelmelodie «Who you gonna call?] von Ray Parker Jr. total 19 Mal gehört. Ghostbusters 2016 überspringe ich, weil ich tu gerne so, als ob es den Film nie gegeben hat.
Schnell fällt mir während des Baus, der total 10 Stunden und 26 Sekunden gedauert hat, etwas auf: Ich beeile mich. Das liegt nicht am Zeitdruck, sondern daran, dass ich eigentlich keine Lust habe, mehr Zeit als notwendig mit der Bauanleitung zu verbringen. Denn diese zeigt, dass die Gestalter der Bauanleitung wohl nie die Geschichte des Ecto-1 gelesen haben. Der schwarze Ecto-1 im frühen Drehbuch wurde nämlich zum weissen Vehikel, das wir kennen, da viel des Filmes im Dunkeln hätte stattfinden sollen. Und ein schwarzes Auto vor schwarzem Hintergrund macht sich nicht gut.
Warum ist dann die Bauanleitung schwarz auf schwarz mit dünnem grünen Rahmen, wo die Teile angebracht werden müssen? Warum tut uns Lego das an? In der digitalen Version der Anleitung sieht dieselbe Seite okay aus.
Aus diesem Grund beeile ich mich mit dem Bau. Die Entspannung, die ich beim Lego-Bau suche, ist nicht da. Auch die Neugierde, was ich denn gerade baue und wie das Teil mit anderen Teilen zusammenpassen wird, ist weg. Mich interessiert das nicht. Ich will einfach nur, dass die Chose vorbei ist, ich den Ecto-1 gebaut habe und am Ende dann hoffentlich damit spielen kann, wenn auch nur fünf Minuten lang.
Mike Psiaki und Co. haben offensichtlich viel Liebe zum Detail und Kreativität ins Set gesteckt. Der Ecto-1 ist der aus «Ghostbusters Afterlife», mit all den Features, die dem Fahrzeug nach den ersten zwei Filmen hinzugebaut wurden. Natürlich sind die im Auto verbaut, genau wie die Rost-Sticker, die klar sagen: Das ist nicht der Ecto-1 aus dem Jahre 1984.
Da das Set so detailliert und fein ist, fallen gerne Teile ab, wenn du zu fest mit dem Ecto-1 auf dem Tisch rumblochst. Die Antenne auf dem Dach, die Antenne vor dem rechten Rückspiegel und der Protonen-Pack auf dem Gunner Seat sind Elemente, die gerne auch ohne Provokation abfallen. Beim Protonen-Pack habe ich schon aufgegeben, ihn zu reparieren.
Der Ecto-1, ein Set aus dem Hause des Spielzeugherstellers Lego, ist kein Spielzeug.
Da fällt zu viel ab, zu viel ist wacklig, selbst wenn du während des Zusammenbaus merkst, dass Mike Psiaki sich jede erdenkliche Mühe gegeben hat, das Modell stabil zu bauen.
Aber dann sind da die Dinge, die mich das fertige Modell lieben lassen. Der Gunner Seat klappt aus wie in «Afterlife». Alle Schläuche und Antennen sind genau dort, wo sie im Film sind. Ich liebe es. Ich schaue mir den Ecto-1 an und wünsche mir, dass der Mechanismus, die fahrbare Falle aus dem Kofferraum via Klappe im Boden abzuwerfen, nicht verklemmt wäre. Ich wünsche mir, dass mein Modell des Ecto-1 ein Spielzeug ist. So wie er heute dasteht, ist es ein wunderschönes Modell, das zeigt, was Lego kann und was Mike Psiaki drauf hat.
Das Design ist oberste Oberklasse, aber verfehlt sein Ziel. Ecto-1 ist ein Eitelkeitsprojekt. Vielleicht auch ein Auswuchs einer Idee, die nur ganz Ambitionierte umsetzen konnten. Dafür liebe ich den Geisterjäger-Cadillac. Aber als Spielzeug? Danke, nein danke.
Der echte Ecto-1 aus dem Film ist ein Cadillac Miller-Meteor Sentinel aus dem Jahre 1959. Im ersten Ghostbusters-Film wird er schon als Schrotthaufen bezeichnet. Als das Gefährt mit Ach und Krach zum ersten Mal ins Hauptquartier der Geisterjäger rollt, ist klar: Bevor aus dem Cadillac ein Einsatzfahrzeug werden kann, müssen Stossdämpfer, Federung, Bremsen, Bremsscheiben, Innenverkleidung, Lenkung, Schaltung und das Heck repariert werden. Dazu noch neue Auspuffrohre und «ein bisschen Arbeit an der Elektrik».
Genau das haben sich die Swiss Ghostbusters zu Herzen genommen. Da der nächste Cadillac in Ecto-1-Version gut 400 Kilometer ennet der Schweizer Grenze ist, kurven die Schweizer Geisterjäger mit einem umgebauten Ford Taurus, einst ein Taxi, durch die Gegend. Im Innern hängen die Kabel von der Decke, die die Sirene und das Blaulicht antreiben, die Sitze sind durchgesessen. Das Ectomobile mit St. Galler Kontrollschild hat den Charme des Filmfahrzeugs.
Die Arbeit am Taurus ist noch im Gange. Das Einkaufskörbli, auf den das Blinklicht gesetzt ist, ist am Morgen vor dem Shooting mit dem Legomodell gelb besprüht worden. Die Kabel im Innenraum sollen dereinst auch mal schöner verlegt werden. Rote Akzente am Heck sollen folgen. Denn nur mit einem stilechten Einsatzfahrzeug können die Geisterjäger an Messen und Vorführungen eine gute Falle machen.
Das Logo unterscheidet sich auch klar, denn das Schweizer Chapter der Ghostbusters hat sein eigenes Logo. Genau wie die Ghostbusters Austria, die Spanish Ghostbusters und die Black Forest Ghostbusters nebst vielen anderen Geisterjägereinheiten rund um den Globus. Sie halten uns Gozer the Gozerian, Zuul und allerlei anderes Geistergesocks vom Hals. Und wie die Schweizer Geisterjäger Martin und Tran beweisen: Sie sorgen für Nachwuchs und damit dafür, dass wie in «Afterlife» die Geister auch nach der Rente der Eltern in Schach gehalten werden. Und vielleicht, wie auch die Jungspunde im Film, bekommen die Rookies der Schweizer Geisterjäger dereinst mal die Protonen-Packs der Eltern vererbt. Inklusive Disco-Modus, versteht sich.
Wenn Dave, Chef der Schweizer Geisterjäger, die Sirene auf dem Dach einschaltet, wird mir klar: Ohne das Add-on von «Light My Bricks» ist der Ecto-1 nur halb so cool. Denn die schnarrende Sirene der Geisterjäger ist so ikonisch, dass ein Ecto-1 ohne sie einfach nicht komplett ist. Ist das Add-on teuer? Freilich. Aber es ist für das komplette Set notwendig.
Da hat mein Lego-Modell, selbst wenn es zweifelsohne ein Cadillac ist, keine Chance. Mist.
Ich habe das grosse Glück, dass ich ein Fan der Geisterjäger bin. Und die Arbeit von Lego-Designer Mike Psiaki bewundere. Sonst hätte ich den Bettel nach zwei oder drei Stunden hingeschmissen. Die Bauanleitung ist zu unleserlich, das Resultat rechtfertigt den Aufwand nicht. Und wenn du den Aufwand auf dich nehmen willst, dann würde ich das – sollte ich das nochmal machen – nur mit Lichtern und Sirene von «Light My Bricks» tun.
Trotzdem: Ich liebe das fertige Modell in seiner Grösse, seiner Grobschlächtigkeit im Bau mit den originell eingesetzten Elementen – ein Markenzeichen Psiakis – die dann zu einem Set mit feinsten Details geführt haben.
Für Kinder ist der Ecto-1 nichts. Nicht zwingend, weil der Bau so kompliziert wäre, sondern weil der Frustfaktor mit der unterdurchschnittlich schlecht lesbaren Bauanleitung zu hoch ist.
Der Ecto-1 ist ein Vehikel, das nach dem Bau im Regal landet und nie mehr angefasst wird. Dort sieht der Chevy mit Schläuchen und Antennen super aus und beeindruckt jeden, der auch nur ansatzweise Ahnung von Lego und/oder den Geisterjägern hat.
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.