Hintergrund
Ausprobiert! Eine Woche ausreichend Wasser trinken
von Anna Sandner
Mineralstoffgehalt, Reinheit, Nachhaltigkeit: Diese Vor- und Nachteile haben Mineralwasser und Leitungswasser für deine Gesundheit und die Umwelt.
In der Schweiz und Deutschland haben wir das Glück, sowohl Zugang zu hochwertigem Leitungswasser als auch zu einer Vielzahl von Mineralwässern zu haben. Doch was ist wirklich gesünder und nachhaltiger?
Etwa 40 Prozent des Schweizer Leitungswassers wird aus Grundwasser gewonnen. Gespeist wird es durch Regen, Schneeschmelze, Gletscher und Sickerwasser, gespeichert in unterirdischen Hohlräumen. Weitere 40 Prozent stammen aus Quellen. Quellwasser findet sich vor allem im Alpenraum und im Jura. Es durchläuft natürliche Reinigungsprozesse, indem es über Schotter und Steine fließt und durch verschiedene Bodenschichten sickert.
In Deutschland macht der Anteil an Grund- und Quellwasser rund 70 Prozent des Leitungswassers aus. Der Rest wird aus Seen und Flüssen gewonnen. Bevor es in die Haushalte gelangt, wird das Grund- und Oberflächenwasser in Trinkwasser-Aufbereitungsanlagen gereinigt. Quellwasser hingegen muss in der Regel nicht behandelt werden.
Wichtig zu wissen: Die garantierte Qualität des Leitungswassers gilt in Deutschland nur bis zur Grundstücksgrenze. Ab dort liegt die Verantwortung für die Wasserqualität bei den Hausbesitzenden und hängt von den Rohren und Anschlüssen im Gebäude ab. Die Wasserversorger in der Schweiz sind für die Qualität des Trinkwassers bis zum Wasserzähler verantwortlich.
Mineralwasser wird aus natürlichen, meist tief gelegenen Quellen gewonnen. Dadurch ist es besser vor Umwelteinflüssen wie etwa Nitrat aus der Landwirtschaft oder Arzneimittelrückständen geschützt als Oberflächenwasser. Nach der Gewinnung wird das Wasser in Flaschen abgefüllt, bevor es in den Handel gelangt. Die Mineral- und Tafelwasser-Verordnung schreibt vor, dass Mineralwasser «vor Verunreinigungen geschützt» und «von ursprünglicher Reinheit» sein soll. Allerdings fehlen konkrete Kriterien zur Beurteilung, was bedeutet, dass die Qualität je nach Hersteller variieren kann.
Leitungswasser enthält verschiedene Mineralstoffe, die sich je nach Region unterscheiden können. Typisch sind zum Beispiel Kalzium, Magnesium und Natrium. Die Mengen sind jedoch geringer als in Mineralwasser. Zudem können im Leitungswasser Spuren von Pestiziden, Arzneimitteln und anderen Chemikalien vorkommen, die jedoch unter den gesetzlichen Grenzwerten liegen und dadurch gesundheitlich nicht bedenklich sind.
Mineralwasser zeichnet sich durch seinen natürlichen Gehalt an Mineralstoffen aus, der je nach Quelle stark variieren kann. Einige Mineralwässer enthalten hohe Mengen an Kalzium, Magnesium und anderen wichtigen Mineralien. Allerdings gibt es auch manche mit sehr niedrigen Mineralstoffgehalten. Zu beachten ist, dass viele Mineralwässer auch Natrium enthalten, ein Mineralstoff, den wir durch unsere Ernährung oft schon in ausreichenden Mengen zu uns nehmen.
Preisgünstig: Leitungswasser kostet durchschnittlich nur einen halben Cent pro Liter, während Mineralwasser im Supermarkt mindestens 13 Cent pro Liter kostet.
Umweltfreundlich: Da keine Verpackung und kein Transport nötig sind, ist die Klimabelastung durch Leitungswasser deutlich geringer.
Bequemlichkeit: Leitungswasser ist jederzeit und ohne Aufwand verfügbar – kein Kistenschleppen nötig.
Strenge Kontrollen: Die Trinkwasserverordnung in Deutschland und der Schweiz sorgt für regelmäßige und umfassende Qualitätskontrollen.
Regionale Unterschiede: Die Wasserqualität kann je nach Wohnort variieren, insbesondere in landwirtschaftlich genutzten Gebieten. Die gesetzlichen Vorgaben stellen aber allerorts sicher, dass keine gesundheitsschädlichen Mengen an Verunreinigungen enthalten sind.
Verunreinigungen: In Altbauten können alte Bleirohre das Wasser verunreinigen. Es empfiehlt sich, das Wasser vor dem Trinken einige Sekunden laufen zu lassen, oder die Schadstoffbelastung prüfen zu lassen.
Geringerer Mineralstoffgehalt: Leitungswasser enthält in der Regel weniger Mineralstoffe als Mineralwasser.
Keimbildung: Die Mischdüse am Wasserhahn kann eine Quelle für Keime sein. Du solltest sie regelmäßig reinigen, dann besteht keine Gefahr, dass sich dort Bakterien sammeln.
Hoher Mineralstoffgehalt: Einige Mineralwässer enthalten hohe Mengen an wichtigen Mineralstoffen wie Kalzium und Magnesium. Aber Vorsicht bei hohem Natriumgehalt.
Geschmack: Viele Menschen bevorzugen den Geschmack von Mineralwasser, insbesondere wenn es sprudelt. Wobei auch Leitungswasser mit Kohlensäure angereichert werden kann.
Weniger Umwelteinflüsse: Da Mineralwasser aus tiefen Quellen stammt, ist es oft besser vor Umwelteinflüssen geschützt.
Teurer: Es gibt eine große Preisspanne bei Mineralwasser. Aber selbst das günstigste ist um ein Vielfaches teurer als Leitungswasser.
Umweltbelastung: Die Produktion, Verpackung und der Transport von Mineralwasser verursachen eine höhere Klimabelastung.
Qualitätsschwankungen: Die Mineralstoffgehalte und die Reinheit können je nach Hersteller stark variieren. Zudem kann Mineralwasser in Plastikflaschen Schadstoffe aus dem Verpackungsmaterial aufnehmen, insbesondere wenn die Flaschen längerer Hitze oder Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Dadurch können potenziell gesundheitsschädliche Substanzen wie Mikroplastik ins Wasser gelangen.
Verdauungsbeschwerden: Bei manchen Menschen kann kohlensäurehaltiges Wasser zu Blähungen, Aufstoßen oder Sodbrennen führen. Besonders bei Personen mit empfindlichem Magen oder Neigung zu Reflux kann das unangenehm sein.
Es gibt keinen klaren Gewinner. Letztlich kannst du beruhigt sein, denn sowohl Leitungs- als auch Mineralwasser in Deutschland und der Schweiz sind sicher und von guter Qualität. Leitungswasser ist preisgünstig, umweltfreundlich und streng kontrolliert, kann jedoch je nach Wohnort unterschiedliche, nicht-gesundheitsschädliche Verunreinigungen aufweisen. Mineralwasser bietet oft höhere Mineralstoffgehalte und ist geschmacklich vielfältiger, belastet jedoch die Umwelt stärker und ist teurer. Entscheide dich einfach für die Variante, die am besten zu dir und deinem Lebensstil passt.
Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.