Apple iMac 2023
M3, 8 GB, 256 GB, SSD
Nach drei Jahren spendiert Apple dem iMac ein Update. Ich frage mich, wozu – die Verbesserungen sind müssig, die Schwachstellen bleiben.
Vor meinem Test bin ich sicher, dass ich mich in den neuen iMac verliebe. Sein Design finde ich bezaubernd. Die Idee, nur ein Gerät auf dem Tisch zu brauchen, klingt verführerisch. Und jetzt erhält er sogar als erster Mac den aufregenden M3-Chip in 3-Nanometer-Technologie! Was soll da schon schiefgehen?
Voller Vorfreude stelle ich zwei Varianten des All-in-One-Computers auf den Tisch: Weil mich vor allem die Basisversion interessiert, habe ich mir aus unserem Lager eine davon in Blau geholt. Mit 8-Core CPU, 8-Core GPU, 8 GB RAM und 256 GB SSD.
Apple hat mir zudem das pinke Top-Modell geschickt. Sein Vollfett-Chip hat 8 CPU-Cores, 10 GPU-Cores, 24 GB RAM und 2 TB SSD. Die Konfiguration gibt es bei uns im Shop noch nicht, bei Apple kostet sie stolze 2919 Franken oder 3235 Euro.
Der Test wird meine rosarote Brille in tausend Teile zerbrechen lassen.
Mit ein paar Handgriffen schäle ich die zwei Computer aus ihren Origami-Verpackungen. Mann, sind die dünn! Zwar wusste ich, dass das Gehäuse aussieht wie ein zu gross geratenes iPad. In Natura beeindruckt es mich trotzdem.
Apple verbaut das System on a Chip (SoC), den Lüfter und die Lautsprecher nicht hinter dem Display, sondern unterhalb. Das führt zu einem relativ grossen Kinn des Gehäuses. Mich stört es nicht. Zwiegespalten bin ich bei den weissen Displayrändern. Sie geben dem iMac einen helleren Look, fallen mir aber mehr auf, als wenn sie Schwarz wären.
Die Farben passen zum freundlichen Image, das der iMac verkörpert. Vorne und am Standfuss sind sie in Pastelltönen gehalten, hinten satt. Das beschichtete Aluminium sieht edel aus, besonders wenn sich Licht darin spiegelt. Mir gefällt sowohl das blaue Modell als auch das in «Rosé» ganz gut. Bei letzterem ist die Vorderseite zartrosa, die Hinterseite etwas zwischen Himbeer und Rot.
Neben der Farbe und den Materialien fallen mir weitere Details positiv auf: Das Anschlusskabel schnappt magnetisch in seine proprietäre runde Buchse. Der Widerstand ist höher als beim MagSafe-Anschluss des MacBook Pro, sodass du das Kabel wohl nie aus Versehen rausreisst. Es überträgt nicht nur Strom, sondern auch das LAN-Signal. Der Ethernetanschluss befindet sich nämlich im externen Stromadapter. Ein Kabel weniger, das am Computer hängt.
Bei den Anschlüssen geht mir Apples Schlankheitswahn für einen stationären Computer zu weit: In der Basisversion hat der iMac nur zweimal USB-C mit Unterstützung für Thunderbolt 3 und eine Kopfhörerbuchse. Das war's. Kein USB-A, kein Kartenleser. Auch der Ethernet-Anschluss im Stromadapter fehlt bei der «Budget»-Variante. Dieser lässt sich für 30 Franken oder 26 Euro Aufpreis hinzufügen. Zahlst du mindestens 220 Franken oder 230 Euro mehr für die iMac-Variante mit 10-Core Grafikprozessor, erhältst du ausserdem zwei zusätzliche USB-C-Anschlüsse mit 10 Gbit/s.
Wie schon bei den alten iMacs befinden sich alle Anschlüsse auf der Rückseite. Ich verstehe, dass das hübscher aussieht. Doch ich ärgere mich jedes Mal darüber, wenn ich eine externe SSD anschliessen will. Dazu muss ich aufstehen und meinen Tisch umrunden. Gnade dir Gott, wenn du den iMac an eine Wand stellst. Dann brauchst du die Fingerfertigkeiten eines Meisterdiebs, um die Ports blind zu treffen.
Da ich regelmässig Monsterbildschirme teste, kommt mir die 24-Zoll-Bildschirmdiagonale des iMac anfangs winzig klein vor. Ich ziehe den Computer deshalb näher zu mir als gewohnt. In 70 Zentimetern Entfernung finde ich die Displaygrösse schliesslich akzeptabel. Zum Glück sitzt der Bildschirm für mich auf der richtigen Höhe, anpassen lässt sich diese nämlich nicht.
Trotz kurzer Distanz wirkt das Bild sehr scharf, denn die Pixeldichte ist hoch. Sie beträgt 218 Pixel pro Zoll (ppi), die Auflösung liegt bei 4480 × 2520 Pixel. In der Standardskalierung passt deshalb trotz der geringen Abmessungen relativ viel aufs Display. Die Grösse von Menüs und Texten empfinde ich als genau richtig. Könnte ich wählen, würde ich einen grösseren Bildschirm in grösserem Abstand bevorzugen – Apple, wo ist der 32-Zoll-iMac?
An der Bildqualität des Panels gibt es wenig zu bemängeln. Es ist mit 525 Nits schön hell und deckt die Farbräume sRGB und P3 zu 100 Prozent ab. AdobeRGB fällt durch die Maschen: 88 Prozent. Dafür ist die Farbtreue sehr gut, ich stelle keine nennenswerten Verschiebungen fest, als ich das Display kalibriere. Der Kontrast ist mit 1:1150 nicht mehr als guter Durchschnitt. Eine Folge der LED-Hintergrundbeleuchtung ohne Local Dimming. Subjektiv sieht das Bild trotzdem knackig aus, das liegt wohl auch an der verspiegelten Oberfläche. Sie kann dafür je nach Umgebung für störende Reflexionen sorgen.
Das iPhone hat jetzt einen USB-C-Anschluss. Die AirPods auch. Apples Maus und Tastatur, die auch dem iMac beiliegen, sind hingegen die letzten Lightning-Mohikaner. Mir fällt nur ein einziger Grund ein, warum sie noch kein USB-C haben: Restlagerbestände. Kaufst du dir jetzt einen iMac, dürfte seine Peripherie in drei Jahren das Einzige sein, wozu du noch ein Lightning-Kabel in der Schublade benötigst. Genauso lächerlich ist bei der Maus die Position des Anschlusses auf der Unterseite.
Weniger zu meckern gibt es in Sachen Webcam und Mikrofon. Das Bild ist für eine so kleine interne Kamera mehr als in Ordnung. Die Hauttöne wirken natürlicher als bei anderen integrierten Webcams. Apples Software hellt die Schatten stark auf. Geschmackssache. Die Qualität des Mikrofons reicht für einen Teams-Call zwischendurch. In längeren Gesprächen wünsche ich meinem Gegenüber etwas Besseres.
Von Apples Laptops bin ich mir hervorragende Lautsprecher gewohnt und im iMac ist mehr Platz vorhanden. Deshalb erwarte ich etwas mehr Soundqualität, als der iMac liefert. Drehe ich die Lautstärke auf, dröhnen die Bässe zu stark, während in den oberen Frequenzen Zischlaute unangenehm scharf werden. Anderen Bildschirm-Lautsprechern sind die des iMac dennoch weit überlegen. Sie sind gut genug, damit du für einen Film zwischendurch nicht zwingend externe Boxen brauchst.
Der M3 ist das erste 3-Nanometer-SoC in einem Mac. Die Transistoren auf den Chips sind kleiner als bei früheren. Auf dem M3 befinden sich 25 Milliarden Transistoren – beim M2 waren es noch 20 Milliarden, beim M1 16 Milliarden. Das bedeutet theoretisch mehr Leistung und dank der höheren Dichte nicht mehr Energieverbrauch. Diese zusätzliche Effizienz bringt bei einem stationären Gerät wie dem iMac allerdings nicht so viel wie bei einem Laptop. Schon der M1 braucht extrem wenig Strom.
Der Leistungsfortschritt des M3 ist zwar solide, insgesamt lässt mich der neue iMac aber enttäuscht zurück. Das liegt weniger am Chip, als an einigen dummen Sparmassnahmen, mit denen Apple die Basisversion zurückhält.
Die CPU des M3 hat noch immer 8 Kerne, also so viele wie seine zwei Vorgänger. 4 Davon sind auf Performance getrimmt, 4 auf Effizienz. Ich teste die CPU mit drei Benchmarks: Cinebench R24, Cinebench R23 und Geekbench 6. Weil es zwei der Benchmarks vor einem Jahr noch nicht gab, vermesse ich auch die Vorgängerchips komplett neu.
Zunächst die gute Nachricht: Die einzelnen Kerne des M3 sind schneller als die der Vorgängerchips. Der Zuwachs beträgt über die drei Benchmarks hinweg rund 15 Prozent gegenüber dem M2 und 28 Prozent gegenüber dem M1. Das ist ein solider Fortschritt. Er setzt sich im Multi-Core-Betrieb fort. Dort ist der M3 fast 30 Prozent schneller als der M1.
Aber nur im teuren Testgerät.
Die Leistung des Basis-iMac bricht in Cinebench völlig ein, sobald der Benchmark länger dauert. Im mehrminütigen Cinebench R24 und im 10-Minuten-Test von Cinebench R23 ist er gar langsamer als ein M1 Mac Mini. Der Blick auf die CPU-Temperatur zeigt, warum: Thermal Throttling. Die CPU muss nach etwa einer Minute runtertakten, weil sie zu heiss wird. Beim teuren Modell verringert sich die Taktrate von 3,6 auf knapp 3 Gigahertz – beim günstigen geht es so richtig in den Keller auf 1,8 Gigahertz.
Die Gehäuse der zwei Modelle sind identisch, was ist hier also los? Die Antwort ist frustrierend. Anscheinend verbaut Apple aus Kostengründen beim iMac mit 8-Core GPU eine inadäquate Kühlung. Ich kann den Computer nicht öffnen, vermute aber das gleiche Problem wie beim Vorgängermodell mit M1. Dort haben einige Tester den iMac in seine Einzelteile zerlegt. Sie stellten fest: Die Basisversion hat keinen Heatsink, keine Heatpipe und nur einen Lüfter. Dieser bläst frische Luft ins Gehäuse, führt die Wärme aber nicht spezifisch beim Chip ab. Das System ist nur wenig besser als die komplett passive Kühlung eines MacBook Air.
Wenn du hingegen eine teure Konfiguration mit 10-Core GPU kaufst, ist die Kühlung besser. Dann sitzt auf dem Chip ein Heatsink, der über eine Heatpipe mit einem zweiten Lüfter verbunden ist. Der Unterschied ist in meinem Test klar spür- und messbar. Durch die Lüftungsschlitze des teuren iMac bläst mir mehr und wärmere Luft entgegen. Sein Chip und das Gehäuse bleiben deshalb kühler, was auch im Wärmebild zu sehen ist.
Im Office-Betrieb fällt der Unterschied nicht auf. Dort werden kaum je alle CPU-Kerne über längere Zeit beansprucht. Mich nervt Apples Pfennigfuchserei trotzdem. So ist der günstige iMac im Prinzip ein akkuloses MacBook Air mit grösserem Bildschirm – obwohl der Chip mit einer vernünftigen Kühlung viel mehr könnte. Das ist einerseits verschenktes Potenzial, andererseits völlig intransparent für die Kundschaft. Nichts auf Apples Website würde vermuten lassen, dass der Basis-iMac weniger CPU-Leistung ausschöpfen kann als eine teure Konfiguration.
Beim Grafikprozessor ist das im Bestellprozess transparenter. Er kommt im M3 iMac in der teuren Variante mit 10 Kernen, in der günstigen mit 8. Ich teste die GPU zunächst mit einigen synthetischen Benchmarks sowie in Shadow of the Tomb Raider.
Die Leistung des M3 liegt gut 20 Prozent höher als die des M2. Angesichts der gleichen Anzahl Kerne eine beachtliche Steigerung, die der 3-Nanometer-Fertigung zu verdanken sein dürfte. Im Vergleich zum M1 ist die Performance gar um mehr als 60 Prozent gestiegen.
Beide Aussagen gelten nur für die Vollfett-Version des M3 mit 10-Core-GPU. Die Grafikleistung des Chips mit 8-Core GPU liegt etwa auf dem Niveau des M2 mit 10-Core GPU.
Die Zweiklassengesellschaft setzt sich bei der SSD fort. Apple scheint wie schon beim M2 nur noch Speichermodule zu verbauen, die mindestens 256 GB gross sind. In der Basisversion also nur ein einzelnes. Bei den M1-Chips waren es noch mindestens zwei 128-GB-Module. Was das für Auswirkungen hat, zeigt sich im Benchmark:
Die SSD des günstigsten M3 iMac ist langsamer als die des alten mit M1-Chip. Und zwar massiv: Sie liest und schreibt nicht einmal halb so schnell. Schlimmer noch: Der M3 iMac liest sogar langsamer als mein M2 Mac Mini. Im Random-Read-Test von Amorphous Disk Mark mit 16 GB bricht die Leistung völlig zusammen. Die 139 MB/s sind auf dem Niveau einer HDD-Festplatte. Kollege Kevin Hofer meint, das müsse an einem schlechten Controller oder einer fehlerhaften Firmware liegen. Bei kleineren Datenmengen verschwindet das Problem.
In der Praxis zeigt sich die schlechte Leistung der SSD vor allem in einem Fall: Wenn du mehr RAM benötigst, als deine Konfiguration hergibt. Dann muss die SSD als Puffer einspringen. Ist sie langsam, kann dein System ins Stocken kommen. Wenn du nur mit vielen Tabs im Internet surfst und daneben ein Word offen hast, wirst du diese Grenze allerdings eher nicht erreichen.
Der Basis-iMac kommt nur mit 8 GB Unified Memory. Zusammen mit der langsamen SSD und der schlechten Kühlung bedeutet das: Er ist vor allem für Office-Anwendungen gedacht. Hier brilliert er wie jedes Gerät mit Apple Silicon. Der M3 kommt im Browser-Benchmark Speedometer 2.0 sogar nochmals auf 33 Prozent mehr Punkte als die Vorgängerchips. Solche Szenarien benötigen nur kurze Leistungsspitzen, welche die einzelnen Kerne mit ihrer hohen Geschwindigkeit perfekt abdecken. Ob du den Zuwachs im Vergleich zum M1 in solchen Anwendungen überhaupt spürst, ist eine andere Frage.
In rechenintensiven Programmen trennt sich hingegen die Spreu vom Weizen. Der Export meines H.265-Testvideos in DaVinci Resolve überfordert den günstigen iMac völlig. Er benötigt sogar 30 Prozent länger als der M1 Mac Mini, bei dem Thermal Throttling kein Thema ist. Erst mit dem besseren Kühlsystem, mehr RAM und schnellerer SSD zeigt der M3 im teuren iMac, was er wirklich kann. Er benötigt weniger als die Hälfte der Zeit für den Videoexport – und ist damit auch 68 Prozent besser als der M1.
In Lightroom dasselbe: Der Export von 100 RAW-Bildern dauert mit der teuren Konfiguration halb so lange wie mit dem Basis-iMac. Das dürfte vor allem an den 24 GB Unified Memory im Vergleich zu den mickrigen 8 GB liegen. Lightroom ist als RAM-Hamster berüchtigt. Bearbeitest du regelmässig Bilder, solltest du mindestens 16 GB RAM konfigurieren. Zumal du, anders als in meinen Tests, im Hintergrund wahrscheinlich ein paar Browser-Tabs offen hast.
Es gibt Fälle, in denen ein iMac der richtige Computer ist. Zum Beispiel als minimalistisches Office-Setup an kleinen Arbeitsplätzen. Oder an Orten, wo die Ästhetik besonders wichtig ist und es keinen grossen Bildschirm braucht – etwa an der Kasse eines stylischen Ladens oder an der Rezeption eines Hotels. Kein Computer sieht von hinten so edel aus wie der iMac mit seiner Rückseite aus gebürstetem Aluminium. Die Farbe lässt sich auf die restliche Einrichtung abstimmen.
Insgesamt bin ich vom M3 iMac jedoch enttäuscht. Ganze drei Jahre hat sich Apple für das Update Zeit gelassen. Trotzdem fühlt es sich an wie eine uninspirierte Pflichtübung. Die Neuauflage des All-in-One-Computers verbessert keinen einzigen seiner Schwachpunkte:
Stattdessen findet der Fortschritt beim einzigen Punkt statt, der mir egal ist: der Leistung von teuren Konfigurationen. In der starken Version mit der richtigen Kühlung ist der M3-Chip schneller als seine Vorgänger. Der Zuwachs gegenüber M1 beträgt in meinen Benchmarks etwa 30 Prozent bei der CPU und 60 Prozent bei der GPU. Technisch beeindruckend, in der Praxis aber müssig.
Denn an welche Zielgruppe soll sich dieses Gerät richten? Damit der iMac keinen Flaschenhals bei Kühlung, RAM oder SSD hat, müsste ich tief in die Tasche greifen. Mindestens 2000 Franken werden fällig für den ausgewachsenen Chip, 16 GB Unified Memory und die 512 GB SSD. Dann hätte ich einen hübschen Computer, mit dem ich zum Beispiel Bilder bearbeiten könnte. Aber nur auf einem 24-Zoll-Display und im Vergleich zu Pro- und Max-Chips mit weniger Leistungsreserven. Brauche ich in Zukunft mehr davon, muss ich das ganze Gerät ersetzen.
Am anderen Ende des Preisspektrums halten dumme Sparmassnahmen den M3 im Basis-iMac künstlich klein. Das mag zwar für Office-Anwendungen kein Problem sein, doch dann kann ich mir den neuen Chip gleich ganz sparen.
Die einzigen guten Argumente für den iMac sind sein Design und die Pixeldichte des Displays. Wenn dir das wichtiger ist als Leistung und Anschlüsse, ist er kein schlechtes Gerät. Für mich zählen jedoch auch die inneren Werte. Ich lasse die schlanke Schönheit deshalb links liegen.
Als Kind verbrachte ich zu viel Zeit vor selbstgebauten PCs. Viele Jahre und ein Journalismus-Studium später bin ich wieder gleich weit. Ich schreibe über Apple, Fotografie, Monitore und Geschichten an der Schnittstelle zwischen Technik und Wirtschaft.