Mach’s dir doch selbst: Fantastische Fakten zur Selbstbefriedigung
Sex macht nicht nur Spaß, sondern auch gesünder und glücklicher. Das gilt auch für den Sex mit dir selbst. Zeit für ultimative Aufklärung. Im ersten von zwei Teilen widmen wir uns wichtigem Hintergrundwissen. Hier sind fünf Fakten zum Thema Selbstbefriedigung, die du kennen solltest.
Böse Vorurteile: Woher kommt der schlechte Ruf?
Eh klar, aus der Bibel. Und wie so oft beruht die ganze Miese auf einem Missverständnis: Obwohl der alttestamentarische Onan keine Selbstbefriedigung, sondern einen Coitus interruptus vollzog, wurde aufgrund seiner Erzählung der Begriff Onanie abgeleitet. Die Story, verknappt: Damals musste ein Mann, so sein Bruder kinderlos verstarb, dessen Witwe mit Nachwuchs beglücken. Onan hatte darauf keinen Bock. Er war ungehorsam und musste durch Gottes Hand sterben, weil er seinen «Samen zu Boden fallen» ließ.
Anfang des 18. Jahrhunderts wurde Selbstbefriedigung also längst als Sünde betrachtet. Da veröffentlichte der britische Mediziner John Marten eine Abhandlung namens «Onania»: In dieser wurde vor Solo-Sex eindringlich gewarnt – er führe zu Blindheit, Dummheit, Knochenschwäche, Tuberkulose, Pocken oder Epilepsie. Ein ausgemachter Blödsinn, das wissen wir heute. Wie gesund Selbstbefriedigung sogar ist, darüber berichte ich in Teil 2.
Der «Masturbation Gap»: Aufholbedarf bei den Frauen
Pay Gap und Pension Gap – diese Lücken kennen wir. Eine Umfrage von «Womanizer» mit 6000 Teilnehmer:innen aus zwölf Ländern zeigt: Auch der Masturbation Gap zwischen den Geschlechtern ist hoch! Um auf ihn aufmerksam zu machen, wurde der «International Equal Masturbation Day» ausgerufen, dessen Datum jedes Jahr um ein paar Wochen variiert. Bis zu diesem Tag haben Frauen auf das Jahr gerechnet noch nicht masturbiert. Die neusten Erkenntnisse: Männer tun es durchschnittlich 2,8-mal pro Woche und damit doppelt so oft wie Frauen mit 1,4-mal pro Woche. Ab dem «Equal Masturbation Day» masturbieren Männer und Frauen gleich viel für den Rest des Jahres.
Die Schweizerinnen liegen mit 74-mal pro Jahr übrigens knapp unter dem weltweiten Durchschnitt, die Eidgenossen kommen dafür im Schnitt auf 162 Tänzchen mit sich selbst. Österreichische Männer tun es durchschnittlich 124-mal, Frauen nur 62-mal, in Deutschland steht es 145-mal zu 76-mal. Damit habt ihr jetzt auch genügend Gesprächsstoff beim nächsten bunten Abend mit Leuten aus den Nachbarländern.
Falsche Scham: Sind Männer wirklich geiler?
Bleiben wir noch kurz bei der großen Womanizer-Umfrage: Die Tatsache, dass Männer öfter masturbieren, wird oft mit stereotypischen Argumenten begründet. Zum Beispiel damit, dass Männer einen stärkeren Sexualtrieb hätten. Jedoch verrät die Befragung: Das stimmt so nicht. Beide Geschlechter sollten ihre eigene Libido auf einer Skala von 1 (sehr geringe Libido) bis 10 (sehr hohe Libido) einschätzen. Das Ergebnis: Der Unterschied ist wesentlich geringer, als die meisten vermuten würden. Männer ordnen sich durchschnittlich bei 6.5 ein, Frauen bei 5.4.
Johanna Rief, die Initiatorin der Umfrage, bringt es auf den Punkt. «Leider hält Scham, soziales Stigma und fehlende Aufklärung viele Frauen davon ab, ihre eigene Sexualität zu erkunden. Der Equal Masturbation Day steht symbolisch für diese gesellschaftlichen Hürden und soll Frauen daran erinnern, dass sie es – im wahrsten Sinne des Wortes – selbst in der Hand haben, diese Lücke zu schließen.»
Ladies, wir wissen Bescheid: klitoral oder vaginal?
Laut einer schwedischen Studie wählen die meisten Frauen bei der Selbstbefriedigung das Spiel mit der Klitoris und nicht die vaginale Stimulation. Sie ist das Zentrum der weiblichen Lust, wurde trotzdem lange ignoriert und bei anatomischen Abbildungen sogar ausgespart. Warum? Gynäkologie war einst allein auf Fortpflanzung ausgerichtet, nicht auf Befriedigung. Vereinfacht: Den Kitzler braucht man zum Baby basteln nicht wirklich, auch wenn ein Orgasmus die Chancen auf Empfängnis steigert. Aber das fand man erst im Laufe der Zeit heraus. Heute setzen Frauen, was die bei der Selbstbefriedigung verwendeten Sextoys betrifft, immer mehr auf Klitoris-Stimulatoren – so eine aktuelle Umfrage des «Joy Club». Und die gibt‘s mittlerweile in vielen Spielarten – hier geht es zum Klassiker. Wer das Beste aus beiden Welten genießen will, wird natürlich auch mit Höhepunkten versorgt.
Fantasien bei der Selbstbefriedigung: An was denkst du dabei?
Aus derselben Umfrage stammen folgende Ergebnisse: Bei Frauen scheinen die sexuellen Fantasien besonders wild zu sprießen. So geben über die Hälfte (54,1 %) von ihnen an, beim Masturbieren von Dingen zu träumen, die sie im realen Sexleben nicht ausprobieren würden. Gefragt nach den konkreten Fantasien, denken sie vor allem an BDSM-Spiele, einen Dreier mit zwei Männern und sehr harten «Unterwerfungssex». Männer haben Analsex, einen Dreier mit zwei Frauen und die stinknormale Durchschnittsnummer im Sinn. Und – sorry, not sorry – gerade mal 12 % der vergebenen Männer und 17,7 % der Frauen denken bei der Selbstbefriedigung an den eigenen Partner.
In Teil 2 der fantastischen Faktensammlung zur Selbstbefriedigung geht es um die liebe Gesundheit: Besserer Schlaf, weniger Schmerzen und eine verbesserte Libido – machen wir es uns selbst, machen wir uns glücklich.
Auftaktbild: Nataliya Vaitkevich via PexelsLebe lieber ungewöhnlich: Ob Gesundheit, Sexualität, Sport oder Nachhaltigkeit, jedes Thema will entspannt, aber aufmerksam entdeckt werden. Mit einer gehörigen Portion Selbstironie und niemals ohne Augenzwinkern.