Produkttest

Mein One-Night Stand mit dem Cintiq Companion 2

Ich habe mich wirklich auf den Wacom Cintiq Companion 2 gefreut. Der Pen Computer bietet die Mobilität und Flexibilität eines Tablets mit all den Features, die Wacom nur ihren Premium-Produkten gönnt. Der Companion war dazu bestimmt, meinen Laptop für immer zu ersetzen. Alles sah unglaublich aus auf Papier, was hätte also schief gehen können? Nun, du wirst überrascht sein.

Von Beginn an war alles anders. Ich konnte natürlich nicht widerstehen und habe die Verpackung schon im Zug auf dem Heimweg aufgerissen. Ich meine, der Cintiq Companion 2 hat immerhin Companion im Namen. Der wurde für unterwegs gemacht. Es wäre ja fast eine Schande, wenn ich das Gerät nicht unterwegs testen würde. Okay, etwas Ungeduld war im Spiel, ich geb's ja zu.

Ich habe ihn aus der Verpackung genommen, bewusst den Ständer darunter ignoriert – den habe ich schon zur Genüge kennengelernt – und seine Schönheit bewundert. Der Companion ist mit 1.7 kg ein halbes Kilo schwerer als das Cintiq 13HD, hat aber auch zwei ExpressKeys mehr. Zudem:

  • Kameras auf der Vorder- und Rückseite
  • Zwei Lautsprecher
  • Drei USB3 Eingänge
  • Eine Kopfhörerbuchse
  • Einen Mini Display Anschluss
  • Ein SD Port
  • Ein microSD Port.

Kurzum, alles was ich brauche.

Im Grunde erhältst du hier ein Cintiq 13HD mit einem Betriebssystem. Oder wie Wacom es nennt, einen Pen Computer. Das Gerät kann also völlig unabhängig von jedem Computer bedient werden.

Ein Fenster zu einer Welt voller Möglichkeiten

Ohne weitere Umschweife habe ich ihn also angeschaltet. So sehen wir uns wieder, Windows! Geht in Ordnung für mich. Ich arbeite sowieso an den Scheidungspapieren von Apple, nachdem ihre jüngste Keynote mich schwer enttäuscht hat. Der Companion scheint ein guter Weg zu sein, den Prozess zu beschleunigen. Oder wenigstens habe ich mir das eingeredet.

Ich hatte ja keine Ahnung, dass das nur ein Seitensprung werden würde.

Es war schon späte Nacht als ich zu Hause mit meinem brandneuen Companion ankam. Ich konnte ihm nicht widerstehen, also habe ich ihn mit ins Bett genommen. Der Plan war, ein wenig mit ihm herumzuspielen und ihn meine üblichen Programme installieren zu lassen, während ich meinen Schönheitsschlaf kriege. Es sollte eine lange Nacht werden.

Von hier an gehts abwärts.

Was ist das? Der Parallax-Effekt ist riesig! Etwa drei Millimeter trennten die Spitze des Stiftes vom Cursor auf dem Bildschirm. Ich bin gut darin, den Parallax-Effekt zu ignorieren wenn es ans Eingemachte geht, aber diesmal war es echt ablenkend. Und der Screen war körnig, wie ein Bild das mit hohem ISO-Wert aufgenommen wurde, alles was ich sehen konnte war Rauschen. Auch die für Wacom-Produkte wunderbare papierartige Textur hat gefehlt. Ich wusste aber, der Cintiq Companion Pro 2 würde das irgendwie dort wett machen wo es tatsächlich zählt: Bei der Arbeit.

Glaub es oder nicht, die Spitze des Stifts berührt tatsächlich den Screen

Ich habe schon lange damit gekämpft, überhaupt den Installer meiner Programme zu öffnen. Nach einer kurzen Google-Suche und ein paar Einstellungen an Ordnerberechtigungen hat es endlich gestartet, nur um wieder abzustürzen, als es beim .NET Framework ankam. Also habe ich das selbst installiert und hatte darauf endlich Corel Painter. Als nächstes wollte ich das Wacom Desktop Center updaten. Schlechte Idee. Ein Fenster poppte auf mit einer Warnung, dass irgendein-zufälliger-super-langer-noch-nie-davon-gehört-Treiber fehlt. Das sollte nicht passieren!

Corel Painter war also installiert, das Wacom Desktop Center aktualisiert. Ich konnte nun also endlich damit beginnen, tatsächlich zu zeichnen. Oh Halt, der Bildschirm ist zu hell, lass mich das kurz in den Wacom Display Einstellungen ändern… Siehe da: «Kein unterstütztes Wacom Pen Display verbunden». DU BIST EIN WACOM PEN DISPLAY, COMPANION!!! Das sollte nicht passieren!

Die Helligkeit verringert, Corel Painter installiert, Wacom Desktop Center aktualisiert, dahin war mein Schönheitsschlaf. Es war schon fast vier Uhr morgens als ich sehr frustriert entschlossen habe, es für heute gut sein zu lassen.

Nicht alles kann mit Kaffee behoben werden

Ich wachte um den Mittag auf mit der eleganten Aussicht eines Cintiq Companion an meiner Seite. Nach meinem Morgen-Kaffee beschloss ich, alle Anstrengungen der vergangenen Nacht zu vergessen und nochmals von vorne zu beginnen. Wir könnten sogar einen Spaziergang zusammen machen, an einem schönen Plätzchen ein Picknick halten und die über vier Stunden Batterielaufzeit draussen ausprobieren.

Während dem Frühstück schaltete ich ihn ein, und bereits beim Starten des ersten Programms wurde er wieder mühsam. Der Companion erkannte keine Fingerkommandos mehr und ich musste abwechslungsweise mit dem Stylus und meinem Finger drücken, um die Eingaben zu registrieren. Die digitale Tastatur zu benutzen war eine Qual, sie verschwand oder tauchte gar nicht erst auf, wenn ich sie brauchte.

Nein, mein Finger ist nicht in der oberen rechten Ecke, netter Versuch

In Corel Painter hatte ich endlich die Pause von den Ärgernissen, die ich so dringend brauchte. Ich zeichnete mit der Druckempfindlichkeit die ich kennen und lieben gelernt habe und alles funktionierte, wie es sollte… bis es das nicht mehr tat. Ich merkte, dass die Lüfter schneller und schneller liefen, und plötzlich brauchten meine Striche ihre liebe Zeit, bis sie auf dem Bildschirm aufgetaucht sind. Das sollte nicht passieren!

Irgendwann realisierte ich, dass ich mit Windows 8 arbeite, also habe ich erfolglos einige Male versucht, auf Windows 10 zu aktualisieren. Wie konnte das sein? Nach dem ganzen Trubel mit den Updates, die niemand überhaupt wollte, kam ich nun nirgendwo hin, wenn ich es aktiv probierte? Rückblickend war das wohl gut so. Wenn er so voller Bugs ist und die Wacom Tools schon von Haus aus kaum funktionieren, wäre es wohl eine blöde Idee gewesen, den Companion auf das neuste Betriebssystem zu aktualisieren

Es ist eine Schande, dass ein solch grandioses Produkt so wenig Unterstützung seitens der Software kriegt. Das einzig Gute, was ich sagen kann, ist dass die Standardeinstellungen der ExpressKeys ziemlich nahe an dem waren, was ich normalerweise brauche. Aber das nützt auch nichts, wenn du nichts tun kannst, ohne ständig völlig entnervt zu sein.

Ich brauche nicht zu erwähnen, dass es nie ein Picknick oder ein zweites Date mit dem Companion Pro gab.

Ich habe zwei Freunde den Companion ausprobieren lassen, um eine unvoreingenommene Meinung zu erhalten. Beide klagten über Verzögerungen und haben die selben Mankos bemerkt, die mein Erlebnis verdorben haben. Trotzdem haben einige Zeichnungen ihren Weg auf die Festplatte gefunden.

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