
Meinung
Fortsetzung für «Alien: Isolation» angekündigt: Ich freue und fürchte mich
von Debora Pape
Crowdfunding ist oft mit langen Wartezeiten und Unsicherheit verbunden. Damit kann ich leben. Mit meinem Geschmack, der sich auch mal ändert, weniger.
Im April 2021 bin ich im Matrix-Fieber. Ende Jahr ist es endlich so weit und der vierte Teil kommt in die Kinos. In meiner Euphorie entdecke ich einen Group Buy für eine Tastatur: die Glitch von Protozoa. Deren Look erinnert mich an den ikonischen Computer Code – den Matrix Digital Rain – der Filmreihe. Innerhalb von vier Monaten nach Ende des Group Buys soll das Teil geliefert werden. Ich greife zu. Die Tastatur sollte ich pünktlich zum Kinostart haben und diesen ausgiebig mit dem Teil feiern können. Denkste.
Auf Crowdfunding-Plattformen wie Kickstarter und Co. tust du dich mit anderen zusammen, um ein Produkt zu finanzieren. Wird ein definiertes Kampagnenziel erreicht, kommt das Projekt zustande, falls nicht, eben nicht. Dasselbe Prinzip gilt bei Group Buys für Tastaturen. Du hast keine Gewissheit, ob du jemals ein fertiges Produkt in den Händen halten wirst und ob es dann überhaupt deinen Erwartungen entspricht. Hinzu kommt, dass die Produktion erst nach erfolgreicher Kampagne startet. Mit (langen) Wartezeiten und Verzögerungen ist zu rechnen.
Das gehört alles zum Kickstarter-Konzept und ist für mich auch vollkommen okay. Ich habe die letzten Jahre an vielen Group Buys teilgenommen und bin mir dessen bewusst. Ich mache die Rechnung jedoch immer wieder ohne meinen Geschmack. Der ist auch nach knapp 40 Jahren manchmal ein Fähnchen im Wind.
Nach mehreren Verschiebungen erfahre ich Ende September 2022, knapp ein Jahr nach dem ursprünglichen Liefertermin, dass die Glitch irgendwo auf einem Schiff zwischen China und Europa tingelt. Sie sollte also bald ankommen, schliesslich blockiert keine Ever Given mehr den Suez-Kanal.
Mitte November warte ich immer noch. Also eigentlich warte ich nicht mehr. Nach dem Kinobesuch ist mir die Lust auf Matrix vergangen – und damit auch auf die Tastatur im Matrix-Digital-Rain-Look. Sie gefällt mir schlicht nicht mehr. Leider habe ich bei diesem Group Buy nicht die Möglichkeit, meine Bestellung zu stornieren. Hätte ich die Tastatur direkt nach dem Kauf erhalten, würde sie mir heute wohl auch nicht mehr gefallen. Aber zumindest hätte ich eine gewisse Zeit Freude gehabt, auf ihr zu tippen.
Anderthalb Jahre auf ein Produkt zu warten, das derart vom Geschmack abhängig ist, kann ich offensichtlich nicht. Aber das ist die DNA von Crowdfunding. Das Problem mit Kickstarter und Co. sind nicht die langen Lieferzeiten und die Ungewissheit, sondern mein Geschmack. Beim nächsten Crowdfunding beurteile ich meine Laune besser – hoffentlich.
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.