«Mocha Mousse»: Die Pantone Farbe des Jahres 2025 polarisiert
Im Jahr 2000 hat Pantone die erste Farbe des Jahres verkündet. Über zwei Dekaden später fällt die Wahl nun erstmals auf einen Braunton: «Mocha Mousse». Eine Wahl, die bei einigen auf Unverständnis stösst.
Wir erinnern uns an die letzten Pantone Farben des Jahres: das sanfte Lila «Very Peri», das kräftige Fuchsia «Viva Magenta», das lachsfarbene «Peach Fuzz». Allesamt knallige oder bonbonfarbene Eyecatcher. Nun wurde erstmals in 25 Jahren ein Braunton auserkoren – und die Leute im Netz haben so ihre Meinungen dazu.
Die Farbe, die laut Pantone im Jahr 2025 eine grosse Rolle spielen wird, trägt den Namen «Mocha Mousse» und soll offensichtlich unsere gustatorischen Sinne anregen. Pantone nennt es «ein stimmungsvolles, sanftes Braun, das an die köstliche Qualität von Kakao, Schokolade und Kaffee erinnert und unser Verlangen nach Komfort anspricht.»
Schokolade oder doch eher Matsch?
Klingt lecker. Bloss, dass «Mocha Mousse» nicht die Qualitäten eines dunklen, satten Brauntons besitzt, der unweigerlich an Schokolade oder Espresso erinnert und dieses Jahr besonders in der Mode so beliebt war. «Mocha Mousse» ist zurückhaltend, fast schon unentschlossen: Ein Braun, das eigentlich ein Dunkelbeige sein will. Dementsprechend ambivalent sind die Assoziationen damit. Heisse Ovomaltine oder matschige Pfütze? Vermicelles oder dreckiges Pinselwasser? Das liegt ganz im Auge der Betrachterin oder des Betrachters.
Polarisierend ist also nicht die Farbe Braun per se, sondern die Nuance, die Pantone herausgepickt hat. Der bekannte Instagram-Account Diet Prada hat in einem Beitrag X-/Twitter-Reaktionen zur neuen Farbe des Jahres gesammelt – viele davon sind negativ. Auch in den Kommentaren unter dem Post äussern so einige ihr Unverständnis über die Wahl. «Ich liebe Braun – aber nicht dieses Braun. Es ist sehr trüb», schreibt eine Userin. Eine weitere kommentiert: «Ein sattes Schokoladenbraun wäre stattdessen schön gewesen. Das hier ist gräulich und langweilig.»
Tatsächlich wirkt «Mocha Mousse» nicht sonderlich modern. «Die traurige Beige-Ästhetik haben wir doch schon von 2016 bis 2020 durchgemacht», wendet eine Userin ein. Immer wieder fällt in Diskussionen rund um den neuen Pantone-Liebling auch der Begriff «Quiet Luxury». Ein Buzzword, das mittlerweile eigentlich niemand mehr hören will. Dabei soll die Farbe des Jahres eine Trendprognose und keine Retrospektive sein.
«Mocha Mousse» als Antwort auf den Zeitgeist
Manche fragen sich, ob hinter «Mocha Mousse» wohl eine gesellschaftspolitische Botschaft steckt. «Eine Farbe, die aussagt, mit wie viel Mist wir es zu tun haben werden», heisst es in einem von Diet Prada hervorgehobenen X/Tweet. «Great Depression Core», spottet eine Userin in den Kommentaren. Eine weitere findet: «Farbtrends widerspiegeln den Zeitgeist. Es ist eine deprimierende Wahl, aber die Zeiten sind nunmal deprimierend.»
Auch Laurie Pressman, Vizepräsidentin des Pantone Color Institute, erklärt gegenüber Npr, dass die Farbe des Jahres als Momentaufnahme dient: «Es ist für uns wie ein Stimmungsbarometer. Was geschieht in der Welt um uns herum und wie lässt sich das in die Sprache der Farben übersetzen?»
Harmonie statt Depression
Dass «Mocha Mousse» auf manche Menschen deprimierend wirkt, ist jedoch genau das Gegenteil des gewünschten Effekts. So sei die Farbe des Jahres laut Pressman auch als kulturelles Gegengewicht gedacht und soll eine Antwort auf die Bedürfnisse der Gesellschaft liefern. Während ihrer Recherche für dieses Jahr hätten sie dabei vor allem eines festgestellt: Die Menschen sehnen sich nach Harmonie und empfinden das Bedürfnis, sich geerdet zu fühlen.
Tatsächlich transportiert «Mocha Mousse» dieses Gefühl bei manchen auch: «Ich liebe diese Farbe und finde sie sehr beruhigend», ist unter Diet Pradas Post zu lesen. «Es ist ein solider, neutraler Ton, friedlich und erdend. Ich denke, dass wir diese Energie in den kommenden Jahren brauchen werden», heisst es in einem weiteren Kommentar.
Letztlich ist die Wahrnehmung von Farben eine Frage des persönlichen Blickwinkels – was für die einen Ruhe ausstrahlt, wirkt auf andere bedrückend. Und welche Assoziationen ruft «Mocha Mousse» bei dir hervor?
Hat grenzenlose Begeisterung für Schulterpolster, Stratocasters und Sashimi, aber nur begrenzt Nerven für schlechte Impressionen ihres Ostschweizer Dialekts.