Ratgeber
Zitronensaft gegen Nierensteine
von Anna Sandner
Eine Woche lang starte ich meinen Tag mit einem großen Glas Zitronenwasser. Wie sich das auf mein Wachwerden und andere Tagesroutinen auswirkt und warum es nicht dabei bleibt.
Ich trinke jeden Morgen ein großes Glas Zitronen-Wasser. Das war’s auch schon. Einfach eine halbe Zitrone in ein Glas voll Wasser pressen und fertig. Ja, ich weiß: In dieser Ausprobiert-Woche verlange ich mir einmal nicht viel ab, sondern setze auf wenig Aufwand für eine durchaus spürbare Wirkung. Der Plan: Der Zeitaufwand beträgt ungefähr eine halbe Minute und doch spüre ich schon von Tag eins an einen Effekt.
Auf die Idee hat mich eine Freundin gebracht, die seit Jahren auf ihr morgendliches Glas Zitronenwasser schwört. Nun will ich mich selbst von der Wirkung überzeugen. Denn: Auch wenn mir klar ist, dass Zitronen viele gesunde Inhaltsstoffe mitbringen, kann ich mir nicht vorstellen, dass ich davon eine merkliche Veränderung spüre.
Am ersten Tag zögere ich vor dem ersten Schluck kurz, aus Sorge, die Zitrone am Morgen könnte mir zu sauer auf den Magen schlagen. Aber das ist schon die größte Hürde, die es zu nehmen gilt. Und selbst diese Sorge ist unbegründet: Mein Magen hat absolut kein Problem mit der halben Zitrone in dem großen Glas Wasser. Dafür merke ich etwas anderes Unerwartetes: Ich fühle mich tatsächlich schon nach den ersten Schlucken wacher und erfrischt. Na sowas, mit einer so schnellen Wirkung habe ich wirklich nicht gerechnet. Das Glas ist im Nu ausgetrunken und ich sitze definitiv munterer am Schreibtisch als nach meiner sonst üblichen Tasse Kaffee in der Früh. So kann es weitergehen.
Tag zwei startet ähnlich erfreulich. Ich trinke mein Glas Zitronenwasser praktisch in einem Zug aus und bin schlagartig munterer. Ich frage mich kurzzeitig, warum in aller Welt jemand Energydrinks erfunden hat, wenn eine halbe Zitrone diese Wirkung hat. Aber gut, es ist erst der zweite Tag, nur mein subjektiver Eindruck und vielleicht überwiegt gerade noch die Anfangseuphorie. Trotzdem ist die Wirkung richtig spürbar. So banal das klingen mag: Die Zitrone erfrischt mehr, als ich es erwartet hätte. Das Glas ist zu schnell leer, ich mache mir gleich noch eines.
Mein morgendlicher Gang in die Küche führt nun schon routiniert vorbei an der Kaffeekanne direkt zum Obstkorb. Ich presse gleich eine ganze Zitrone aus, dann kann ich problemlos ein zweites Glas nachlegen.
Nachdem ich jetzt die Wirkung der Zitrusfrucht schon ausgiebig gespürt habe, lese ich heute mal genauer nach, was Zitronen eigentlich alles so mit sich bringen. Eine Menge Vitamin C, klar, das ist bekannt. Das kann jetzt im Winter definitiv nicht schaden. Aber die Liste ist noch länger. Mein Zitronenwasser bringt mir (laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung) außerdem:
Dem Zitronenwasser wird außerdem nachgesagt, die Verdauung anzukurbeln und die Lust auf Süßes zu reduzieren.
Neben den gesunden Inhaltsstoffen der Zitrone bringt mein Experiment einen weiteren Vorteil: Ich trinke auch ganztags mehr Wasser. Das morgendliche Glas Zitronenwasser führt tatsächlich dazu, dass ich früher am Tag anfange, Wasser zu trinken. In meiner Ausprobiert Woche, in der ich jeden Tag mindestens zweieinhalb Liter Wasser getrunken habe, ist mir aufgefallen: Wenn ich nicht gezielt darauf achte, beginne ich meist erst mittags damit, Wasser zu trinken. Fange ich aber schon morgens damit an, nehme ich über den gesamten Tag insgesamt mehr Flüssigkeit zu mir. Das ist auch jetzt der Fall. Ab dem ersten Glas Wasser mit Zitrone noch vor dem Frühstück trinke ich den ganzen Tag weiter kontinuierlich Wasser. Ich komme so insgesamt ganz nebenbei wieder auf die gleichen Mengen, wie in meiner Wasser-Ausprobiert-Woche.
Spätestens an Tag fünf ist für mich klar: Es wird nicht bei einer Woche bleiben. Das morgendliche Glas Zitronenwasser wird mir auch nach diesen Ausprobiert-Tagen erhalten bleiben. Ich habe es bereits fest in meine Morgenroutine eingebaut und freue mich auf den täglichen Frische-Boost.
Das Glas Zitronenwasser hat außerdem dazu geführt, dass ich einen weiteren Vorsatz, den ich seit einiger Zeit mit mir rumtrage, unverhofft und ungeplant umsetze: Ich starte den Morgen nicht direkt nach dem Aufstehen mit einer Tasse Kaffee. Ich liebe Kaffee und plane auch gar nicht, darauf zu verzichten. Aber: Ich will meinem Körper erst mal die Chance geben, ohne Koffein in den Tag zu starten und dadurch auch insgesamt etwas weniger Kaffee zu trinken. Und genau das ist diese Woche passiert, ohne dass ich darauf geachtet habe. Das Glas Zitronenwasser hat praktisch den Zeit-Slot des Kaffees eingenommen und danach ist mir erst mal gar nicht nach Kaffee. So trinke ich den ersten meist etwa zwei Stunden später – ohne dass mir irgendetwas fehlt.
Nach einer Woche ziehe ich ein rundum positives Fazit: Das Glas Zitronenwasser ist morgens in Nullkommanichts zubereitet und bringt mir nicht nur einen tatsächlich spürbaren Erfrischungsschub, sondern auch noch eine ganze Liste gesunder Inhaltsstoffe. Dazu kommt, dass ich den ganzen Tag über automatisch mehr Wasser trinke. Dafür trinke ich aber weniger Kaffee und den auch erst später am Tag. Nachteile sind mir keine begegnet, sodass ich definitiv dabei bleiben werde und auch nach dieser Woche den Tag mit einem Glas Zitronenwasser starte.
In meiner Reihe «Ausprobiert» teste ich verschiedene gesunde Gewohnheiten aus. Vom täglichen Powernapping über Smartphone-Detox bis zu einem Monat Pilates waren schon ganz unterschiedliche Selbstversuche dabei:
Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.