Motorsport virtuell: Besuch im E-Race-Center
Luca Würth baut mit seiner Firma Rennsimulatoren auf Wunsch der Kundinnen und Kunden. Dabei geht es ihm vor allem um Realismus. Ein Besuch im neu eingerichteten E-Race Center in Baden.
Plötzlich ist die Kurve enger, als ich das in Erinnerung habe. Ich setze den Porsche 911 GT3R bei der Einfahrt Adenauer Forst in die Leitplanke, nach sechs von fünfundzwanzig Kilometern ist Schluss.
Ich bin nicht in der Eifel, wo sich der Nürburgring (Spitzname «Die Grüne Hölle») befindet, sondern in einem Industriegebäude zwischen Baden und Neuenhof im Kanton Aargau. Das neu eröffnete E-Race-Center bietet acht Rennsimulatoren, die Luca Würth von Hybracing.ch vor wenigen Tagen in Betrieb genommen hat. «Vielleicht solltest du nicht alles so auf tutti fahren?» scherzt Luca. Er hat gut lachen. Schliesslich steht er in der Bestenliste für eine Runde auf der virtuellen Nordschleife ganz oben auf der internen Rangliste.
Luca hat von meiner Begeisterung fürs Sim-Racing im Tech-telmechtel Podcast gehört und sich bei mir gemeldet. PC-Komponenten und Bildschirme für die Simulatoren bezieht Luca bei uns. Wichtiger Bestandteil sind dabei die Samsung G9 Curved Monitore.
Hier das ganze Setup:
Samsung Odyssey Neo G9 - G95NC
7680 x 2160 Pixel, 57"
AMD Ryzen 7 7800X3D
AM5, 4.20 GHz, 8 -Core
Gigabyte Radeon RX7900XTX AORUS ELITE
24 GB
Kingston FURY Beast
2 x 32GB, 6000 MHz, DDR5-RAM, DIMM
be quiet! Straight Power 11 Gold
be quiet! Dark Base 700
ATX, mATX, Mini ITX, E-ATX
Samsung 980 Pro
2000 GB, M.2 2280
be quiet! Dark Rock 4
159.40 mm
ASUS TUF Gaming X670E-Plus
AM5, AMD X670E, ATX
Der Sparco Rennsitz steht auf einem SIMRIG SR2 Full Motion System. Das überträgt Bewegungen direkt an den Rennsitz. Die Wheelbase und das Lenkrad kommen von Fanatec.
Disclaimer, da wir immer wieder danach gefragt werden: Leider haben wir Fanatec nicht im Angebot, die Firma vertreibt ihre Wheelbases und Lenkräder nur direkt. Am Schluss des Beitrags habe ich dir eine Alternative verlinkt.
Weil es schnell gehen muss: AMD statt Nvidia
Etwas eigenartig beim Build ist, dass Luca statt auf Nvidia auf AMD setzt. Generell bieten Nvidia-Karten etwas mehr Power, kosten allerdings auch mehr. Ein enges Budget ist nicht der Grund: «Nvidia hat keinen Displayport 2.1 Support und unterstützt daher die Dual-UHD Auflösung nicht auf den vollen 240 Hz». Ein Problem, das Kollege Samuel in seinem G9 Review schon bemängelt hat. Fürs Sim-Racing ist eine hohe Bildwiederholrate unerlässlich. In meinem Testrennen waren es konstant um 140 FPS. «Meiner Erfahrung nach spürst du bei FPS jenseits der 120 den Unterschied nicht. Der Unterschied zwischen 60 und 120 ist aber gewaltig», sagt Luca.
Angeschraubt sind die Monitore an einer massiven VESA-Monitorhalterung von Simlab. Trotz ruckartiger Bewegungen vom Motion-System kein Problem. Es hält alles bombenfest. Der Widescreen-Bildschirm sorgt dafür, dass ich richtig eintauchen kann in die Simulation. Ich sehe zumindest den linken Rückspiegel und kann gegnerische Fahrzeuge früh erkennen. Die Alternative wäre ein Setup mit drei Monitoren. Das sei deutlich aufwändiger zu befestigen und nicht optimal in der Wartung. Kaum gibt es Treiber-Updates oder Updates der Rennsimulation, muss man die Monitore wieder neu kalibrieren und ausrichten, sagt Profi Luca Würth. Auch ein grosser 16:9-Curved-Bildschirm wie der Odyssey Ark kommt weniger in Frage. «Da würdest du mehr vom Dach des Autos und mehr vom Lenkrad auf dem Bildschirm sehen, was für das Fahren irrelevant ist. Im Sim-Racing will ich mein Sichtfeld vor allem links und rechts erweitern».
Und noch ein Versuch! Und noch ein Versuch!
Im neu eröffneten Sim-Racing-Center in Baden kommt Assetto Corsa (oder kurz AC) zum Einsatz. Die Simulation ist schon etwas in die Jahre gekommen, im nächsten Jahr soll Version zwei im Early Access erscheinen. Für ein Center ist AC ideal, weil es eine schier unendliche Anzahl Mods gibt. Mich hat Pascal Keller, der Leiter des Centers, mit einem Nissan GT3 in Spielberg auf die Runde geschickt. Ein eindrückliches Erlebnis, nicht zuletzt dank des Monitors. Die Boxenmauer rast vorbei, alles läuft butterweich. Jeden Schaltvorgang spüre ich dank der Motion Plattform.
Der Vergleich zwischen diesem Setup und meinem Logitech Lenkrad zuhause ist wie Tag und Nacht. In den ersten paar Runden taste ich mich noch heran, bevor ich den Stempel richtig runterdrücke. Der Ehrgeiz packt mich. Runde um Runde verbessere ich meine Zeiten – oder schleudere von der Strecke, weil ich zu viel will. Es stellt sich ein regelrechter Rausch ein. Ich kann mir nur ausmalen, wie es ist, gegen sieben andere im Multiplayer zu fahren, samt freiem Training und Qualifying. Luca schmunzelt zufrieden. «Fahr ruhig, wir haben Zeit»!
Racen gegen Max Verstappen
Sim-Racing-Center dienen vor allem als Eventlocations. Statt zum Bowling oder zum Kartfahren geht man virtuelle Rennen fahren. Die meisten Kunden von Sim-Rig-Verkäufer Luca sind aber Rennfahrerinnen und Rennfahrer. «Im Winter steht der Motorsport still, dann ist die Simulation ideal fürs Training.» Dank Mod-Support sind etwa verschiedene Bergrennen in der Schweiz virtuell verfügbar. Auch Formel-1-Weltmeister Max Verstappen ist begeisterter Sim-Racer. «Wir waren mit unserem Team beim virtuellen 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife unterwegs, wo Verstappen auch mitgefahren ist», sagt Luca nicht ohne Stolz. «Verstappen war auf dem Server mit den stärksten Teams. Er war in der Nacht pro Runde acht Sekunden schneller als unser bester Fahrer am Tag. Keine Ahnung, wie der das gemacht hat».
Luca hat zumindest im E-Racing-Center in Baden eine erste Messlatte gesetzt. Seine Zeit von 7:07 im Porsche kann ich nicht schlagen. Bei mir sollten es am Schluss 7:33 werden.
Es liegt noch was drin…
Den nächsten Termin habe ich schon gebucht.
Das E-Racing-Center Baden findest du hier.
Falls du auch mit einem Sim-Rig liebäugelst, findest du Lucas Firma hier.
Eine tolle Alternative zu Fanatec sind die Lenkräder und Pedalen von Moza, die wir im Sortiment haben. Dieses Einsteigerset ist nur mit PC kompatibel.
Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell.