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Multiroom-System-Test: Welches System ist der Testsieger?

Multiroom-Systeme sind cool, aber teuer. Daher willst du vielleicht, genau wie ich, keine grosse Investition machen, bevor du dir ganz sicher bist, was du willst und brauchst. Daher habe ich drei grundverschiedene Multiroom-Systeme getestet. Welches der Systeme Testsieger ist und worauf du vor und beim Kauf achten musst.

So lange Menschen ein Gehör haben, werden sie Musik hören wollen. Daher werden gute Lautsprecher und Lautsprecherlösungen so schnell nicht aus dem Alltag verschwinden. Die Quelle der Musik aber ist in einem steten Wandel. Das Grammophon wurde zum Plattenspieler, der Plattenspieler zum Kassettenrekorder, der Kassettenrekorder zum CD-Player und der CD-Player zum… hier wird es schwierig. Die Musik kommt irgendwo von einem Smartgerät, geht dann irgendwo hin und soll am Schluss dann in gewohnter Qualität aus Lautsprechern dringen. Praktisch jeder Hersteller von Audiogeräten hat Docking-Lösungen im Angebot, an die du dein Handy oder dein Tablet anschliessen kannst und dann wird die Musik an deine Stereoanlage weitergeleitet. PCs und Laptops mit Stereoanlage zu verbinden ist seit jeher schwierig aber nicht unmöglich.

Darum muss eine neue Lösung her. Und weil im Titel schon so gross Multiroom-System steht, ist das der aktuelle Trend in der Beschallung von Räumen. Die Systeme werden als Nachfolger der Stereoanlagen gehandelt. Grosse Fussstapfen, die die neue Technologie füllen muss.

Wie jede andere neue Technologie ist bei Multiroom-Systemen die Zahl auf dem Preisschild hoch. Allen technischen Vorteilen zum Trotz wird der Frage «Kann ich mir das leisten?» recht viel Gewicht gegeben. Wenn du diese Frage mit «Ja» beantwortest, dann die Frage «Welches jetzt?» und «Kann ich das überhaupt selbst aufsetzen oder brauche ich da einen Techniker?»

Darum habe ich nach dem Test von drei Multiroom-Systemen gedacht, ich schreibe einen Guide für dich, damit du weisst, worauf es ankommt und worauf du dich einlässt.

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Wenn du detaillierte Informationen über den Sound und die Eigenheiten eines jeden Systems willst, dann lies dir die Reviews durch. In diesem Artikel werde ich die drei Geräte vergleichen und am Ende einen Testsieger bestimmen.

Die Grundvoraussetzungen

Egal, für welches System du dich am Ende entscheidest, du brauchst gewisse Dinge, die nicht im Lieferumfang des Multiroom-Systems enthalten sind und die du in deinem Haushalt anderweitig besorgen musst.

WLAN

Alle drei getesteten Systeme sind primär darauf ausgelegt, Musik über das heimische WLAN zu streamen. Je grösser die Bandbreite im WLAN, desto besser. Eventuell ist es an der Zeit, deinen Uralt-Router zu ersetzen. Dein Ziel sollte es sein, ein 5Ghz-WLAN im Haushalt zu haben. So kannst du sicher sein, dass du deinen normalen Heimbetrieb mit allen Smart Devices aufrechterhalten kannst und trotzdem noch störungsfrei Musik hören kannst. In unserer Kategorie Router suchst du den WLAN-Standard 802.11ac.

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Smartphone oder Tablet

Ferner benötigst du ein portables und smartes Gerät. Also ein Tablet oder ein Smartphone. Hier kommt zum ersten Mal ein Hardware-Faktor zum Tragen, der deine Wahl des Multiroom-Systems direkt beeinträchtigt. Das Denon-System benötigt für das Setup zwingend einen 3.5mm-Klinkenanschluss, womit das neue iPhone als Setup-Device wegfällt. Wenn du trotzdem iPhone und Denon willst, dann kauf dir doch ein superbilliges Android-Handy und nutze das als Setup-Device. Die Kontrolle des Systems selbst ist dann wieder locker über jedes Smartphone möglich, auch das neue iPhone.

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Smartphone

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Wenn du dich aber gegen ein Denon-System entscheidest, dann tut es auch dein iPhone oder Bleeding Edge Android Phone.

Das Setup und die Sicherheit

Beim Setup eines jeden Multiroom-Systems musst du auf nur wenig achten. Mit Ausnahme des Sony-Systems sind die Systeme darauf ausgelegt, dass du die Speaker einmal einrichten musst und dich dann nie wieder darum kümmern musst. Denon und Sonos sind beides Systeme, die darauf abzielen, ungesehen aber gehört zu sein.

Jedes Multiroom-System hat zudem einen Sicherheitsmechanismus eingebaut, der verhindern soll, dass du Speaker des Nachbars in dein System einbauen kannst.

  • Sony – Kontakt zum Gerät via NFC, unter anderem
  • Denon – Verbindung des Geräts mit Speaker via 3.5mm-Klinkenadapter
  • Sonos – Drücken von Knöpfen nach Anleitung in der App

Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, dass du dein Setup auch in einem Jahrzehnt noch sauber aufsetzen kannst, hat hier Sonos klar die Nase vorn. Denn es sei denn, es passiert ein ganz schlimmes Unglück, in zehn Jahren wirst du sicher noch Finger haben. NFC verzeichnet zwar auch einen Aufwärtstrend dank kontaktloser Zahlungsmöglichkeiten, aber es kann trotzdem sein, dass in zehn Jahren die Technologie veraltet und ersetzt ist. Auf Technologien Dritter zu setzen, kann riskant sein, wie der Fall Denon zeigt, denn neue Handys werden über kurz oder lang den 3.5mm-Klinkenanschluss weglassen.

Apropos Denon: Obwohl die aktuelle Version ihres Multiroom-Systems den 3.5mm-Jack benötigt, heisst das nicht, dass die Marke auf ewig abgeschrieben wird. Denn softwareseitig kann viel bewegt werden und so ist es denkbar, dass der 3.5mm-Klinkenanschluss einfach als Relikt verbaut bleiben wird. Tut auch keinem weh.

Der Klang: Kleine Speaker

Die kleinen Speaker, bei Denon und Sonos als 1er-Serie bezeichnet, bringen keinesfalls die Soundleistung, die du von einer Soundbar mit Subwoofer oder gar einem leicht grösseren Speaker erwarten kannst. Aber zur Beschallung von kleinen Räumen oder als unauffälliger Lautsprecher in einem Raum, in dem gearbeitet wird – der Küche zum Beispiel – sind die Speaker der 1er-Serie eine gute Investition.

Die besten kleinen Speaker stammen aus dem Hause Denon, denn sie sind die einzigen, die Sound erzeugen, der auch Audiophilen gut gefallen wird. Sony und Sonos liefern zwar soliden Sound, aber langfristiger Genuss klingt anders.

Der Klang: Mittlere Speaker

Mittlere Speaker werden bei Sonos und Denon mit der Zahl 5 oder 7 versehen. Sony setzt nach wie vor auf überaus komplexe Modellnamen, die wohl nur intern Sinn ergeben. Im vorliegenden Fall ist das SRS-X88.

Hier fällt es schwer, einen Sieger zu küren. Alle Speaker sind solide verarbeitet und liefern für die Grösse exzellenten Klang. Daher ist bei den Speakern nicht der Klang ausschlaggebend, sondern die Hardware. Denons Heos-Speaker haben ein gigantisches LED verbaut, das per App abgeschaltet werden kann. Auch ausgeschaltet werden kann das kleinere LED an den Sonos-Speakern, nicht aber an den Sony-Speakern. Damit zieht Sony den Kürzeren, denn die Lautsprecher sind auf einmal nicht fürs Schlafzimmer oder andere Räume geeignet, in denen Dunkelheit geschätzt wird.

Daher: Punkt Sonos

Der Klang: Soundbars und Subwoofer

Die Königsdisziplin der Lautsprecher im modernen Eigenheim ist der Vergleich der Soundbars und Subwoofer. Denn diese liefern den mit Abstand besten Klang im Haus und spielen nicht nur den Sound vom Handy sondern auch der Klang aus dem Fernseher ab.

Sony hat seine Soundbar primär als Fernsehzubehör konzipiert, erlaubt aber mit wenigen einfachen Schritten die Einbindung ins Multiroom Setup. Das initiale Setup muss aber zwingend mit dem Fernsehgerät erfolgen. Eine Soundbar als Speaker-Ersatz geht nicht. Ferner wird hier klar, dass Sony seine leuchtenden Dinger wirklich mag, denn oben an der Soundbar ist ein kleines Display verbaut, das du nicht ausschalten kannst. Es leuchtet immerzu und teilt dir mit, welcher Klang grade von wo her kommt. Danke, Sony, aber das kriege ich auch selbst hin. So von Ohr her.

Mein Wohnzimmer während der Testphase. Die Sony Soundbar ist unter dem Sofa... mir ging der Platz aus.

Bei Denon und Sonos hingegen sind die Soundbars zwar nicht zentrales Element in einem dezentralisiert konzipierten Setup, aber sie sind doch wichtig. Denn wenn du wirklich guten Sound willst, dann stell dir einfach eine Soundbar und einen Subwoofer in jedes Zimmer, das du beschallen möchtest. You’re welcome.

Wenn du beim Filmgenuss, genau wie ich, absolute Dunkelheit mit Ausnahme des Fernsehers schätzt, dann fällt Sony schon mal weg. Zwar haben die anderen Systeme auch leuchtende Elemente verbaut, doch diese können per App abgeschaltet werden.

Der Sound ist beim Sonos-System klar am besten, vor allem in Punkto Bass. Nicht nur sind die Feineinstellungen per App einfach vorzunehmen, sondern der Sound überzeugt einfach. Warme Bässe, klirrende Hochtöne, so soll das sein. Denon steht aber nicht viel nach, vor allem deshalb, weil die Speaker High Definition Audio unterstützen. Der Standard hat sich zwar noch nicht durchgesetzt, dürfte das aber in den kommenden Jahren tun.

Die App als virtuelle Zentrale

Multiroom-Systeme haben kein physisches Kernelement mehr, von dem aus alles hardwareseitig gesteuert werden kann. Die Systeme werden von Smart Devices gesteuert, die die Einstellungen, die einst einer Stereoanlage vorbehalten waren, übernehmen. Die geschieht via App.

Die Apps legen ihren Fokus nicht zwingend auf die Einstellungsfreiheit, sondern auf intuitives Design und Sorgenfreiheit. Vor allem letzteres wird während des Setups des Systems wichtig, denn die App ist – mit Ausnahme der Sony-Soundbar – die einzige konfigurationsfähige Interaktionsmöglichkeit mit den Lautsprechern.

Der Setupvorgang

Bei den App hat Sonos klar den Vorteil, da das Unternehmen weder eine über 100-jährige Geschichte vorzuweisen hat noch eine Lösung für alles, das Töne von sich gibt, erstellen will. Sonos will schlicht Lautsprecher ansprechen und dann vernetzen. Mehr will die App während dem Setup nicht. Das macht sie in einfachen Schritten. Dann noch schnell Knöpfe drücken und fertig.

Denon hingegen ist mit der Verkabelung von Smartphone und Speaker etwas komplizierter. Die Vernetzung scheitert manchmal und die Fehlermeldung auf dem Handy gibt nur «Geht nicht weil weiss auch nicht» aus.

Bei Sony ist das Setup kompliziert. Dir werden mehrere Möglichkeiten gegeben, wie du die Vernetzung vornehmen kannst, sei es nun via Bluetooth, Kontaktaufnahme mit WLAN-Router oder NFC. Das wirkt schnell überwältigend und abschreckend. Es ist nicht so, dass der Vorgang am Ende unmöglich abzuschliessen sei, aber der von Apps her gewohnte Aspekt der «straight forwardness» geht schon komplett ab.

Im Betrieb

Softwareseitig haben alle Multiroom-Systeme, die ich getestet habe, Folgendes gemeinsam:

  • Die Speaker können direkt von anderen Apps angesteuert werden
  • Lautsprecher können nur mit der App gruppiert werden
  • Playback ist möglich sowohl mit Apps Dritter wie Spotify als auch aus der Multiroom-App möglich

Während dem Musikgenuss zeigt Sony seine grossen Stärken, bleibt aber konsistent komplex. Sorgenfreiheit geht anders. Doch denen, die ihre Feineinstellungen gerne selbst vornehmen wollen, Bässe und Höhen und alles andere exakt einstellen wollen, wird mit der SongPal-App ein mächtiges Werkzeug gegeben, mit dem andere Multiroom-Systeme nicht mithalten können.

Bei Denons Heos App fällt auf, dass die Einstellungen gut versteckt sind. Sie sind auf dem Bildschirm Musik versteckt und dann oben links via Zahnrad zugänglich. Dort sind grundsätzliche Einstellungen möglich, nach einigen strikten Presets. Streamingdienste müssen gar nicht eingebunden werden, denn wenn die App Playback anbietet, können die Speaker direkt über Apps Dritter angesteuert werden. Während der Testphase habe ich die App selten benutzt, nachdem das Setup abgeschlossen war.

Spätzünder bei den Apps ist Sonos, die aber solide und sauber nachgelegt haben. Die App ist leicht und intuitiv zu bedienen und Drittdienste sind einfach und schnell einbindbar. Doch bis vor Kurzem war es nur möglich, Musik aus Streamingdiensten via App-Interface abzuspielen. Dass Sonos-Speaker direkt aus der Spotify-App angesteuert werden können ist erst seit einem Update im Dezember 2016 möglich. Seither habe ich die App nicht mehr angeschaut, da die Gruppierung für das Fernsehgerät automatisch aufgehoben wird, wenn die Soundbar ein Audiosignal des Fernsehers empfängt. Die Gruppierung wird nach dem Abschalten des Fernsehers wieder hergestellt.

Der Testsieger: Sonos

Über alles, Sonos gewinnt den Test. Das Setup ist einfach und intuitiv gestaltet und die App folgt dem. Die Integration von Streamingdiensten ist sauber implementiert und bietet seit einem Update auch die Möglichkeit, Musik abzuspielen, ohne die App zu verwenden. In der App selbst kannst du mehrere Accounts des selben Dienstes hinterlegen, auf die du dann frei zugreifen kannst. Hardwareseitig verbaut Sonos nicht nur gute Speaker, die soliden Klang liefern, sondern hat auch daran gedacht, dass sich Technologie weiterentwickelt und ihre Hardware so zukunftssicher wie möglich gestaltet.

Der einzige Nachteil, den ich am Sonos-System feststellen kann, ist der Preis. Sonos-Speaker kosten etwas mehr als die der Konkurrenz, machen aber den Aufpreis durch die einfache Bedienung und die Soundqualität sowie der Zukunftssicherheit wieder wett.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.

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