Nach Milliarden-Busse gegen Apple: Spotify will sich Schuldspruch zunutze machen
Die EU-Kommission hat gegen Apple eine Busse von 1,8 Milliarden Euro verhängt, weil sie ihre Marktmacht missbraucht hat. Streaming-Anbieter Spotify will sich das nun zunutze machen und die Abgaben an Apple mit einem Trick umgehen, den Apple bisher verboten hat.
Update vom 6. März
Nach dem Schiedsspruch der EU-Kommission zeigt sich Spotify erfreut – und möchte sich das Urteil gleich zunutze machen. Im Urteil befand die Vize-Präsidentin der EU-Kommission, Margrethe Vestager, die sogenannten Anti-Steering-Regeln Apples als «weder notwendig noch angemessen». Die Regeln besagen, dass ein App-Anbieter nicht mit Angeboten werben und diese verlinken darf, sofern sie ausserhalb der App zu kaufen sind.
Genau dies plant Spotify nun, wie es gegenüber The Verge bekannt gibt. Mit einem baldigen Update sollen Nutzerinnen und Nutzer nicht nur alle Preispläne für Spotify-Abos sehen können, ebenfalls werde es auch Verlinkungen unter den Angeboten geben. Diese werden vermutlich direkt auf die Website Spotifys führen, wo du die Abonnements kaufen kannst. Der Grund dafür ist einfach: Wird das Abo auf der Website von Spotify gekauft und nicht in der App, entfällt die Abgabe von 30 Prozent, die Spotify an Apple machen muss.
Der Launch der In-App-Käufe, den Spotify im Januar angekündigt hat, wird dafür noch auf Eis gelegt. Natürlich wird Apple das Update des Streaming-Riesen absegnen müssen, was bis vor kurzem noch undenkbar gewesen wäre . Nun haben die Kalifornier aber das Urteil der EU-Kommission im Nacken. Apple kündigte allerdings bereits an, gegen dieses Urteil in Berufung gehen zu wollen.
Ursprünglicher Artikel
Der Hammer ist gefallen: Die EU-Kommission befindet Apple für schuldig. Die Kalifornier haben mit ihren App-Store-Vorschriften für Musikstreaming-Anbieter gegen das Kartellrecht verstossen. Konkret: Gegen den Artikel 102 a über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) (Seite 43). Demnach erfüllen die Vorschriften des App-Stores den Tatbestand der unlauteren Handelsbedingungen. Dafür wird das Tech-Unternehmen zu einer Strafe von 1,8 Milliarden Euro verdonnert – und die Kommission gibt Spotify damit recht.
Was hat Apple genau getan?
Vor allem der schwedische Streaming-Anbieter Spotify hat sich ob den App-Store-Vorschriften diskriminiert gefühlt. Dies aus mehreren Gründen: Zum einen ist der App Store von Apple für Drittanbieter die einzige Möglichkeit, seine Services auf das iPhone oder das iPad zu bringen. Alternative App Stores fehlten bis anhin. So mussten sie sich wohl oder übel den Nutzungsbedingungen Apples beugen.
Diese besagen etwa, dass das Unternehmen nicht mit Produkten werben dürfe, die du ausserhalb des App Stores kaufen kannst. Wenn du aber etwas über eine App gekauft hast, die aus dem Apple App Store stammt – wie zum Beispiel ein Spotify-Abo – kassierte Apple 30 Prozent des Gewinns selber als Provision ein. Zusätzlich heikel: Apple hat mit Apple Music ein eigenes Streaming-Angebot, dessen Einnahmen natürlich zu 100 Prozent an Apple flossen.
Direkter und indirekter finanzieller Schaden
Apple hat die Konkurrenz damit benachteiligt, wie die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager verlauten lässt. Aber auch den Kundinnen und Kunden sind dadurch Nachteile entstanden. Zum einen haben sie womöglich höhere Preise bezahlt als nötig. Oder aber sie mussten einen Mehraufwand auf sich nehmen, um sich über allfällig preiswertere Angebote zu informieren. Dies, da Spotify ihnen wegen Apples Vorschriften diese Informationen vorenthalten musste.
Diese Regeln, so Vestager, seien «weder notwendig noch angemessen». Die Höhe dieser Busse soll eine abschreckende Wirkung haben. Grossen Tech-Unternehmen soll klar gemacht werden, dass der Digital Markets Act kein Papiertiger ist, sondern auch in der Praxis Anwendung findet. Dies gilt auch für den «Digital Services Act», wie sich etwa bei der Untersuchung gegen «X», ehemals Twitter, zeigt.
Während Spotify sich verständlicherweise glücklich zeigt, kündigt Apple Berufung an. Das Tech-Unternehmen findet, es fehle an «glaubwürdigen Beweisen für eine Schädigung von Verbraucher und Verbraucherinnen(...)».
Kommts schon bald zur nächsten Untersuchung?
Die Vorschriften, die Apple Drittparteien in seinem App Store macht, sind nicht der einzige Dorn in ihren Augen. Auch wie Apple nun versuche, die DMA-Regularien zu unterminieren, stösst ihnen sauer auf. Der Digital Markets Act zwingt Apple nun, ab dem 7. März 2024 dazu, den App-Download und die Installation aus anderen Stores zuzulassen – um den Marktmacht-Missbrauch zu verhindern.
Apple wird diesen neuen Anforderungen nachkommen müssen. Allerdings werfen Spotify, Microsoft und andere den Kaliforniern vor, dies für App-Entwickler jetzt so mühsam wie möglich zu gestalten. Da Apple in Dritt-Stores ihre Browser-Engine Webkit nicht mehr zur Vorschrift machen kann, erheben sie eine sogenannte Core Technology Gebühr von 50 Cent pro App-Download. Damit lohnt es sich beispielsweise für Spotify gar nicht, das derzeitige System von Apple zu verlassen – und es sei deshalb nur eine Scheinalternative. Ob Apple hier noch Anpassungen machen muss, hat die EU noch nicht entschieden.
Seit ich herausgefunden habe, wie man bei der ISDN-Card beide Telefonkanäle für eine grössere Bandbreite aktivieren kann, bastle ich an digitalen Netzwerken herum. Seit ich sprechen kann, an analogen. Wahl-Winterthurer mit rotblauem Herzen.